Urs Ryf, CEO Flughafen Bern, im Interview

Urs Ryf, CEO Flughafen Bern, im Interview
Urs Ryf, CEO Flughafen Bern. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Ryf, Sie haben Ihr Amt am 1. Juli übernommen, in einer nach dem Aus für SkyWork Airlines sehr anspruchsvollen Phase für den Flughafen Bern. Was hat Sie an der Aufgabe gereizt?

Urs Ryf: Der Flughafen Bern ist für mich eine Herzensangelegenheit. 1983 habe ich meine berufliche Laufbahn mit der Pilotenausbildung am Flughafen Bern begonnen. Die Herausforderung, etwas zu bewegen und gemeinsam an einer zukunftsgerichteten Lösung zu arbeiten, hat mich speziell gereizt.

Was sind Sie als Erstes angegangen?

Als Erstes habe ich das Gespräch mit den Mitarbeitenden und den Partnerorganisationen vor Ort gesucht. Gemeinsam mit meinem Team haben wir uns in erster Priorität auf die Akquisition von neuen Airlines konzentriert.

«Das Ziel von flyBAIR ist es, dass die Bevölkerung Partner des Projekts wird. Wir wollen die Menschen in der Region aktiv integrieren und sie am Traum einer Berner Fluggesellschaft teilhaben lassen.»
Urs Ryf, CEO Flughafen Bern AG

Nach der Absage verschiedener Airlines hat der Flughafen nun selbst eine Fluggesellschaft gegründet, die virtuelle Airline «flyBAIR». Was kann man sich unter einer virtuellen Airline vorstellen?

Eine virtuelle Fluggesellschaft ist ein aviatisches Unternehmen, das nicht alle branchentypischen Geschäftsfelder selbst wahrnimmt und einige Aufgaben an externe Dienstleister auslagert. So kann das virtuelle Unternehmen Flugzeuge mitsamt Piloten und Flugbegleitern von anderen Fluggesellschaften mieten, sie mit den operativen Aufgaben beauftragen und einzig die Vermarktung der Flüge unter dem eigenen Marktauftritt übernehmen.

Neuer Anlauf für einen regelmässigen Publikumsverkehr am Flughafen Bern. (Bild: zvg)

Welches sind die Vorteile?

Das Geschäftsmodell ist ein Partnermodell, das Risiken minimiert, Synergien schafft und Fixkosten minimiert.

Welche Rolle übernimmt der Flughafen selbst?

Die flyBAIR AG ist gegenwärtig eine 100%-ige Tochtergesellschaft der Flughafen Bern AG.

Der Flughafen Bern hat «flyBAIR» mit einer Viertelmillion Franken ausgestattet. Privatpersonen und Unternehmen sollen den Kapitalbedarf nun per Crowdfunding decken. Aktuell wurden bereits 640’000 Franken gesammelt. Wie sieht der Zeitplan aus?

Das Ziel von flyBAIR ist es, dass die Bevölkerung Partner des Projekts wird. Wir wollen die Menschen in der Region aktiv integrieren und sie am Traum einer Berner Fluggesellschaft teilhaben lassen. Deshalb haben wir das Crowdfunding ins Leben gerufen. Damit unser Traum vom Fliegen ab Bern Realität wird, brauchen wir insgesamt 2.5 Millionen Franken. Ziel ist es, in den ersten 30 Tagen als Kickstart 1 Mio. Franken zu generieren.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass die Finanzierung zu Stande kommt – und dass sich auch Berner Unternehmen engagieren?

Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die erste Million bis Ende November erreichen werden. Parallel zum Crowdfunding sprechen wir mit vielen Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Grossraum Bern.

Und wenn nicht? Gibt es einen Plan B?

Wir sind überzeugt, dass wir es schaffen werden. Es besteht eine grosse Nachfrage für Flüge ab Bern. Sollte die Finanzierungsrunde nicht positiv abgeschlossen werden können, wird der Verwaltungsrat die Situation beurteilen und Alternativen prüfen.

«Wir sind überzeugt, dass wir es schaffen werden. Es besteht eine grosse Nachfrage für Flüge ab Bern.»

Ab Mai 2020 soll Palma de Mallorca angeflogen werden, dann weitere Sommerferien-Destinationen. Wie sieht es mit einer Anbindung an einen Hub aus?

Ziel ist es, ab Herbst 2020 eine Anbindung an einen Hub sicherzustellen – München, Amsterdam oder London stehen im Vordergrund. Welche der drei Städteanbindungen es sein wird, hängt von der Nachfrage und den Slots ab und wird in den nächsten Monaten evaluiert.

Wie stark kommen Ihnen bei den Finanzierungsbemühungen die Diskussionen um den CO2-Ausstoss im Luftverkehr in die Quere?

Wir nehmen das Klimathema ernst: Bis zur Einführung einer wahrscheinlichen Flugticketabgabe, werden wir freiwillig den CO2-Ausstoss der ab Bern fliegenden Passagiere kompensieren. Zudem bedeuten Flüge von und nach Bern kürzere Anfahrtswege ohne zusätzlichen Zug oder Auto.

Die im April vorgestellte Strategie für den Flughafen sieht eine modernes Mobilitätszentrum vor, das neben öffentlichem Verkehr unter anderem auch ein Zentrum für digitale Mobilität (Drohnen, elektronische Flugtaxis etc.) beinhaltet. Werden diese Pläne weiterverfolgt?

Ja, wir möchten ein Mobilitätszentrum aufbauen und Unternehmen, Organisationen und Arbeitsplätze schaffen – primär am Boden als Mantelnutzung um die öffentliche Piste herum, als Ergänzung nicht als Ersatz. Es geht darum, sich auf die Mobilitätsformen der Zukunft vorzubereiten.

Herr Ryf, besten Dank für das Interview.

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