Stephan Zizala, CEO u-blox, im Interview

Stephan Zizala, CEO u-blox, im Interview
Stephan Zizala, CEO U-Blox. (Foto: U-Blox)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Zizala, den Abschreiber auf das Mobilfunkchip-Geschäft hat die Anlegergemeinde gar nicht goutiert. Nun hat sich die Aktie wieder erholt. Also alles halb so schlimm?

Stephan Zizala: U-blox ist ein High-Tech-Unternehmen. Wir sind erfolgreich, weil wir früh in Innovationen investieren und sie früher als unser Wettbewerber auf den Markt bringen. Um das zukünftig noch besser machen zu können, konzentrieren wir uns auf Mobilfunk-Module und Software, entwickeln aber keine eigenen Mobilfunk-Chips mehr. Wir haben zu dieser Strategieänderung auch viel positives Feedback vom Kapitalmarkt erhalten.

Das Umsatzwachstum dürfte in diesem Jahr flach rauskommen. Wann und wie wäre die früher angepeilte Umsatzmilliarde denn möglich?

Der Halbleitermarkt ist zyklisch und seit Jahrzehnten attraktiv wachsend. U-blox ist eine Wachstumsstory in diesem zyklischen Umfeld. Wir streben ein durchschnittliches Wachstum von mehr als 10% über den Zyklus an. Daran möchten wir uns messen lassen, nicht an einem spezifischen Jahr.

Kommen wir zu den Produkten: Werden die teuren Strompreise verstärkt auch ein Kaufargument für die von u-blox angebotenen GNSS-basierten Chips?

Staus sind nicht nur eine Lebenszeitverschwendung, sondern auch eine Energieverschwendung. Automatisiertes Fahren wird Staus reduzieren. Unsere hochpräzisen und verlässlichen Positionierungslösungen ermöglichen automatisiertes Fahren, damit leisten wir einen Beitrag zur effizienteren Energienutzung.

«Automatisierte Fahren, aber auch selbstfahrende Land- oder Baumaschinen sind gute Beispiele für die Anwendung präziser Navigation.»
Stephan Zizala, CEO u-blox

Präzise Navigation und Automatisierung ist nicht nur in Autos, sondern auch in der Landwirtschaft oder bei sich bewegenden Industriemaschinen ein grosses Thema. Welche Nischenbereiche könnten bald noch gross rauskommen?

Automatisiertes Fahren, aber auch selbstfahrende Land- oder Baumaschinen sind gute Beispiele für die Anwendung präziser Navigation. Auch Rasenmähroboter benötigen Genauigkeit in der Navigation und zwar im Zentimeter-Bereich – dadurch spart man sich aufwendige Begrenzungsdrähte, und die Blumen werden trotzdem nicht abgeschnitten. Auch das Tracken von Haus- und Nutztieren benötigt eine verlässliche und hinreichend präzise Position.

Ihr kleinstes Modul (LTE-M/NB-IoT) ist 256 Quadratmillimeter (16×16) gross. Wie hoch ist denn der Anteil von grössenoptimierten Modulen insgesamt?

Wir bemerken, dass eine kleine Bauform in vielen Anwendungen, wie beispielsweise bei der sicheren Cloud-Verbindung von Sensoren, wichtiger wird. Wir sehen das als wichtigen Trend im Internet of Things.

Welche Rolle wird die Bluetooth-Ortung in der Intralogistik spielen?

Bluetooth kann eine wichtige Rolle bei der Positionsbestimmung in Innenräumen spielen. Die Technologie ist optimiert für niedrigen Batterieverbrauch, kosteneffizient und breit verfügbar. U-blox unterstützt diesen Trend und bietet Kunden neben Produkten auch noch einfache Möglichkeiten an, die Eignung für ihre jeweilige Anwendung zu testen.

«Bluetooth kann eine wichtige Rolle bei der Positionsbestimmung in Innenräumen spielen.»

Mittlerweile machen Forschung und Entwicklung rekordverdächtige 18 Prozent Ihres Umsatzes aus. Wo liegen für 2024 die Schwerpunkte?

Wir sind “asset-light company“: Wir schaffen Wert über unsere Innovationskraft, in die wir kontinuierlich investieren. Ein besonderer Schwerpunkt unserer R&D-Tätigkeit wird 2024 auf Positionierungslösungen liegen. Wir entwickeln hier nicht nur präzisere, sondern auch sicherere Produkte zum autonomen Fahren.

«Wir schaffen Wert über unsere Innovationskraft, in die wir kontinuierlich investieren.»

Wieso brachen im ersten Halbjahr 2023 die Umsätze im Consumer-Bereich dermassen weg?

Der Consumer-Bereich war auch in 2022 der mit Abstand kleinste Bereich unseres Geschäftes. Nach dem Covid-Boom ist allgemein in der Industrie in diesem Bereich die Nachfrage deutlich zurückgegangen.

Im Ausblick am Investorentag sprachen Sie von einem Übergangsjahr 2024. Wie ist das gemeint?

Wie zu Beginn erwähnt streben wir ein «durchschnittliches» Wachstum von mehr als 10% pro Jahr an. In unserer zyklischen Industrie schliesst das auch schwächere Jahre ein. 2024 wird vermutlich ein solches. Mit Anwendungen wie automatisiertes Fahren, Asset Tracking, Digitalisierung der Industrie oder Remote Healthcare sind wir mittel- und langfristig gut für Wachstum positioniert.

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