Stefan Geller, CEO Patiswiss, im Interview

Stefan Geller, CEO Patiswiss, im Interview
Stefan Geller, CEO Patiswiss. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Geller, letztes Jahr schaffte Patiswiss 114 Eigenentwicklungen, unter anderem karamellisierte Hanfnüsse. Was ist das denn?

Stefan Geller: Hanfnüsse sind die geschälten Samen der Hanfpflanze, schmecken angenehm nussig und sind in Kombination mit einer dezenten Karamellisierung ein wahrer Genuss. Zudem sind die Hanfsamen sehr gesund, weil sie einen hohen Anteil an Vitaminen und Omega-Fettsäuren enthalten.

Wird die Kundschaft immer anspruchsvoller?

Wir spüren eine starke Individualisierung der Produkte, der Endkonsument ist bereit, neue Geschmacksrichtungen zu erfahren und Bewährtes mit zusätzlichen, nachhaltigen Austauschstoffen zu akzeptieren. Auf diese Anforderung sind wir bestens vorbereitet, auch was die Geschwindigkeit von Neuentwicklungen angeht. Die Zeitschiene zwischen Anfrage und Bemusterung wird kleiner, die Einführungen werden schneller. Durch unsere vernetzte Prozesslandschaft aller Geschäftsbereiche wird der Entwicklungsbereich entsprechend erfolgreich gemanagt und von allen Mitarbeitern wahrgenommen.

«Wir spüren eine starke Individualisierung der Produkte, der Endkonsument ist bereit, neue Geschmacksrichtungen zu erfahren und Bewährtes mit zusätzlichen, nachhaltigen Austauschstoffen zu akzeptieren.»
Stefan Geller, CEO Patiswiss

Die Tonnage in der Produktion stieg um 106 Tonnen auf 1533. Welche Maschinen und Apparate wurden im letzten Jahr neu gekauft?

Im letzten Jahr haben wir im Bereich der Karamellisierung drei neue, elektrisch beheizte Trommeln in Betrieb genommen. Mit diesen können wir die steigenden Kapazitäten gut bewältigen und mit der sehr genauen Temperaturführung auch die qualitativen Anforderungen bestens erfüllen. Zudem haben wir dadurch den Anteil an fossilen Brennstoffen im Betrieb erheblich reduziert und sind in der Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsbestrebungen auf Kurs, sogar einen wichtigen Schritt weiter.

Im Einkauf gab es für Patiswiss im letzten Jahr einiges an Schwankungen. Sind im Moment die Lieferketten noch verlässlich?

Die aktuell unsichere Situation hat uns veranlasst, viele Rohstoffkontrakte bereits abzurufen und die entsprechenden Rohmaterialien bei uns im Kühllager einzulagern. Wir wollten keinesfalls riskieren, dass bei allfällig instabilen Lieferketten Rohstoffe fehlen und unsere Geschäftstätigkeit zusätzlich erschwert wird.

Die Preise für Haselnüsse waren einmal doppelt so hoch wie heute. Kann das nochmal so kommen?

Grundsätzlich kann das unter gegebenen Umständen wieder passieren. Eine sehr schlechte Ernte bei gleichzeitig sehr hoher Nachfrage würde den Preis erheblich in die Höhe schnellen lassen. Zudem ist der politische Einfluss in den Ursprungsregionen sehr gross und könnte die Preissituation zusätzlich in einer ausserordentlichen Angebots- und Nachfragesituation verschärfen.

Hätte Patiswiss dann die Preisfestsetzungsmacht?

Grundsätzlich kontraktieren wir nur grössere Rohstoffmengen, welche wir auch mit Verkaufskontrakten abgesichert haben. Somit sind die Preise zu einem grossen Teil bereits festgesetzt. Zu 100 Prozent ist das aber nie möglich. Ein gewisser Teil unterliegt unserem unternehmerischen Risiko. Unsere erfahrenen Einkaufsprofis kennen aber die Märkte und ihre Einflussfaktoren sehr gut und beschaffen in der Regel zu einem optimalen Zeitpunkt, auch zum Vorteil unserer Kunden.

