Ramin Schams, Gründer und CEO von KnowS, im Interview

Ramin Schams, Gründer und CEO von KnowS, im Interview
Ramin Schams, Gründer und CEO von KnowS (Bild: KnowS)

von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Schams, Sie haben KnowS Mitte 2018 gegründet und 2020 lanciert. Was waren Ihre konkreten Beweggründe für diese Gründung, und welche Ihrer ursprünglichen Hypothesen über den Schweizer Markt für Dienstleistungsvermittlung haben sich in den ersten Jahren bestätigt, welche nicht?

Ramin Schams: Die Idee zu KnowS entstand 2018 aus einer ganz persönlichen Beobachtung: Im Alltag gibt es viele Situationen, in denen man kurzfristig Unterstützung braucht. Ein prägendes Beispiel war für mich ein Töggelikasten mit über 120 Kilo Gewicht, den ich damals in den dritten Stock transportieren musste. Freunde hatten keine Zeit, professionelle Firmen waren für einen so kleinen Auftrag zu teuer und nicht flexibel. Genau solche Alltagssituationen zeigen, wie gross der Bedarf nach einer Plattform ist, die schnell, lokal und unkompliziert Menschen miteinander verbindet.

«In den letzten zwei Jahren hat sich unsere Entwicklung deutlich beschleunigt. Wir zählen inzwischen über 100’000 registrierte Mitglieder, mit rund 3’000 neuen Anmeldungen pro Monat.» Ramin Schams, Gründer und CEO von KnowS

Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit sind viele auf kurzfristige Unterstützung angewiesen, ob bei einem Event, bei organisatorischen Aufgaben oder im Haushalt. Mit einer einfachen und unkomplizierten Inserierung können auf KnowS Aufträge aller Art erfasst werden. Der Vorteil ist, dass alles über eine Plattform mit einem Profil funktioniert, egal ob es sich um handwerkliche Tätigkeiten, Nachhilfe, Gartenpflege oder kreative Services handelt. Dieser generalistische Ansatz sorgt dafür, dass Nutzer nicht mehrere Apps oder Plattformen brauchen, sondern alle Dienstleistungen an einem Ort finden.

Unsere Hypothese war, dass die Menschen in der Schweiz grosses Vertrauen in lokale Netzwerke haben und gleichzeitig offen für digitale Lösungen sind, wenn diese einfach, transparent und sicher sind. Das hat sich bestätigt: Die integrierte Versicherung, die Verifizierung der Anbieter und unser Bewertungssystem sind zu zentralen Erfolgsfaktoren geworden, weil sie Sicherheit und Transparenz schaffen.

Nicht eingetreten ist hingegen die Annahme, dass ein breites Angebot von Anfang an automatisch genügend Nachfrage generiert. Gerade in der Anfangsphase mussten wir stark in den Aufbau der Angebotsseite investieren, damit für jede Anfrage auch passende Offerten eingehen. Heute sehen wir jedoch, dass die Balance zwischen Angebot und Nachfrage funktioniert und die Plattform-Effekte greifen.

KnowS verzeichnet heute über 100‘000 Community-Mitglieder und hat bereits mehr als 4‘000 Aufträge erfolgreich vermittelt. Können Sie uns die wichtigsten Wachstumskennzahlen der letzten zwei Jahre nennen (etwa die Entwicklung der monatlichen Neuanmeldungen, des Transaktionsvolumens und der durchschnittlichen Auftragswerte)?

In den letzten zwei Jahren hat sich unsere Entwicklung deutlich beschleunigt. Wir zählen inzwischen über 100’000 registrierte Mitglieder, mit rund 3’000 neuen Anmeldungen pro Monat. Die Dynamik hat sich besonders seit dem Launch unserer App für iOS und Android Ende 2023 verstärkt, da die mobile Nutzung für viele unserer Nutzer den entscheidenden Zugang zur Plattform darstellt. Gerade für die jüngere Zielgruppe zwischen 18 und 40 Jahren war die App ein wichtiger Schritt, um KnowS flexibel und unkompliziert in den Alltag zu integrieren.

