Roger Basler, CEO Meier Tobler, im Interview

Roger Basler, CEO Meier Tobler, im Interview
Roger Basler, CEO Meier Tobler. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Basler, unter dem Strich hat Meier Tobler mit einem Plus von 39 Prozent (16 Millionen Franken) beim Erstsemester-Reingewinn die Analystenschätzungen deutlich übertroffen. Wird das zweite Halbjahr wegen des Basiseffektes schwieriger?

Roger Basler: Wir erwarten im zweiten Halbjahr zwar eine Abschwächung des Wachstums, aber trotzdem ein Resultat im Rahmen des letztjährigen zweiten Halbjahrs. Schwächere Baukonjunktur, höhere Lohnkosten, Mehrkosten durch den Umzug der bisherigen Logistik-Standorte und natürlich ein starkes Vorjahr als Vergleichsbasis beeinflussen diese Sicht. Persönlich sehe ich das aber positiv – der starke Wille zur Heizungssanierung ist in der Schweiz ungebrochen und der Markt intakt.

Ersetzt jetzt der Lohndruck den Druck durch die höheren Rohstoffpreise?

Die beiden Dinge sind schwer vergleichbar. Steigende Einkaufspreise geben wir bestmöglich dem Markt weiter. Steigende Lohnkosten müssen wir mit Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen zu kompensieren versuchen. Das gelingt uns bisher gut.

«Der starke Wille zur Heizungssanierung ist in der Schweiz ungebrochen und der Markt intakt.»
Roger Basler, CEO Meier Tobler

Wie geht Meier Tobler mit Fachkräftemangel um?

Wir versuchen als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Dahinter steckt ein ganzer Strauss von Massnahmen. Es freut mich übrigens sehr, dass wir in unserer gerade bei den Mitarbeitenden durchgeführten Umfrage sehr positive Signale erhalten haben. Zudem erhöhen wir unsere Anzahl an Lernenden stark.

Die stark gestiegenen Einkaufspreise und Gemeinkosten konnten Sie ja in den letzten Jahren immer wieder durch höhere Verkaufspreise «vollumfänglich» kompensieren. Ich nehme an, das gilt auch weiterhin?

Selbstverständlich. Aber ich möchte auch anfügen, dass intern ein striktes Kostenmanagement und das Realisieren von Produktivitätsgewinnen dazugehören.

Wärmepumpen laufen wie Wasser. Hat die hitzige Heizungsgesetzdiskussion in Deutschland, die ja auch in der Schweiz Aufsehen erregte, Einfluss auf Ihr Schweizer Geschäft?

Davon gehe ich nicht aus. Die Schweizer Politik setzt seit Jahren auf Förderung und nicht auf angedrohte oder umgesetzte Verbote wie in Deutschland. Die Schweiz ist zwar bei den Verordnungen ein gewollt föderalistischer, kantonaler Fleckenteppich – aber heute unterstützen gut greifbaren Förderungen die Dekarbonisierung. Die Schweiz wird in diesem Jahr wohl weniger als 10 Prozent fossile Wärmeerzeuger installieren und damit klarer Vorreiter sein. In Deutschland werden geschätzt wohl immer noch zwei Drittel Gas- und Ölheizungen verkauft.

«Die Schweiz ist zwar bei den Verordnungen ein gewollt föderalistischer, kantonaler Fleckenteppich – aber heute unterstützen gut greifbare Förderungen die Dekarbonisierung.»

Gibt es auf technischer Seite da Neuigkeiten?

Die Hersteller bewegen sich zu höherer Effizienz, reduziertem Schall und Design. Auf unserer Seite liefern wir seit anfangs Jahr sämtliche Wärmepumpen mit unserem eigenen Steuerungs- und Fernüberwachungstool SmartGuard. Neben dem Sorglospaket für Liegenschaftsbewohnerinnen und Bewohner optimiert SmartGuard den Betrieb der Wärmepumpe und reduziert den Energieverbrauch.

Mittlerweile hat sich die Versorgungslage und damit auch der Preis beim Erdgas entspannt. Haben darum Gasbrennwertkessel eine grosse Zukunft?

Der Entscheid, «weg von fossilen Wärmeerzeugern» ist einerseits von vielen privaten Hausbesitzerinnen und -Besitzern mit dem Ziel einer grösseren Versorgungsunabhängigkeit gefällt worden. Andererseits sicher auch, um unserem Schweizer Ziel der Klimaneutralität einen Schritt näher zu kommen. Zudem bleibt die Wärmepumpe in der Betrachtung der Totalkosten auf lange Sicht die wohl günstigste Lösung.

Sie haben viel in IT investiert. Betrifft das vor allem den Geschäftsbereich Handel?

Nein, wir treiben die Digitalisierung in allen vier Geschäftsbereichen bestmöglich voran. Sei dies mit unserem hochautomatisierten neuen Lager, mit Robotern in der Logistik oder mit künstlicher Intelligenz bei der Rechnungserfassung und an vielen anderen Schnittstellen. Das «grosse IT-Projekt» führt unsere beiden bisherigen SAP-Systeme zusammen. Dazu bauen wir neu einen digitalen Kern auf Basis von SAP S/4Hana.

Wird der Geschäftsbereich Klimasysteme in den nächsten Jahren durch die immer häufiger auftretenden Klimakapriolen zusätzliche Dynamik entfalten?

Kühlen wird zunehmend eine wichtige Rolle spielen. Moderne Wärmepumpen sind heute schon fähig, im Sommer zu kühlen. Unsere Geschäftseinheit Klimasysteme ist auf grosse Projekte fokussiert, wie Rechenzentren. Diese brauchen und brauchten schon immer eine Kühlung, auch ohne Klimakapriolen. Für uns gilt es hier, die Effizienz zu steigern und den Energieverbrauch zu senken.

«Kühlen wird zunehmend eine wichtige Rolle spielen. Moderne Wärmepumpen sind heute schon fähig, im Sommer zu kühlen.»

Welche Einsparungen bringen die Konzentrierung der Hauptsitze von Meier Tobler auf Schwerzenbach/Zürich und des Dienstleistungszentrums auf Oberbuchsiten/Solothurn in Franken?

Die Hauptsitzverlegung ist eine Folge der Schliessung unseres Logistikstandortes Nebikon und bleibt ohne direkte Kostenvorteile. Das neue Dienstleistungszentrum in Oberbuchsiten ersetzt die beiden heutigen Standorte Nebikon und Däniken und bringt eine klare Kosteneinsparung im mittleren einstelligen Millionenbetrag.

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