Nicole Loeb, Delegierte des Verwaltungsrats Loeb Holding AG

Nicole Loeb, Delegierte des Verwaltungsrats Loeb Holding AG

Nicole Loeb, Delegierte des Verwaltungsrats Loeb Holding AG. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab: Frau Loeb, erst vor ein paar Jahren hat die Loeb Gruppe das Bayard Wartmann Fashion Business verkauft. Wieso eröffnen Sie im nächsten Jahr Scooter Fashion-Geschäfte in gleich neun Standorten?

Nicole Loeb: Wir haben uns im Jahr 2008 von Bayard Wartmann getrennt, weil dies ein Teil der Abmachung des Vertrages mit dem Ehepaar Bayard war. Zudem lagen dem Entscheid auch strategische Gründe zugrunde. Loeb befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer Phase der Umstrukturierung. Dazu gehörte unter anderem der Totalumbau unseres Hauptgeschäfts. Dank der geglückten strategischen und operativen Weichenstellungen verfolgen wir seit 2012 eine vorsichtige Expansionspolitik. Mit Scooter bot sich eine Chance, die wir nutzen mussten.

Im letzten Jahr ist der Modemarkt in der Schweiz geschrumpft. Erwarten sie also 2014 eine Trendwende?

Die Konzepte, welche wir verfolgen, waren auch im letzten Jahr stabil. Wir rechnen weiterhin mit stabilen Verhältnissen.

Warum gehen Sie denn in Ihrer Expansion nicht auch ein wenig in die Westschweiz? Fribourg und Biel kann man ja nicht voll zählen.

Wie erwähnt, verfolgen wir eine sanfte Expansionsstrategie. Zum heutigen Zeitpunkt konzentrieren wir uns auf die Deutschschweiz.

Welcher von Ihren bestehenden Label-Stores läuft denn gerade am besten, Loeb Uhren & Accessoires am Berner Bahnhof?

Loeb Uhren und Accessoires im Berner Bahnhof läuft in der Tat hervorragend. Aber auch unser Street One Store zeigt eine sehr schöne Entwicklung! Grundsätzlich benötigen neue Verkaufsgeschäfte eine gewisse Anlaufzeit.

Zu Loeb gehört auch das traditionelle Musikhaus Krompholz. Es wurde 1855 gegründet. Wieviel Traditionsbewusstsein und Herzblut steckt für Sie in so einem „Anhängsel“?

Das Musikhaus Krompholz ist in Bern gut etabliert. Allerdings hat sich der Musikmarkt in den letzten Jahren stark verändert. Der Einbruch der CD-Verkäufe durch den Internethandel und Downloads zwangen uns, das Konzept zu überdenken. Künftig fokussieren wir uns auf unsere Kernkompetenz, den Instrumentenverkauf. Mit der neuen Positionierung wollen wir das Unternehmen in eine wirtschaftlich stabile Zukunft führen.

Eine Tradition ist auch der Eigenhandel und die Aufbewahrung von Loeb Partizipationsscheinen bei Ihnen im Hause in Bern. Nehmen denn Kunden beim Einkaufen immer noch hin und wieder einen PS mit nachhause?

Ja, das kommt oft vor, aber nicht täglich. Wir haben eine Tagesbegrenzung von 10 Stück pro Person.

Mit 2 Franken pro Partizipationsschein sind die Transaktionsgebühren aber recht hoch…

Nein, im Vergleich zu den Bankgebühren sind sie sehr tief und es werden keine Depotgebühren erhoben.

«Loeb ist ein Familienunternehmen mit Tradition, das soll auch weiterhin so bleiben.»

Die Stimmenmehrheit der Fralo Holding verhindert einen Kontrollwechsel. Ich nehme an, dass das trotz der Wandlung von einigen A-Aktien in B-Aktien bei Loeb so bleiben wird?