Auch das Auftragsvolumen hat sich vervielfacht: Mittlerweile wurden über 5’000 Aufträge über KnowS abgewickelt, von kleineren Einsätzen wie einer Gartenhilfe bis hin zu grösseren Projekten im Event- und Handwerksbereich. Auffällig ist dabei, dass der durchschnittliche Auftragswert gestiegen ist. Er liegt heute bei rund 250 bis 300 Franken, was zeigt, dass die Nutzer der Plattform zunehmend auch komplexere und höherwertige Dienstleistungen nachfragen.

Darüber hinaus wird KnowS mittlerweile täglich von tausenden Nutzern aktiv genutzt. Neben den abgeschlossenen Aufträgen verzeichnen wir mehrere tausend Know-how-Austausche, bei denen Wissen und Fähigkeiten weitergegeben werden. Das stärkt den Community-Gedanken und sorgt dafür, dass sich die Plattform nicht nur auf monetäre Transaktionen reduziert, sondern auch echten Mehrwert durch den Austausch schafft.

Welche konkreten Ziele haben Sie sich für die kommenden zwei Jahre gesetzt, welche Themen und Regionen werden Wachstumstreiber sein?

Für die kommenden zwei Jahre verfolgen wir drei zentrale Ziele. Erstens möchten wir unsere Plattform weiter stark ausbauen. Konkret wollen wir bis Ende 2026 rund 250’000 registrierte Nutzer erreichen und die Zahl der monatlich aktiven Nutzer verdoppeln. Dieses Wachstum soll weiterhin stark durch organische Weiterempfehlungen entstehen, gleichzeitig verstärken wir den Einsatz gezielter digitaler Werbung, um neue Nutzergruppen zu erschliessen.

Zweitens treiben wir die geografische Expansion voran. In der Schweiz liegt der Fokus auf der Westschweiz, insbesondere Genf und Lausanne. Parallel dazu bereiten wir den Markteintritt in Deutschland vor, wo wir ab 2026 aktiv werden möchten. Der deutsche Markt unterscheidet sich strukturell, bietet aber mit seiner Grösse enormes Potenzial, insbesondere in urbanen Regionen.

«In der Schweiz liegt der Fokus auf der Westschweiz, insbesondere Genf und Lausanne. Parallel dazu bereiten wir den Markteintritt in Deutschland vor.»

Drittens wollen wir unser Geschäftsmodell diversifizieren. Neben der bestehenden Servicegebühr für jede erfolgreiche Vermittlung führen wir ein Abomodell für Anbieter ein, mit dem sie ihre Dienstleistungen und ihre Skills prominenter präsentieren können. Das wird nicht nur die Sichtbarkeit der Anbieter erhöhen, sondern auch die Plattform nachhaltig refinanzieren. Parallel dazu entwickeln wir zusätzliche Features wie eine KI-gestützte Inserats-Erstellung, verbesserte Matching-Algorithmen und Tools für den Chat, die den Austausch zwischen Auftraggebern und Anbietern noch effizienter und transparenter machen.

Als CEO einer Plattform, die auf Community-Effekten basiert: Was sind Ihre wichtigsten strategischen Hebel, um die Entwicklung der Plattform weiter voranzutreiben, wie messen Sie den Erfolg dieser Initiativen?

Unsere wichtigsten Hebel sind einerseits die Verbesserung des Nutzererlebnisses und andererseits die Steigerung der Sichtbarkeit unserer Plattform. Auf der Angebotsseite investieren wir in Tools wie eine KI-gestützte Inserats-Erstellung, damit Anbieter schneller zu professionellen Anzeigen kommen. Auf der Nachfrageseite setzen wir auf bessere Matching-Algorithmen, die Auftraggeber und Anbieter effizient zusammenbringen. Dazu kommen neue Features im Chat, die die Kommunikation strukturierter und transparenter machen.

Ein zweiter Hebel ist die konsequente Stärkung von Sicherheit und Vertrauen. Durch die Kooperation mit der Zurich Versicherung sind alle Aufträge abgesichert. Zudem haben wir klare Verifizierungsprozesse und ein transparentes Bewertungssystem etabliert. Diese Faktoren sind entscheidend, damit unsere Plattform auch bei höherwertigen Aufträgen genutzt wird.

