Philipp von Büren, CEO Cendres+Métaux Gruppe, im Interview

Philipp von Büren, CEO Cendres+Métaux Gruppe, im Interview
Philipp von Büren, CEO Cendres+Métaux. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr von Büren, ein um 72 Prozent besseres operatives Ergebnis trotz nicht unbedingt leichtem Umfeld lässt sich sehen. Trotzdem: Was wäre das worst-case scenario?

Philipp von Büren: Die letzten drei Jahre haben gezeigt – nichts ist vorhersehbar und nichts darf als sicher angesehen werden. Wir erlebten eine globale Pandemie, es herrscht Krieg, die Inflation ist hoch, und die Energiekrise und der Fachkräftemangel sind weiterhin grosse Herausforderungen. Vieles kann geschehen, und in dem Sinne gibt es viele ganz unterschiedliche Risiko-Szenarien, auf die wir uns so gut wie möglich vorbereiten. Nichtdestotrotz stimmen uns die Resultate sehr positiv und lassen uns optimistisch in die Zukunft blicken.

140 statt 115 Franken Dividende, darin drückt sich Vertrauen in die Zukunft aus, denn trotz Veränderungen im Konsolidierungskreis stieg der Umsatz um 18,4 Prozent. Da braucht es natürlich im jetzigen schwierigen Umfeld neues Personal. Wieviel?

Im Jahr 2022 haben wir akquisitionsbereinigt ein Wachstum von rund sieben Prozent beim Personal erreicht. Das genügt jedoch nicht, das angepeilte Wachstum in 2023/24 zu erreichen. Wir suchen in sehr vielen Bereichen Fachkräfte und investieren viel in die Rekrutierung, Weiterbildung und in unsere Positionierung am Markt als attraktive Arbeitgeberin. Derzeit haben wir rund 40 offene Stellen.

«Die letzten drei Jahre haben gezeigt – nichts ist vorhersehbar und nichts darf als sicher angesehen werden.»
Philipp von Büren, CEO Cendres+Métaux Gruppe

Wo ist es denn schwieriger Fachpersonal zu rekrutieren? In Ihrer Division Luxury+Industry oder Medtech?

In einem hart umkämpften Arbeitsmarkt ist es generell schwierig Fachkräfte zu rekrutieren.

Im Bereich Medtech produzieren Sie teilweise nicht unter Ihrem eigenen Namen. Gibt es jetzt ähnlich wie in der Autoindustrie verstärkt Druck auf die OEM-Zulieferer?

In der Zuliefererindustrie sind wir stets einem Druck ausgesetzt. Rohmaterialien sind gefragt und rar auf dem Weltmarkt. Die Preise steigen und werden durch die Inflation noch zusätzlich verteuert. Lieferfristen verlängern sich, das sehen wir beispielsweise auch bei den Lieferfristen von Maschinen. Bei steigenden Herstellkosten aufgrund höherer Material-, Lohn- und Energiekosten mussten wir Anpassungen in den Verkaufspreisen machen und Verträge mit unseren Kunden neu verhandeln. Insgesamt ist es aber so, dass wir aufgrund unserer Kompetenz, mikromechanische Präzisionsteile herstellen zu können, gut aufgestellt sind.

Sind die Margenunterschiede zwischen OEM und Eigennamen im Medtech-Bereich sehr bedeutend?

Ja, es gibt einen Margenunterschied. Bei den eigenen Markenprodukten sind aber auch die Verkaufskosten höher. Daher ist der Unterschied auf EBIT-Stufe nicht wesentlich.

Denken Sie auch, dass die gesamte Medtech-Industrie nach dem Coronataucher weiteres Aufholpotential hat?

So schlimm war der Taucher aufgrund von Corona im Bereich Medtech nicht, respektive nur kurzfristig. Die Menschen haben, sofern das möglich war, Eingriffe aufgeschoben und haben diese bereits oder sind die jetzt am Nachholen. Die Medizintechnik ist klar ein Wachstumsmarkt.

«So schlimm war der Taucher aufgrund von Corona im Bereich Medtech nicht, respektive nur kurzfristig.»

Das Umlaufvermögen der Cendres+Métaux Gruppe hat nochmals auf fast 200 Millionen zugenommen. Spiegelt sich darin vor allem die Inflation?

Die Zunahme des Umlaufvermögens lässt sich einerseits durch die Erhöhung der Debitoren, welche durch das Umsatzwachstum angestiegen sind, begründen. Das Wachstum hat zudem dazu geführt, dass sich das Edelmetall-Lager erhöht hat, was sich auf der Passivseite bei der Erhöhung von Edelmetall-Darlehen zeigt. Die Inflation hat keinen nennenswerten Einfluss auf das Umlaufvermögen.

Wird handkehrum die Inflation zu einem starken Treibsatz Ihrer Verkäufe im Luxussegment oder sparen die Leute hier beim Konsum?

Wir sehen, dass die Inflation derzeit keine negativen Effekte für Verkäufe im Luxussegment hat. Wir erwarten, dass die Nachfrage im Luxussegment weiterhin stark bleibt.

Es wurde auch im letzten Jahr etwas mehr ins Marketing investiert. Das war, weil sie nach Corona wieder auf Ausstellungen gehen konnten. Wo liegen nun die Schwerpunkte?

Coronabedingt gab es Tendenzen, dass die Zeit der Messen vorbei ist. Wir haben also verstärkt auf digitale Kommunikation gesetzt. Es stellt sich nun heraus, dass Messen eine gleiche, wenn nicht sogar höhere Relevanz haben als vor der Pandemie. Das heisst, Menschen möchten sich wieder treffen und sich persönlich austauschen. Im Umkehrschluss setzen wir weiter auf das digitale Marketing, heisst wir machen tendenziell mehr im Bereich Kommunikation/Marketing. Hinzu kommt, dass wir als Gruppe wachsen und es da auch mehr Marketing-Investitionen braucht. Sei es beispielsweise auch im Bereich der internen Kommunikation und bei der Stärkung der Attraktivität als Arbeitgeberin.

«Es stellt sich nun heraus, dass Messen eine gleiche, wenn nicht sogar höhere Relevanz haben als vor der Pandemie.»

Die Auflösung von Rückstellungen hat den Gewinn auf fast 100 Millionen Franken förmlich explodieren lassen. Die Eigenkapitalquote liegt bei 58%. Haben Sie, nachdem die Integration der letzten Übernahme Cornu et Cie dermassen reibungslos geklappt hat, Lust auf Mehr?

Das ist sogar Teil unserer Strategie. Wir wollen wachsen, unter anderem auch mittels Akquisitionen, um unsere Kompetenzen auszubauen und Kunden eine noch grössere und stringentere Palette an Dienstleistungen anbieten zu können.

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