Patrick Richter, CEO Agile Wind Power AG

Patrick Richter, CEO Agile Wind Power AG

Patrick Richter, CEO Agile Wind Power AG

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Richter, die Agile Wind Power AG entwickelt eine vertikal drehende Windkraftanlage, die bestehende Windräder in Sachen Effizienz, Wartungsaufwand und Wirtschaftlichkeit deutlich überflügeln soll. Wie funktioniert dieses System?

Patrick Richter: Um die vertikal verlaufende Achse rotieren frei bewegliche Flügel, die alleine durch den Winddruck ausgerichtet werden. Sowohl die Widerstands- wie auch die Auftriebskraft werden auf diese Weise optimal genutzt. Charakteristisch für diesen Antrieb sind sehr tiefe Drehzahlen. Die Konstruktion ist so gewählt, dass sich ein verbesserter Energiegewinn bei gleichzeitig herabgesetzter Belastung der Struktur ergibt. Die erwähnten Eigenschaften ermöglichen erstmals eine Windkraftturbine mit vertikaler Bauweise in Leistungsklassen von Grossanlagen zu skalieren.

Welches sind von der Effizienz der Windnutzung her die bedeutendsten Unterschiede zu den bekannten Windrädern?

Ein direkter Vergleich mit den grossen 3-Blatt-Rotoren ist generell schwierig, da es sich um ein grundlegend anderes Prinzip handelt. Die Bauweise der AGILE-Turbine ermöglicht aber auf dem gleichen, für den Aufbau einer Anlage zur Verfügung stehenden Platz, mehr Leistung zu errichten. Hinzu kommen Effizienzvorteile, wie z.B. dass die AGILE-Turbine nicht nach dem Wind ausgerichtet werden muss oder dass sie bei tiefen Windgeschwindigkeiten selbstständig anläuft. Letztendlich ist der Wartungsaufwand deutlich geringer, da sich die wartungsintensiven Komponenten am Boden befinden.

Agile Wind Power

«Um die vertikal verlaufende Achse rotieren frei bewegliche Flügel, die alleine durch den Winddruck ausgerichtet werden. Sowohl die Widerstands- wie auch die Auftriebskraft werden auf diese Weise optimal genutzt.»
Patrick Richter, CEO Agile Wind Power AG

Neue Windenergieprojekte in der Schweiz haben häufig mit viel Widerstand zu kämpfen: Zu teuer, zu laut, der Schattenwurf, Verschandelung der Bergwelt etc. werden moniert. Kann die von Ihnen entwickelte Turbine den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen?

Verschandelung oder nicht wird natürlich je nach Blickwinkel und Prioritäten des Betrachters unterschiedlich gewertet und ist immer subjektiv geprägt. Wir sind aber der Überzeugung mit unserer Anlage wesentliche Vorteile zu bieten. So haben wir keinen durch drehende Flügel generierten, nervösen Schattenwurf, sondern der Schatten wandert kontinuierlich mit dem Sonnenstand. Weiter wurde uns von Vogelexperten bestätigt, dass die AGILE-Turbine für Vögel keine Gefahr darstellt. Letztendlich sei erwähnt, dass durch das Leistungsvermögen unserer Turbine weniger Aufstellraum beansprucht wird, was die Landschaftsbelastung sicherlich erträglicher macht.

«Wir haben keinen durch drehende Flügel generierten, nervösen Schattenwurf, sondern der Schatten wandert kontinuierlich mit dem Sonnenstand.»

Nach Tests im Windkanal haben Sie diesen Sommer auf dem Flugplatz Dübendorf verlässliche Testreihen durchführen können. Mit welchen Resultaten?

Die Resultate sind sehr erfreulich. Der mobile Messaufbau mit dem Lastwagen hat zwar zu negativen Einflüssen auf die Messung geführt, hauptsächlich verursacht durch die Turbulenzen der Führerkabine. Trotzdem wurden in den Versuchen aber die erwartet hohen Leistungen gemessen. Trotz der Ungenauigkeiten der Störeinflüsse ergeben die Auswertungen der Messdaten ein höheres Leistungspotential wie für andere Turbinen im gleichen Bereich der Schnelllaufzahl (=Verhältnis der Umfangsgeschwindigkeit des Rotors zur Windgeschwindigkeit).