Darüber hinaus ist die gezielte Reichweitensteigerung zentral. Wir kombinieren organisches Wachstum über Weiterempfehlungen mit digitaler Werbung und strategischen Partnerschaften, um neue Nutzergruppen zu erschliessen und die Markenbekanntheit zu erhöhen.

Den Erfolg messen wir anhand mehrerer Kennzahlen: Wachstum bei monatlichen Neuanmeldungen, die Zahl der aktiv genutzten Inserate und Anfragen sowie die Abschlussrate bei veröffentlichten Aufträgen. Besonders wichtig ist für uns das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, also wie schnell ein Auftrag passende Offerten erhält und wie hoch die Buchungsquote ist. Zusätzlich beobachten wir das Transaktionsvolumen sowie den durchschnittlichen Auftragswert, da diese direkt Aufschluss über die wirtschaftliche Relevanz der Plattform geben.

Der Schweizer Markt zeigt bei der KI-Adoption noch Zurückhaltung – nur 32% der Unternehmen haben ihre technische Infrastruktur gemäss einer Deloitte-Studie gut vorbereitet. Welche konkreten Abläufe bei KnowS werden heute bereits durch KI unterstützt?

Wir setzen KI gezielt dort ein, wo sie echten Mehrwert schafft und repetitive Prozesse vereinfacht. Bereits heute nutzen wir Algorithmen im Matching-Prozess: Aufträge werden mit den am besten passenden Anbietern verknüpft, unter Berücksichtigung von Ort, Verfügbarkeit, bisherigen Bewertungen und Preisrahmen. Das erhöht die Qualität der Vorschläge und führt zu einer höheren Abschlussrate.

Auch im Support setzen wir KI ein, etwa für die automatische Beantwortung von Standardanfragen oder die Weiterleitung an den richtigen Ansprechpartner. So können wir unsere Reaktionszeiten verkürzen und gleichzeitig Ressourcen im Team effizienter einsetzen.

«Wir setzen KI gezielt dort ein, wo sie echten Mehrwert schafft und repetitive Prozesse vereinfacht.»

Ein nächster Schritt ist die Unterstützung bei der Inserats-Erstellung. Hier arbeiten wir an einem KI-gestützten Tool, das Anbietern automatisch Titel, Beschreibungen und passende Kategorien vorschlägt. Damit wollen wir es insbesondere neuen Nutzern erleichtern, ihre Dienstleistungen professionell zu präsentieren und schneller erste Aufträge zu gewinnen.

Sie setzen KI intern bei KnowS ein: Können Sie konkrete Zahlen zu Kosteneinsparungen oder neuen Geschäftsmöglichkeiten nennen, die durch KI-Implementierung entstanden sind? Wie quantifizieren Sie den ROI Ihrer KI-Investitionen?

Der direkte ROI von KI-Investitionen zeigt sich bei uns vor allem in Form von Effizienzgewinnen. Durch automatisierte Prozesse im Support konnten wir die Bearbeitungszeiten bei Standardanfragen um rund 30 % reduzieren. Das bedeutet, dass unser Team deutlich mehr Kapazität für komplexe Fälle und die Weiterentwicklung der Plattform hat, ohne zusätzliche Personalkosten.

Auf der Plattformseite wirkt sich KI im Matching positiv auf die Abschlussrate aus. Wir konnten feststellen, dass sich die Zahl der Offerten, die tatsächlich zu einer Buchung führen, seit Einführung der Algorithmen um etwa 15-20 % verbessert hat. Für Anbieter bedeutet das eine höhere Erfolgsquote, für Auftraggeber einen schnelleren Zugang zu passenden Lösungen.

Neue Geschäftsmöglichkeiten entstehen insbesondere durch die geplante KI-gestützte Inserats-Erstellung. Hier erwarten wir, dass es für neue Mitglieder deutlich einfacher wird, ihre Dienstleistungen professionell zu präsentieren. Dadurch können sie schneller aktiv werden, was das Angebot auf der Plattform wachsen lässt und sich unmittelbar auf das Transaktionsvolumen auswirkt und damit auf unseren Umsatz.

Welche neuen Technologien und Innovationen werden Ihrer Einschätzung nach die Vermittlung von Dienstleistungen in den nächsten 3-5 Jahren am fundamentalsten beeinflussen? Wie positioniert sich KnowS strategisch gegenüber diesen Entwicklungen?

