Nicolas Perrenoud, CEO Quickline AG und Quickline Holding AG im Interview

Nicolas Perrenoud, CEO Quickline AG und Quickline Holding AG im Interview
Nicolas Perrenoud, CEO Quickline AG und Quickline Holding AG. (Foto: zvg)

Nicolas Perrenoud, CEO Quickline AG und Quickline Holding AG. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Perrenoud, die Quickline-Gruppe ist 2014 weiter gewachsen und hat den Umsatz um 11 % gesteigert. Welches waren die Wachstumstreiber?

Nicolas Perrenoud: Wachstumstreiber waren die Mitte 2014 lancierten neuen Produkte, welche preislich attraktiv, transparent und fair gestaltet sind. Zusammen mit dem kundennahen Service hat dies viele Neukunden zum Wechsel zu Quickline bewegt. Auch die Ausdehnung des Versorgungsgebiets in der Nordwestschweiz sowie die zunehmende Bekanntheit der Mitte 2014 lancierten Dachmarke sorgten für Wachstum.

Wie verlief die Entwicklung in den Bereichen Festnetz und Internet?

Sehr erfolgreich. Bei beiden Services haben wir je 17% zugelegt. Das ist ein besonders erfreuliches Ergebnis, da wir vor allem im Festnetz-Bereich viele Kunden von Swisscom zum lokalen Netzbetreiber holen konnten.

Im TV-Markt ist Quickline mit rund 370’000 Kunden hinter den beiden «Giganten» Cablecom und Swisscom die Nummer 3 in der Schweiz. Wo können und wollen Sie geographisch noch wachsen?

Es gibt nach wie vor einige Regionen in der Schweiz, welche nicht von upc oder Quickline besetzt sind. Dort werden wir unsere Wachstumsbemühungen auch in Zukunft fortsetzen.

«Es ist eine denkbare strategische Option, schweizweit Produkte anzubieten.» Nicolas Perrenoud, CEO Quickline AG und Quickline Holding AG

Welche Strategie verfolgen Sie, um den beiden grossen Gegenspielern Marktanteile abzujagen?

Unser Erfolgsrezept ist die Kombination eines innovativen und preislich attraktiven Produktportfolios, technologisch hochstehender Qualität, verbunden mit lokaler Präsenz und persönlichem Vor-Ort-Kundenservice. Wir sind zwar die Nummer drei, aber für viele Endkunden einen etwas kleineren, agileren und sympathischeren Anbieter.

Ist ein gesamtschweizerisches Angebot eine Option?

Wir sind daran, die Strategie 2020 zu verabschieden. Es ist eine denkbare strategische Option, schweizweit Produkte anzubieten.

Quickline entwickelt eine neue TV-Set-Top-Box. Was wird diese Neues bringen?

Die neue Cloud-basierte TV-Plattform wird in Sachen Benutzerfreundlichkeit und Kundenerlebnis neue Massstäbe setzen. Das TV-Erlebnis wird persönlicher: Dank dem Multiscreen-Konzept hat der Kunde sein Fernsehen immer dabei. Gezielte Empfehlungen erleichtern die Programmwahl und erlauben ihm, Neues zu entdecken. Natürlich gehören bekannte Features wie das zeitversetzte Fernsehen, das Aufnehmen von uneingeschränkt vielen Sendungen in HD-Qualität sowie eines der umfangreichsten Video-on-Demand-Angebote weiterhin dazu.

In welchem Zeitraum ist die Einführung geplant?

Wir stehen kurz vor den ersten Tests. Wenn alles nach Plan läuft erfolgt die Lancierung im ersten Semester 2016.

Quickline und UPC Cablecom auf der einen und Teleclub/Cinetrade von Swisscom auf der anderen Seite streiten sich vor der Weko um Teleclub Sport. Wie gross schätzen Sie den Nachteil für Quickline ein, Ihren Kunden dieses Angebot nicht unterbreiten zu können?

TV-Content ist das A und O für den Kunden. Wir stufen es als einen bedeutenden Wettbewerbsnachteil ein, dass wir unseren Kunden im Bereich Live-Sport nicht dasselbe Teleclub-Angebot bieten können wie Swisscom.

Rund 30% des Umsatzes im Privatkundengeschäft sollen auch im laufenden Jahr in die Produktplattform investiert werden. Welche Entwicklungen über die TV-Set-Top-Box hinaus sind zu erwarten?

«Wir wollen die Menschen mit innovativen Multimediaprodukten begeistern und ihnen das beste Kundenerlebnis bieten, jeden Tag.» so lautet die Vision von Quickline. Auch im Geschäftsjahr 2015 wollen wir neue innovative Produkte einführen und mit einem persönlichen, lokal verankerten Kundenservice den Bedürfnissen der Kunden entsprechen. Um diese Vision leben zu können, sind wir bereit, hohe Investitionen zu tätigen.