Wo steht das Projekt heute?

Wir stehen kurz davor, die erste komplette Prototypenanlage in Chur zu errichten. Weiter konnten wir eine Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW in Winterthur in Angriff nehmen. Parallel zum Prototypenbau erforschen wir dort mit der Abteilung Maschinen- und Energietechnik unter anderem das Strömungsverhalten der AGILE-Turbine, um Schlüsse für aerodynamische Optimierungen ziehen zu können.

Welches sind die nächsten geplanten Schritte?

Im Moment dreht sich hauptsächlich alles um die Realisierung des Prototypen. Dieser soll Anfang nächsten Jahres errichtet werden, so dass wir dann genaue Messungen durchführen können. Sind diese Versuche sowie die gemeinsamen Forschungen mit der ZHAW erfolgreich, können wir damit beginnen die Entwicklung der Serienreife, samt Industriealisierung und Zertifizierung in Angriff zu nehmen.

Gesetzt der Fall, alles verläuft nach Plan: Wann erwarten Sie, Ihre Windkraftanlage auf den Markt bringen zu können?

Wir wollen dieses Ziel bis zur zweiten Jahreshälfte 2014 erreichen.

Wie hoch sind die Kosten des Projekts und wie wird es finanziert?

Die Kosten für so ein Vorhaben sind erheblich, da die Entwicklung immer über Prototypen- und Pilotanlagen erfolgt. Vor allem in der kommenden Phase der Serienreifeentwicklung rechnen wir mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Bisher wurde alles mit eigenen Mitteln und Förderbeiträgen finanziert. Diese Strategie wollen wir nach Möglichkeit aufrechterhalten hierfür wird jetzt auch der Kreis der Aktionäre erweitert. Für die kommende Phase zur Erreichung der Marktreife sind wir an der Beteiligung eines strategischen Partners interessiert.

Welche Partner arbeiten mit Ihrem Unternehmen an diesem Projekt?

Neben der ZHAW werden wir im Engineering von der an uns beteiligten Mertec Technology Group unterstützt. Mit der MSW Aviation AG und der Max Vogelsang AG in Wohlen wurden die Flügel und die Ringsegmente sowie die Turmkonstruktion für den Prototypen entwickelt. Die Josias Gasser Baumaterialien AG in Chur stellt uns auf ihrem Firmengelände Land für die Errichtung des Prototypen zur Verfügung. In spezialisierten Belangen unterstützt uns die FESTO AG tatkräftig. Im Bereich der Kommunikation arbeiten wir mit der Tollkirsch GmbH aus Winterthur und der Stöhlker AG aus Zollikon zusammen.

«In zehn Jahren werden wir auf einer Plattform im Meer stehen und zuschauen, wie da draussen unsere ersten Windtürme aufgestellt werden.»

Wie ist die Idee entstanden?

Die Grundidee hatte mein Schwiegervater, ein damals pensionierter Maschineningenieur und Konstruktionsleiter. Eigentlich wollte er im Garten für meine Kinder ein kleines Windrad in Form eines Karussells bauen. Die Idee zum Antrieb faszinierte uns beide dann so sehr, dass wir damit begannen zu experimentieren, laufend zu verbessern, und Versuche, u.a. auch im Windkanal, durchführten. Die Materie der Windradentwicklung sowie der Stand der Technik und des Marktes wurden intensiv studiert. Als wir sahen, dass das neue Antriebsprinzip so nicht existiert und ein hohes Leistungspotential bietet, wurden Patente angemeldet. Letztendlich führte alles zur Gründung der Agile Wind Power AG.

Haben Sie eine Vision, wie sich die Agile Wind Power AG in 10 Jahren präsentieren wird?