In den kommenden Jahren werden vier technologische Entwicklungen die Dienstleistungsvermittlung besonders prägen. Erstens wird KI zunehmend das Matching zwischen Angebot und Nachfrage automatisieren und verbessern. Anbieterprofile und Auftragsbeschreibungen lassen sich damit viel präziser verknüpfen, sodass Auftraggeber schneller zum passenden Dienstleister gelangen.

Zweitens sehe ich grosse Chancen in der Integration von Conversational Tools. Sprachbasierte Interfaces und intelligente Chatfunktionen werden es Nutzern ermöglichen, noch natürlicher mit der Plattform zu interagieren, sei es bei der Auftragserstellung oder bei der direkten Kommunikation zwischen Anbieter und Auftraggeber.

Drittens wird die zunehmende Mobile-First-Nutzung den Standard setzen. Für viele Menschen, insbesondere jüngere Zielgruppen, ist das Smartphone der wichtigste Zugang zu digitalen Dienstleistungen. Das bedeutet, dass Plattformen wie KnowS noch stärker auf einfache, intuitive und mobile Nutzung ausgerichtet sein müssen.

«Sprachbasierte Interfaces und intelligente Chatfunktionen werden es Nutzern ermöglichen, noch natürlicher mit der Plattform zu interagieren.»

Viertens werden erweiterte Verifizierungsmechanismen an Bedeutung gewinnen, um Vertrauen und Sicherheit weiter zu stärken. Plattformen, die hier konsequent investieren, werden auch komplexere und höherwertige Aufträge erfolgreich abwickeln können.

Wie schätzen Sie die Position der Schweiz bezüglich digitaler und automatisierter Dienstleistungsvermittlung im internationalen Vergleich ein? Welche strukturellen Verbesserungen müssten dennoch vorgenommen werden, um die Position zu stärken?

Im internationalen Vergleich ist die Schweiz in vielen Bereichen digital gut aufgestellt, doch bei der automatisierten Dienstleistungsvermittlung bestehen noch klare Unterschiede. Länder wie die USA, aber auch skandinavische Märkte, sind bei der Plattformnutzung und beim Einsatz neuer Technologien teils deutlich weiter. In der Schweiz spüren wir eine gewisse Zurückhaltung, insbesondere, wenn es um die Verlagerung persönlicher Dienstleistungen in digitale Kanäle geht.

Gleichzeitig hat die Schweiz entscheidende Stärken: ein hohes Vertrauensniveau, eine kaufkräftige Bevölkerung und eine breite Bereitschaft, für Qualität und Sicherheit auch angemessen zu bezahlen. Das sind ideale Rahmenbedingungen für Plattformen wie KnowS, die genau auf Transparenz und Verlässlichkeit setzen. Wir sehen deshalb eine grosse Chance, die Schweiz als Vorreiter für vertrauensvolle, abgesicherte Plattformmodelle im Dienstleistungsbereich zu positionieren.

Um die Position zu stärken, braucht es vor allem zwei Dinge: Erstens eine konsequente Förderung der digitalen Infrastruktur, insbesondere im Bereich mobiler Anwendungen. Zweitens mehr Offenheit und Unterstützung für digitale Geschäftsmodelle, etwa durch vereinfachte regulatorische Rahmenbedingungen für Plattformarbeit oder gezielte Förderprogramme für innovative Startups. Damit kann die Schweiz ihr Potenzial besser ausschöpfen und im internationalen Vergleich eine aktivere Rolle einnehmen.

Der Fachkräftemangel-Index der Schweiz ist 2024 zwar um 18% gesunken, bleibt aber über dem Vor-Pandemie-Niveau. Wie wirkt sich diese Situation konkret auf Ihr Geschäftsmodell aus – sowohl als Chance für mehr Nachfrage als auch als Herausforderung für Ihr eigenes Wachstum?

Der Fachkräftemangel wirkt sich auf unser Geschäftsmodell in zweierlei Hinsicht aus. Auf der Nachfrageseite führt er dazu, dass Unternehmen wie auch Privatpersonen verstärkt alternative Wege suchen, um kurzfristig Unterstützung zu finden. Genau hier setzt unsere Plattform an: Auftraggeber können innerhalb weniger Stunden passende Angebote erhalten, von handwerklichen Tätigkeiten über IT-Support und organisatorische Aufgaben bis hin zu Event- und anderen Dienstleistungssektoren. Für uns bedeutet das eine steigende Nachfrage nach flexiblen und schnell verfügbaren Dienstleistungen.

