Philippe Echenard, CEO SV Group

Philippe Echenard, CEO SV Group

Philippe Echenard, CEO SV Group

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Echenard, die SV Group hat 2011 den Umsatz währungsbereinigt um 3,4 % steigern können, ein Verlust bei der Veräusserung von „Der Partylöwe“ in Deutschland hat aber den Reingewinn auf 2,1 Mio Franken halbiert. Was ist mit dem „Partylöwen“ schief gelaufen?

Philippe Echenard: Die Rentabilität hat gefehlt. Wir konnten mit dem Partylöwen über Monate keinen Gewinn erwirtschaften und haben uns deshalb entschieden, uns fortan in Deutschland auf die Geschäftsfelder Business und Care zu konzentrieren und uns vom Partylöwen zu trennen.

Wie hat sich das Geschäft in Deutschland, das 19 % zum Konzernumsatz beiträgt, sonst entwickelt?

Im Geschäftsfeld Business Catering bestand nach wie vor ein sehr hoher Preisdruck, was gute Abschlüsse erschwert hatte. Bedingt durch das gute allgemeine Wirtschaftsklima war bei Grossunternehmen wenig Interesse am Outsourcen von Cateringdienstleistungen da, was einen starken Verdrängungseffekt zur Folge hatte. Wir hatten ungeachtet des Kostendrucks konsequent an der Positionierung als Qualitäts-Caterer festgehalten und konnten schliesslich von der zunehmenden Nachfrage nach Catering auf hohem Niveau profitieren und im Geschäftsfeld Business 14 neue Mandate gewinnen. Im Geschäftsfeld Care (Catering von Krankenhäusern und Seniorenheimen) sind per Ende 2010 zwei assoziierte Gesellschaften weggefallen. Dieser Wegfall konnte noch nicht vollumfänglich durch Neugeschäft wettgemacht werden

Wie würden Sie die Rahmenbedingungen beschreiben, in denen das Ergebnis 2011 zu Stande gekommen ist?

Die Rahmenbedingungen waren sehr anspruchsvoll, bedingt durch den starken Schweizerfranken. Zu Vorjahreskursen hätten wir rund 18 Mio. mehr Umsatz erzielt.

Wie war die grosse Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung im täglichen Geschäft spürbar?

Unser Kerngeschäft, die Personalgastronomie ist sehr stabil und es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Arbeitnehmende in wirtschaftlich unsicheren Zeiten sogar noch öfters das Personalrestaurant besuchen. Hingegen war der Durchschnittscoupon tendenziell sinkend, d.h. der Gast verzichtet beispielsweise auf ein Dessert nach dem Mittagessen.

Sie haben sich deutlich besser geschlagen als die Schweizer Gesamt-Gastronomie, wo die Nachfrage drastisch zurückging. Wo sehen Sie die Hauptgründe?

Die Personalgastronomie ist grundsätzlich ein sehr stabiles Geschäft. Mit unserer fokussierten Diversifikationsstrategie haben wir in einem Gastronomiesegment Fuss gefasst, das grundsätzlich ein grosses Wachstumspotenzial hat. Wir treiben mit Spiga Ristorante die Expansion im Bereich Fast Casual Restaurants voran, dem hohe Wachstumschancen attestiert werden.

«Unsere Handschrift zeigt sich vor allem in der Qualität und in der Transparenz.» Philippe Echenard, CEO SV Group

Business Catering – die Führung von Personalrestaurants – war auch 2011 mit Abstand der wichtigste Umsatzträger. In welchen Märkten konnten Sie wie viele neue Mandate gewinnen?

Wir haben von 45 neuen und 5 bestehenden Kunden das Business Catering in 68 Betrieben in der Schweiz, Deutschland und Österreich hinzugewonnen. 28 Betriebe befinden sich in Österreich, 23 in der Schweiz und 17 in Deutschland.

Gibt es eine über die verschiedenen Personalrestaurants hinweg gültige „Küchen-Philosophie“?

Unsere Handschrift zeigt sich vor allem in der Qualität und in der Transparenz. Die Nährwertdeklarationen und die Deklaration allergener Stoffe gehören zu den grossen Themen in der Gemeinschaftsverpflegung. Und die Rezepturen bilden die Basis für eine Deklaration. Im Sinn einer Best Practice übernehmen wir wenn möglich auch die besten Rezepte im Unternehmen.

Welche aktuellen Trends stellen Sie in der Betriebsverpflegung fest?