Ja, die habe ich: In zehn Jahren werden wir auf einer Plattform im Meer stehen und zuschauen, wie da draussen unsere ersten Windtürme aufgestellt werden. Dafür erachten wir sie nämlich als äusserst geeignet.

Welche Rolle wird die Windkraft bei der angestrebten Energiewende einnehmen und wo liegen ihre Grenzen?

Die aktuelle Diskussion der Energiegewinnung zeigt auf, dass neue saubere und gefahrlose Wege für eine nachhaltige Sicherung unserer Energieversorgung beschritten werden müssen. Dabei spielt die Windenergiegewinnung überall eine zentrale Rolle, weil sie durch hohe Wirkungsgrade,  Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit, nebst der «alten» Wasserkraft, den vordersten Rang in den erneuerbaren Energien einnimmt. Aktuell ist bis 2020 ein Ausbau der weltweit installierten Leistung auf ca. 800 GW geplant. Das entspricht gegenüber heute einer Vervierfachung. Grenzen dieser Entwicklung sind derzeit nicht auszumachen.

Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchses ein?

Soweit ich das abschätzen kann, glaube ich auch im Bereich der Führung an unsere Wettbewerbsfähigkeit. Ich habe die Schweizer generell als verantwortungsvoll, aber ohne dabei den gesunden Pragmatismus zu verlieren erlebt. Diese Eigenheit erlaubt es effektiv zu führen.

Wie wichtig ist Diversity für Ihr Unternehmen und welche Massnahmen sind in Ihrem Unternehmen zum Thema geplant oder schon umgesetzt?

Als junges Startup-Unternehmen ist dies bei uns noch kein Thema, welchem Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Verschiedenartigkeit fokussiert sich da eher auf die unterschiedlichen fachlichen Disziplinen, die unser Projekt hervorruft, als auf die sozialen.

Herr Richter, herzlichen Dank für das Interview.

Zur Person:
Geburtsdatum: 28. September 1973
Zivil-, Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Heimatort, Nationalität:  Zürich ZH, Schweiz

Patrick Richter ist ausgebildeter Elektroniker und besitzt ein eidgenössisches Diplom in Wirtschaftsinformatik. Er absolvierte Weiterbildungen in den Bereichen Führung, Betriebswirtschaft, Projektmanagement sowie Total Quality Management.

Nach seiner Berufsausbildung startete seine Karriere 1995 als Projektleiter bei einem Zürcher Software-Unternehmen, wo er nach seinem berufsbegleitenden Studium die Entwicklungsabteilung leitete und als Mitglied der Geschäftsleitung amtete.

2001 ergriff Patrick Richter die Gelegenheit, eine neu entwickelte Software für Grossunternehmen und Behörden im Markt zu etablieren. Er beteiligte sich an den dafür gegründeten Produktentwicklungs- und Dienstleistungsfirmen und führte diese während acht Jahren als CEO. Das Unternehmen wuchs in der Zeit kontinuierlich. Er führte ein Total-Quality-Managementsystem ein und liess die Unternehmen erfolgreich nach ISO 9001 zertifizieren.

2009 verliess Patrick Richter die Softwareentwicklung, um sich auf das, bis zu diesem Zeitpunkt auf privater Ebene vorangetriebene Projekt der AGILE-Turbine konzentrieren zu können. 2010 gründete er zusammen mit seinem Schwiegervater die Agile Wind Power AG.

In der Schweizer Luftwaffe diente Patrick Richter als Kommandant bei der Fliegerabwehr und ist immer noch in einer führenden Funktion in der Luftwaffe aktiv. Er ist leidenschaftlicher Privatpilot, verheiratet und hat zwei Kinder. «Wir sind der Überzeugung mit unserer Anlage wesentliche Vorteile zu bieten.» «Wir sind der Überzeugung mit unserer Anlage wesentliche Vorteile zu bieten.» «Wir sind der Überzeugung mit unserer Anlage wesentliche Vorteile zu bieten.» «Wir sind der Überzeugung mit unserer Anlage wesentliche Vorteile zu bieten.» «Wir sind der Überzeugung mit unserer Anlage wesentliche Vorteile zu bieten.»

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