Auf der Angebotsseite haben wir gerade in diesem Umfeld einen Vorteil. KnowS bringt Menschen aus allen Dienstleistungssektoren zusammen, über verschiedene Generationen hinweg, mit vielfältigen Skills und Referenzen. Das schafft eine breite Angebotsbasis, die den Fachkräftemangel teilweise abfedern kann. Viele unserer Mitglieder nutzen die Plattform, um nebenbei ein Einkommen zu erzielen oder ihr Know-how gezielt einzusetzen.

Für uns als Plattform ist der Fachkräftemangel deshalb sowohl Chance als auch Antrieb.

Mit Blick auf die prognostizierten 500‘000 fehlenden Arbeitskräfte bis 2030: Welche innovativen Lösungsansätze sehen Sie, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, ohne die Einwanderung noch weiter auszuweiten? Welche Rolle kann KnowS dabei spielen?

Die Prognose von 500’000 fehlenden Arbeitskräften bis 2030 zeigt deutlich, dass wir vorhandene Ressourcen im Inland besser nutzen müssen. Ein zentraler Ansatz ist die Aktivierung ungenutzter Potenziale. Viele Menschen verfügen über wertvolle Fähigkeiten, die bisher nicht im klassischen Arbeitsmarkt sichtbar sind, von Studierenden über Pensionierte bis hin zu Teilzeitbeschäftigten oder Personen in beruflicher Neuorientierung. Plattformen wie KnowS machen diese Talente sichtbar und zugänglich.

«Die Prognose von 500’000 fehlenden Arbeitskräften bis 2030 zeigt deutlich, dass wir vorhandene Ressourcen im Inland besser nutzen müssen.»

Ein zweiter Hebel ist die Flexibilisierung der Arbeit. Nicht jeder möchte oder kann in einem Vollzeitpensum tätig sein. Über projektbasierte Vermittlungen lassen sich Skills gezielt und zeitlich begrenzt einsetzen, stundenweise, neben dem Studium oder ergänzend zu einer Haupttätigkeit. Damit entsteht ein zusätzliches Reservoir an Arbeitskräften, das den Mangel abfedern kann.

Drittens braucht es eine stärkere Förderung von Weiterbildung und Praxiserfahrung. Viele Mitglieder nutzen unsere Plattform bereits heute, um neue Tätigkeitsfelder auszuprobieren, Referenzen aufzubauen und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Künftig wollen wir diesen Bereich noch stärker unterstützen, etwa durch Wissensaustausch und Micro-Learning-Formate.

KnowS versteht sich hier als Marktplatz für Skills, der Menschen unabhängig von Alter oder beruflichem Hintergrund zusammenbringt. Auf diese Weise helfen wir, ungenutzte Potenziale zu aktivieren, den Arbeitsmarkt flexibler zu machen und dem Fachkräftemangel mit neuen, innovativen Ansätzen zu begegnen, ohne die Einwanderung weiter ausweiten zu müssen.

Bei welchen Entwicklungen bei KnowS sehen Sie aktuell die grösste Dringlichkeit? Können Sie uns Ihre Top-3-Prioritäten für die nächsten 12 Monate nennen und deren erwartete Auswirkungen auf das Geschäft quantifizieren?

Unsere Top-3-Prioritäten für die kommenden 12 Monate sind klar definiert:

Einführung des Abomodells für Anbieter
Damit schaffen wir für Dienstleister die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten prominenter darzustellen und mehr Sichtbarkeit zu erzielen. Wir erwarten, dass dadurch nicht nur die Einnahmen unserer Plattform diversifiziert werden, sondern auch die Abschlussrate steigt. Erste Umfragen zeigen, dass rund 30-35 % der aktiven Anbieter ein solches Modell nutzen werden.