Loeb ist ein Familienunternehmen mit Tradition, das soll auch weiterhin so bleiben. Daher ist es wichtig, dass die Stimmenmehrheit in der Familie bleibt.

Sind eigentlich weitere Vereinfachungen der noch immer etwas komplizierten Kapitalstruktur in der Pipeline?

Nein, dies steht derzeit nicht zur Diskussion.

Grundstücke und Gebäude der Loeb AG sind rund 170 Millionen Franken wert. Rein rechnerisch wären das 70 Prozent mehr als der Wert der Loeb-Partizipationsscheine und –Aktien zusammen. Hoffen Sie, dass sich diese Unterbewertung mit dem Handel der Aktien über die OTC-Plattform der Berner Kantonalbank  ab 2014 korrigiert?

Wir kommentieren die Kursentwicklung nicht. Small Cap Unternehmen sind wegen der engen Marktliquidität generell tiefer bewertet als grössere kotierte Gesellschaften. Die OTC-Plattform bietet nun eine Möglichkeit für verkaufswillige Aktionäre, auszusteigen. Der Kreis der Aktionäre dürfte sich erweitern, was ein Novum für Loeb ist. Wir erwarten keinen grossen Unterschied zwischen dem PS-Kurs und demjenigen der B-Aktie.

«Wir erwarten keinen grossen Unterschied zwischen dem PS-Kurs und demjenigen der B-Aktie.»

Was sind Ihre Erwartungen für das Weihnachtsgeschäft? Welches sind die Trends?

Das 2. Halbjahr hat gut begonnen und wir blicken zuversichtlich auf das Weihnachtsgeschäft. Eigentliche Weihnachtsgeschenke-Trends sind noch nicht auszumachen. Sehr gut laufen derzeit Bereiche wie Wohndesign, Lederwaren und Accessoires.

Vor Jahren hatte Loeb rund 800 Mitarbeitende und über 200 Millionen Umsatz. Jetzt liegen wir bei beiden Kennzahlen etwa bei der Hälfte. Ist das langfristige Ziel wieder die alte Grösse?

Im Zuge der strategischen Neuausrichtung hatte Loeb in den letzten Jahren das Beteiligungsportfolio deutlich bereinigt. Wir haben keine langfristigen Umsatzziele, sondern legen in erster Linie Wert auf ein qualitatives Wachstum. Wir streben eine nachhaltige Rentabilität an, die die Existenz und Unabhängigkeit der Loeb-Gruppe sicherstellt.

Zur Person:
Nicole Loeb ist Delegierte des Verwaltungsrates der Loeb Holding AG. Ihren Abschluss als Textilbetriebswirtin BTE machte sie an der Akademie für Mode-Business, Management und Marketing. Nach beruflich bedingten Auslandaufenthalten in Deutschland und den USA stieg Nicole 1999 ins Familienunternehmen ein, wo sie zunächst als Bereichsleiterin Mode tätig war. In den Jahren 2002 bis 2005 war sie Mitglied des Verwaltungsrates, bevor sie zur Delegierten des Verwaltungsrates gewählt wurde. Nicole ist ausserdem Vorstandsmitglied bei der Vereinigung der Mittel- und Grossbetriebe des schweizerischen Detailhandels (Swiss Retail Federation) und dem Handels- und Industrieverein der Stadt Bern. Nicole lebt in Muri bei Bern, ist verheiratet und Mutter zweier Töchter.

Zum Unternehmen:
Loeb – gegründet 1881 und in der fünften Generation durch die Eignerfamilie Loeb geführt – gehört zu Bern wie die Zytglogge und der Bärenpark. Der Warenhauskonzern betreibt nicht nur in Bern, sondern auch in Biel, Thun und Schönbühl Kaufhäuser, sowie über ein Dutzend Stores mit Marken wie Gerry Weber, Cecil, Street One u.a. Die Partizipationsscheine des Unternehmens sind an der SIX kotiert.

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