«Viele Halbfabrikate haben sich über die letzten Jahre stark bei unseren Kunden verankert, die Bezugsmengen sind daher stabil.»

68 Prozent Ihres Umsatzes entfallen auf Halbfabrikate. Wie stark reden da die Abnehmer mit?

Der grösste Teil unserer Halbfabrikate sind kundenspezifische Artikel. Somit sind wir als Gewerbe- oder auch Industriepartner immer im Dialog mit unseren Kunden. Viele Halbfabrikate haben sich über die letzten Jahre stark bei unseren Kunden verankert, die Bezugsmengen sind stabil. Die Innovationsführerschaft der Patiswiss ist stets ein Thema für neue, kreative Ideen. Wir suchen konsequent den Austausch mit unseren Kunden. Ein enger Kontakt hilft Prozesse und Bedürfnisse in der Tiefe zu verstehen, um sich stetig den Kunden- und Marktbedürfnissen anzupassen.

Wieso wurde im letzten Jahr Ihre Hypothekarschuld um 300’000 Franken zurückgeführt?

Im Rahmen der bestehenden Hypothekarverträge mit den Banken sind entsprechende fixe Amortisationen vereinbart, welche wir auch wie geplant geleistet haben. Aufgrund der guten Liquiditätslage unseres Betriebs und der fehlenden Verzinsung von Bankguthaben war es auch sinnvoll, dies so umzusetzen. Damit konnte der Zinsensaldo positiv beeinflusst werden.
Andererseits bietet uns die relativ tiefe Hypothekarbelastung auf unserer Betriebsliegenschaft die Möglichkeit, bei Marktopportunitäten kurzfristig und relativ flexibel auch grössere strategische Investitionen zu günstigen Konditionen finanzieren zu können.

Der Umsatz stieg um vier Prozent, der Betriebsgewinn aber um 30 und der Reingewinn um 40 Prozent. Ist eine Dividendenerhöhung im nächsten Jahr möglich?

Unser Antrieb ist es, mit sämtlichen Geschäftstätigkeiten in der Patiswiss AG einen echten Mehrwert zu generieren. Das führt nach Abschluss erfolgreicher Geschäftsjahre auch unweigerlich zu entsprechenden Dividendendiskussionen. Der Verwaltungsrat schlägt an der nächsten GV für das Geschäftsjahr 2019 eine Dividendenerhöhung von 7.50 auf 8.00 Franken pro Aktie vor, was im guten Geschäftsergebnis 2019 begründet ist. Die aktuelle COVID-19 Pandemie, mit all Ihren Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn, ist noch nicht im ganzen Ausmass abschätzbar, und ein Statement für das Geschäftsjahr 2020 sicher noch verfrüht.

Seit dem Listing vor gut zehn Jahren hat sich der Aktienkurs vervierfacht. Ist Patiswiss die Barry Callebaut der kleinen Leute? Geschlemmt wird ja immer.

Das erfreuliche in unserer Branche ist in der Tat, dass in viele Situationen etwas Süsses passt und uns das Leben somit sprichwörtlich versüsst. Unser Fokus auf kundenspezifische und nachhaltige Lösungen, bei Bedarf auch in kleineren Losgrössen und im Wunschgebinde geliefert, gibt uns sicher eine spezielle und verlässliche Stellung in der Branche verbunden mit interessanten Zukunftsaussichten.

«Der Umsatzeinbruch in der Gastro-Division schlägt natürlich voll durch und trifft uns in diesem Segment mit voller Härte.»

Wie geht es weiter mit der Gastro-Division? Dort leiden ja Ihre Kunden an den shut-down-bedingten Umsatzzusammenbrüchen.

Der Umsatzeinbruch in der Gastro-Division schlägt natürlich voll durch und trifft uns in diesem Segment mit voller Härte. Unsere geplanten Aktivitäten liegen derzeit zum grossen Teil auf Eis beziehungsweise werden soweit vorbereitet, dass wir nach den pandemiebedingten Einschränkungen infolge COVID-19 wieder loslegen können. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

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