Ausbau der Plattform mit zusätzlichen Features
Dazu zählen die Entwicklung von KI-gestützten Tools für Inserate und Matching sowie neue Chat-Funktionen, die die Kommunikation zwischen Auftraggebern und Anbietern vereinfachen. Unser Ziel ist es, die durchschnittliche Zeit bis zur Auftragsvergabe, die heute bei rund 30 Stunden liegt, deutlich zu reduzieren. Damit erhöhen wir die Effizienz für Auftraggeber und steigern gleichzeitig die Abschlussquote für Anbieter.

Geografische Expansion in der Schweiz
Wir konzentrieren uns auf die Westschweiz mit Lausanne und Genf. Dort sehen wir ein sehr hohes Potenzial, die Zahl der Nutzer in den nächsten 12 Monaten, um weitere 20-30 % zu steigern.

Zusammengefasst erwarten wir, dass diese drei Massnahmen unser Transaktionsvolumen im kommenden Jahr mindestens verdoppeln und die Plattform nachhaltig auf den nächsten Wachstumsschritt vorbereiten.

Sie überlegen sich eine Expansion nach Deutschland. Können Sie uns konkrete Zahlen zu den geplanten Investitionen und dem Zeitrahmen nennen? Wie unterscheidet sich der deutsche Markt strukturell vom Schweizer?

Deutschland ist für uns der logische nächste Schritt, da der Markt mit seiner Grösse ein Vielfaches des Schweizer Potenzials bietet. Wir planen den Markteintritt ab 2026, zunächst in Süddeutschland, in einer Stadt wie München oder Stuttgart. Dort wollen wir bewusst mit einer starken Konzentration starten, um zuerst genügend Anbieter auf der Plattform zu haben. So stellen wir sicher, dass Auftraggeber vom ersten Tag an ein schnelles und qualitativ gutes Matching erleben.

Für diese erste Phase kalkulieren wir mit Investitionen von rund 0.5 bis 1 Million Franken. Damit können wir gezielt ein lokales Team aufbauen, Marketingmassnahmen finanzieren und erste Partnerschaften etablieren. Für die anschliessende Skalierung auf weitere Städte rechnen wir mit einem mittleren einstelligen Millionenbereich über die ersten zwei Jahre.

Strukturell unterscheidet sich der deutsche Markt vom Schweizer in mehrfacher Hinsicht. Einerseits ist die Bevölkerung stärker preissensitiv, andererseits ist die Vielfalt der Dienstleistungsanbieter deutlich grösser. Das bedeutet für uns: Wir müssen unsere Plattform so positionieren, dass Sicherheit und Transparenz klar im Vordergrund stehen, um Vertrauen aufzubauen. Gleichzeitig erfordert die Grösse des Marktes eine stärkere Regionalisierung. Nutzer in München erwarten andere Angebote als in Berlin oder Köln. Genau deshalb setzen wir auf eine schrittweise Expansion mit lokalem Fokus, statt auf einen sofortigen nationalen Rollout.

«Während wir den Aufbau in der Schweiz komplett eigenfinanziert im Bootstrapping-Ansatz geschafft haben, werden wir für die Expansion nach Deutschland externe Investoren einbeziehen.»

Wichtig ist auch: Während wir den Aufbau in der Schweiz komplett eigenfinanziert im Bootstrapping-Ansatz geschafft haben, werden wir für die Expansion nach Deutschland externe Investoren einbeziehen. Nur so können wir die nötige Geschwindigkeit erreichen und gleichzeitig die Qualität und Sicherheit gewährleisten, für die KnowS steht.

Ihr Geschäftsmodell basiert auf Servicegebühren bei erfolgreichen Buchungen. Wie entwickelt sich Ihre durchschnittliche Take-Rate, und welche zusätzlichen Monetarisierungsmodelle wie das geplante Abomodell erwarten Sie in den nächsten zwei Jahren zu implementieren?

Unsere Take-Rate liegt brutto bei rund 15 %, nach Abzug von Transaktions- und Versicherungskosten netto bei etwa 10 % pro erfolgreich vermittelten Auftrag. Wir achten bewusst darauf, ein faires Modell zu haben, das sowohl für Auftraggeber wie auch für Anbieter attraktiv bleibt. In den letzten zwei Jahren ist die Take-Rate stabil geblieben, gleichzeitig ist durch das wachsende Transaktionsvolumen unser Umsatz kontinuierlich gestiegen.