Der Trend geht ganz klar in Richtung Regionalität, Saisonalität und Frische. Der „Znüniapfel“ soll aus der Schweiz kommen. Erdbeeren im Februar sind passé, dafür im Mai der grosse Renner. Dem Trend nach Frische kommen wir mit so genannten Fronkcooking Stationen nach, wo die Mahlzeiten direkt vor den Augen des Gastes zubereitet werden.

2011 konnte die SV Group als Franchisenehmerin von Marriott in Zürich und München drei neue Hotels eröffnen. Haben sich die Erwartungen hinsichtlich Auslastung erfüllt?

Die drei Neueröffnungen sind heute auf Kurs. In den ersten Monaten lag das Residence Inn in München über den Erwartungen, während das Renaissance Zürich Tower Hotel und das Courtyard by Marriott in München unter den Erwartungen lagen. Es braucht jedoch immer eine gewisse Zeit, bis sich ein Hotel etabliert hat und die ersten Belegungszahlen sind selten ein Indiz für die weitere Entwicklung. Der Buchungstrend für die kommenden Monate sieht absolut positiv aus. Deshalb sind wir sehr optimistisch, was die Zukunft der Neueröffnungen betrifft.

«Ein Outsourcing der Gastronomie/Hotellerie in Institutionen des Gesundheitswesens ist in ausländischen Märkten ein probates Mittel, um die Kosten zu senken.»

Das Geschäftsfeld Care, das die Verpflegung in Pflegeheimen, Altersresidenzen und Krankenhäusern umfasst, sorgte für 10 Prozent der Einnahmen. In der Schweiz verläuft das Geschäft aber noch nicht zu Ihrer Zufriedenheit. Worauf führen Sie die Zurückhaltung beim Outsourcing der Verpflegung zurück?

Der Kostendruck im Schweizer Gesundheitswesen ist noch nicht genügend hoch. Ein Outsourcing der Gastronomie/Hotellerie in Institutionen des Gesundheitswesens ist in ausländischen Märkten ein probates Mittel, um die Kosten zu senken.

Was kennzeichnete 2011 den Catering-Bereich?

Eine positive Dynamik kennzeichnete das Kerngeschäft im vergangenen Geschäftsjahr. Wir konnten gute Mandate akquirieren und weiter an Umsatz zulegen. Es hat sich gezeigt, das vor allem qualitativ hochwertiges Catering auch in gesättigten Märkten wie in der Schweiz weiterhin sehr gefragt ist.

Wo setzen Sie im laufenden Jahr die Schwerpunkte und welche Erwartungen verbinden Sie mit 2012?

Wir setzen den Schwerpunkt bei der Steigerung der Profitabilität und einer weiteren Stärkung der länderübergreifenden Zusammenarbeit. Wir werden im 2013 drei Seniorenheime in Deutschland eröffnen, die wir komplett in Eigenregie führen und setzen in diesem Jahr einen Schwerpunkt bei der Vorbereitung dieser Expansion. In Österreich werden wir das erste Mandat für das Catering eines Krankenhauses übernehmen. In der Schweiz hoffen wir, dass wir die Expansion von Spiga weiter vorantreiben können. Bei einer stabilen Währungssituation erwarten wir ein Umsatzwachstum deutlich über dem Vorjahr sowie eine deutliche Gewinnsteigerung.

Herr Echenard, herzlichen Dank für das Interview.

Zur Person:
Philippe Echenard, Jahrgang 1963, ist im Mai 2001 als CEO der SV Group in der Schweiz ins Unternehmen eingetreten und seit 2010 als CEO der Holding tätig. Der Absolvent der Hotelfachschule Lausanne hat seine berufliche Laufbahn bei Mövenpick und McDonald’s begonnen. 1997 wurde er zum Operations Director ernannt und in dieser Funktion Mitglied der Geschäftsleitung von McDonald’s Suisse. Er ist seit 2010 Mitglied des Vorstandes der Zürcher Handelskammer und Alumni der Stanford University (2009).

Zum Unternehmen:
Die SV Group AG mit Holdingsitz in Dübendorf ist in der Schweiz, Deutschland und Österreich im Business, Care und Event Catering, im Hotelmanagement und in der Gastronomie tätig. 2011 erwirtschaftete der Konzern mit rund 8300 Beschäftigten  einen Nettoumsatz von 627 Mio Franken.

Die SV Group besitzt die Konzept- und Markenrechte von Spiga und ist Franchisenehmerin  für die Hotelmarken Courtyard by Marriott, Renaissance und Residence Inn by Marriott. In der Schweiz ist die SV Group mit rund 336 geführten Betrieben Marktführerin in der Gemeinschaftsgastronomie.

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