Michael Pistauer und Kai Arndt, Co-CEO’s Montana Aerospace, im Interview
von Bob Buchheit
Moneycab.com: Here Pistauer, trotz einem um 80 Prozent höheren operativen Erfolgs hat die Anlegergemeinde Ihre 9-Monatszahlen nicht goutiert und die Montana-Aerospace-Aktie zweistellig nach Süden geschickt. Hatte man mehr erwartet?
Michael Pistauer: Wir gehen davon aus, dass die neue Guidance für 2025 und 2026 teilweise anders aufgefasst wurde und möchten daher gerne zusätzlich Klarheit schaffen. Denn Montana Aerospace berichtet nun als reines Aerospace-Unternehmen: alle Zahlen sind exklusive des verkauften E-Mobility- und Energy-Segments. Für 2026 hatten wir ursprünglich ein EBITDA von über 250 Millionen Euro kommuniziert, davon rund 200 Mio. Euro aus Aerospace. Diese Prognose mussten wir leicht nach unten anpassen, da Wechselkurseffekte und tarifliche Implikationen das EBITDA spürbar beeinflussen. Operativ kompensieren wir diese Faktoren jedoch weitgehend, sodass die Guidance lediglich auf über 185 Millionen Euro reduziert wurde. Ohne den schwachen USD/EUR-Kurs hätten wir die Prognose sogar auf circa 225 Millionen Euro anheben können.
Die hohen Investitionen führten wieder zu einem negativen Cashflow. Wofür war das meiste Geld?
Kai Arndt: Montana Aerospace hat in den vergangenen Jahren über 800 Millionen Euro antizyklisch in Kapazitätsausbau, neue Werke, Maschinen und Technologiezentren investiert. Unser Ziel: uns klar vom Wettbewerb abzusetzen und der bevorzugte Partner der globalen Luftfahrt- und Raumfahrtindustrie zu werden. Und gerade dann zu investieren, wenn andere nicht investieren können. Ein aktuelles Beispiel für die Bestätigung unserer Strategie ist der vor kurzem unterzeichnete, mehrjährige Vertrag mit Airbus über die Lieferung von Aluminium-Extrusionen. Der Vertragswert liegt im hohen dreistelligen Millionenbereich.
«Montana Aerospace hat in den vergangenen Jahren über 800 Millionen Euro antizyklisch in Kapazitätsausbau, neue Werke, Maschinen und Technologiezentren investiert.»
Michael Pistauer: Ihre Aussage trifft nicht ganz zu – im Gegenteil. Der Negative Cash Flow resultiert aus der Art, wie ein Carve Out eines Segments im IFRS dargestellt wird. So wird im Cash Flow der Abgang aller Geldmittel reduzierend gebucht, der Abgang von Schulden (Gross Debt) aber ist im Cash Flow nicht ausgewiesen. Operativ hatte Montana Aerospace in den ersten neun Monaten einen sehr starken Cash Flow, das sehen Sie auch im operativen Cash Flow.
In diesem Jahr sind viele Schweizer Unternehmen zu «pure playern» geworden, so auch Montana Aerospace. Wie erklärt man sich diesen Modetrend?
Michael Pistauer: Wir heissen Montana AEROSPACE. Da liegt es auch nahe, dass dies unser Kernbereich ist. Ein Kernbereich, der durch bemerkenswertes Wachstum sowohl vom Markt als auch verstärkt durch unsere Positionierung geprägt ist. Ja, derzeit ist es ein berechtigter Trend, da ein Industriefokus für alle Stakeholder leichter zu handeln ist, für Investoren, Bankenanalysten aber auch für das Unternehmen selbst, wenn es etwa um die Allokation von Mitteln geht.
Kai Arndt: Der Trend zu pure playern ist eine strategische Reaktion auf Marktanforderungen. Die Fokussierung auf Aerospace ermöglicht uns, unsere Ressourcen gezielt auf Technologie, Innovation und operative Exzellenz zu konzentrieren.
Vereinfacht das Ihr Marketing?
Kai Arndt: Definitiv, denn eine klare equity story wird vom Markt goutiert. Gleichzeitig stärkt unser One-Stop-Shop unsere Position. Damit bieten wir unseren globalen Kunden sämtliche Leistungen aus einer Hand mit den höchsten Standards in Qualität, Liefertreue und Service.
Wo verstecken sich Synergieeffekte?
Kai Arndt: Zwischen Energy, E-Mobility und Aerospace gab es nur begrenzte Synergien. Deshalb war die Fokussierung auf Aerospace ein logischer Schritt. Im Aerospace-Geschäft erwarten wir nach der intensiven Investitionsphase einen deutlichen operativen Leverage.
«Zwischen Energy, E-Mobility und Aerospace gab es nur begrenzte Synergien. Deshalb war die Fokussierung auf Aerospace ein logischer Schritt.»
Welche Meilensteinzahlungen können Sie denn in den nächsten Jahren noch vom abgestossenen Energie-Bereich erwarten?
Michael Pistauer: Die Transaktion wurde mit 204 Mio. Euro Enterprise Value bewertet. Zusätzlich rechnen wir mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag als Earn-Out, abhängig von der Performance des Unternehmens, einem Verkauf oder einer Eigenkapitalmassnahme wie einem IPO. Ausserdem hätten wir ohne den Verkauf dieses Jahr noch rund 30 Millionen Euro in ASTA investieren müssen und in den kommenden Jahren ein Wachstumspaket von über 100 Millionen finanzieren. Durch die Fokussierung auf Aerospace können wir zudem über 66 Millionen Euro Fremdkapital in Eigenkapital umwandeln – ohne Verwässerung für unsere Investoren.
Wie sind Sie nach 15 Monaten mit der Wiedereingliederung der Alpine Metal Tech zufrieden?
Kai Arndt: Alpine Metal Tech ist unser Technologieführer im Bereich Automatisierung. Innerhalb des Aerospace-Bereichs liegt unser Fokus auf der Technologieführerschaft bei Extrusionen, der umfassenden Prozesskompetenz als One-Stop-Shop sowie auf einem leistungsfähigen Best-Cost-Setup. Diese Kombination ermöglicht es uns, höchste Qualitätsanforderungen zu erfüllen und gleichzeitig effizient zu agieren.
Ihre Eigenkapitalquote hat sich weiter auf 57,8% Prozent verbessert. Ich nehme an, dass Sie weiter rein organisch wachsen werden?
Michael Pistauer: Zukäufe bleiben für uns grundsätzlich eine Option und sind fester Bestandteil der Montana-Aerospace-DNA. Das Unternehmen ist durch gezielte Akquisitionen gewachsen, die unsere technologische Kompetenz, unsere Marktpräsenz und unsere Wertschöpfung gestärkt haben.
«Zukäufe bleiben für uns grundsätzlich eine Option.»
Im September hatte Montana Aerospace eine neue Finanzierungsvereinbarung in Höhe von 300 Millionen Euro abgeschlossen, zu einem Drittel als Darlehen, zu zwei Dritteln als wiederkehrende Kreditfazilität. Wäre eine Anleihe-Emission nicht billiger gekommen?
Michael Pistauer: Wir sind mit den Konditionen sehr zufrieden, und sie sind auch einfacher in der Handhabung. Bis Ende 2026 werden wir keine Nettoverschuldung mehr ausweisen, sondern eine Netto-Cash-Position.
Wie belastend ist für Sie der starke Franken?
Michael Pistauer: Wir fakturieren nur einen geringen Teil unseres Umsatzes in Schweizer Franken. Die Auswirkungen sind daher überschaubar.