Wichtig ist, dass mit dieser Servicegebühr zentrale Leistungen abgedeckt sind: Jeder Auftrag ist durch unsere Kooperation mit der Zurich Versicherung abgesichert, wir bieten einen Live-Chat-Support, sichern den Unterhalt und die Weiterentwicklung der Plattform und gewährleisten über unsere Zahlungsprovider eine sichere Abwicklung – die Zahlung erfolgt erst nach erfolgreichem Abschluss des Auftrags.

Als nächsten Schritt führen wir ein Abomodell für Anbieter ein. Damit können Dienstleister ihre Inserate prominenter platzieren, zusätzliche Sichtbarkeit erhalten und von erweiterten Funktionen profitieren. Wir rechnen damit, dass rund 30-35 % der aktiven Anbieter ein solches Modell nutzen werden, was mittelfristig einen substanziellen Beitrag zu unseren Einnahmen leisten wird.

Zusätzlich planen wir ein Modell, bei dem Auftraggeber für den Erhalt von Offerten eine Gebühr bezahlen. Damit wollen wir die Verbindlichkeit erhöhen, gleichzeitig aber auch sicherstellen, dass die eingehenden Angebote gezielt und qualitativ hochwertig sind. Ergänzend werden wir Premium-Services wie Marketing-Tools oder erweiterte Kommunikationsfunktionen einführen. Unser Ziel ist es, die Monetarisierung breiter aufzustellen, ohne die Einstiegshürde für neue Nutzer zu erhöhen. Der Zugang zur Plattform bleibt kostenlos, erst bei erfolgreicher Vermittlung oder bewusst gewählten Zusatzleistungen entsteht ein Preis.

Welche aktuellen Projekte beschäftigen Sie als CEO am meisten, und wo sehen Sie die grössten Risiken für KnowS in den kommenden zwei Jahren?

Aktuell stehen für mich drei Schwerpunkte im Vordergrund: die Einführung eines Abomodells als neue Erlös- und Sichtbarkeitsquelle für Anbieter, der Ausbau von KI-gestützten Funktionen und Chat-Tools zur Verbesserung der Nutzererfahrung sowie die geografische Expansion mit Fokus auf die Westschweiz und mittelfristig auf Deutschland.

Die grössten Risiken sehe ich in fünf Bereichen: Erstens in der Marktdurchdringung, da die Akquisition neuer Nutzer zunehmend kostenintensiver wird. Zweitens im Wettbewerb, da der Plattformmarkt dynamisch ist und nur Anbieter mit klarer Differenzierung bestehen. Drittens in der Finanzierung: Während wir die Schweiz komplett im Bootstrapping aufgebaut haben, wird die Expansion nach Deutschland externe Mittel erfordern. Damit verbunden ist das Risiko einer Abhängigkeit von Investoren, das wir mit einer nachhaltigen Wachstumsstrategie so gering wie möglich halten wollen.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Mein erster Wunsch ist, dass Menschen durch KnowS mehr Unterstützung im Alltag finden und gleichzeitig ihre eigenen Fähigkeiten sinnvoll einsetzen können. Wenn jemand Nachhilfe für die Kinder sucht, einen Fotografen für ein Event braucht oder kreative Unterstützung im Bereich Marketing und Design benötigt, soll die Lösung nur wenige Klicks entfernt sein, einfach, sicher und mit echtem Vertrauen. Besonders schön ist, dass dabei Menschen über verschiedene Generationen hinweg zusammenkommen und sich gegenseitig unterstützen können. So entstehen echte Verbindungen, von denen beide Seiten profitieren.

Mein zweiter Wunsch richtet sich an die Rahmenbedingungen in der Schweiz. Ich wünsche mir mehr Offenheit und Unterstützung für digitale Plattformmodelle, sei es durch ein innovationsfreundliches regulatorisches Umfeld, die Anerkennung flexibler Arbeitsformen oder gezielte Fördermassnahmen für Startups. Wenn wir diese Voraussetzungen schaffen, kann die Schweiz ihre Stärken als innovatives und vertrauenswürdiges Land noch besser nutzen und Plattformen wie KnowS leisten dazu einen wichtigen Beitrag.


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