«Wir stufen es als einen bedeutenden Wettbewerbsnachteil ein, dass wir unseren Kunden im Bereich Live-Sport nicht dasselbe Teleclub-Angebot bieten können wie Swisscom.»

Im März letzten Jahres haben Sie in Solothurn zusammen mit der GA Weissenstein einen Pilot für ein öffentliches WLAN gestartet. Was hat die Testphase ergeben und welche weiteren Pläne verfolgen Sie in diesem Bereich?

Das WLAN-Projekt in Solothurn konnte erfolgreich durchgeführt werden. Die gewonnen Erkenntnisse zu Anforderungen Technik, Bedürfnisse, Nutzung werden nun ausgewertet. Ein Rollout auf andere Städte/Regionen im Quickline-Gebiet ist in Prüfung.

Anfang April hat die Quickline Business AG in Münchenstein ihr neues Datacenter «Datacube» eröffnet. Was zeichnet das Rechenzentrum aus?

Seit April 2015 bietet Quickline Business AG ihren Geschäftskunden Telekommunikationslösungen im modernsten Datacenter der Schweiz, das eine barrierefreie Kommunikation mit der ganzen Welt ermöglicht. Höchste Performance- und Sicherheitslevel, eine breite Skalierbarkeit der Leistungen sowie der geologisch sichere Standort in Münchenstein machen den Datacube zu einem attraktiven Standort für Unternehmen, die ihre Daten sicher geschützt wissen möchten.

Welche Unternehmen sprechen Sie damit an und wie läuft es mit der Vermietung der rund 2500 m2 Fläche?

Die Bedürfnisse unserer Kunden sind unterschiedlich und durch individuelle Herausforderungen und Ziele geprägt. Entsprechend erarbeiten wir eine auf die Unternehmen abgestimmte Strategie. Zusammen mit den Business Services ergibt das ein interessantes Paket für Unternehmen jeder Grösse.

Zu Jahresbeginn hat die Quickline Business AG ihr Business-Angebot um «Quickline Managed Network» erweitert. Was sieht dieses Konzept vor?

Hierbei handelt es sich um ein proaktiv überwachtes Firmennetzwerk. Das Konzept ist einfach: Nachdem die Netzwerkarchitektur gemeinsam mit dem Kunden designt worden ist, baut und finanziert Quickline die physischen Netzwerkkomponente und stellt im Anschluss deren Betreuung sicher, während der Kunde in einem monatlichen Mietmodell die Initialkosten refinanziert. Das sorgt für Kostentransparenz und eine Kalkulationsgrundlage mit Planungssicherheit. Zudem spart der Kunde sowohl teure Investitionskosten als auch Personalressourcen für den Netzwerk-Service ein.

Herr Perrenoud, wir bedanken uns für das Interview.

Zur Person:
Nicolas Perrenoud (Jg. 1973) studierte Betriebswirtschaft an der HWV Bern (Abschluss 1998). Er begann seine berufliche Laufbahn als Revisionsleiter bei Ernst & Young bevor er im Jahr 2000 zur BVGroup in den Bereich Private Equity/Venture Capital wechselte. Im 2003 machte er sich selbständig und übernahm diverse Mandate als CFO. Ende 2004 trat er als CFO in die Finecom Telecommunications AG (heutige Quickline AG) ein. Seit 2010 ist Nicolas Perrenoud CEO der Quickline AG und der Quickline Holding AG und somit verantwortlich für die Entwicklung des Quickline-Verbundes. In den letzten 10 Jahren beeinflusste er massgebend den Geschäftsverlauf, die Weiterentwicklung der Produkte und das Wachstum des Quickline-Verbundes und hat vertiefte Kenntnisse der Kabelnetzbranche gewonnen. Nicolas Perrenoud ist seit 2012 zudem Mitglied des Verwaltungsrates der Digital Cable Group AG in Zug, seit 2013 Mitglied des Verwaltungsrates der Quickline Business AG und Vorstandsmitglied des Branchenverbandes Swisscable.

Zum Quickline-Verbund
Die Unternehmen der Quickline-Gruppe bieten Multimedia-Angebote für Privatkunden (Quickline AG), Geschäftskunden (Quickline Business AG) und Netzbetreiber (Quickline Net AG). Die Quickline-Gruppe ist als drittgrösster TV-Anbieter sowie viertgrösster Internet- und Telefon-Anbieter eine der treibenden Kräfte im Schweizer Markt. Die Quickline-Gruppe ist mit 21 unabhängigen Netzbetreibern im Quickline-Verbund zusammengeschlossen und versorgt im Schweizer Kabelnetzmarkt knapp 400’000 Haushalte. Gemeinsam werden unter der Marke «Quickline» die Multimediaprodukte Internet, Digital-TV/Radio, Festnetz- und Mobile-Telefonie vermarktet.

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