Zeno Böhm, CEO Burkhalter Gruppe, im Interview

Zeno Böhm, CEO Burkhalter Gruppe, im Interview
Zeno Böhm, CEO Burkhalter Gruppe. (Foto: Burkhalter)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Böhm, ist die Fusion von Poenina mit Burkhalter eine Art Rückabwicklung der Vergangenheit?

Zeno Böhm: Nein, wir schauen immer nach vorne. Die Fusion von Poenina mit Burkhalter ist die logische, strategische und unternehmerische Antwort auf die Energiestrategie 2050 des Bundes. Nach der Fusion wird die Burkhalter Gruppe eine starke, lokale Anbieterin von gewerkübergreifender Gebäudetechnik – Elektrotechnik und Gebäudeautomation, Sanitär-, Heizungs-, Kälte-, Lüftungs- und Klimatechnik. Sie wird damit zum Key-Player bei der Umsetzung der Energieziele im Schweizer Gebäudepark.

«Die Fusion von Poenina mit Burkhalter ist die logische, strategische und unternehmerische Antwort auf die Energiestrategie 2050 des Bundes.»
Zeno Böhm, CEO Burkhalter Gruppe

Die durch den Zusammenschluss aufblühenden Synergien sind eindeutig. Mit welchem Umsatz rechnen Sie im 2023, nachdem Poenina und Burkhalter im 2021 gemeinsam 930 Millionen umgesetzt hätten?

Wir wollen weiterwachsen. Die Umsatzentwicklung hängt grösstenteils von Neuaufträgen und der Verrechnung von Arbeitsstunden ab. Damit wird auch die Anzahl der Mitarbeitenden zu einem wichtigen Treiber für die Umsatzentwicklung.

Hat sich der Mangel an Fachpersonal auf dem Arbeitsmarkt für Sie etwas entspannt?

Der Fachkräftemangel hat sich noch akzentuiert. Mit über 700 Lernenden versuchen wir, diesem Trend entgegenzuwirken. Wir bilden unseren dringend benötigten Nachwuchs selbst aus.

«Der Fachkräftemangel hat sich noch akzentuiert.»

Wie wird sich die Fusion auf die Marge auswirken?

Das Margenverbesserungspotenzial ist zwar da, wird jedoch davon abhängen, wie viel Umsatzanteil in den margenträchtigeren Sanierungsbereich verlagert werden kann. Mit einer Marge von zwischen fünf bis sechs Prozent erzielt Burkhalter bereits die doppelte Marge der Branche.

64 Prozent mehr Reingewinn und ein besseres Ergebnis als 2019. Damit setzt Burkhalter für 2021 eine Hausmarke. Der nächste Corona-Winter dürfte Ihnen bestimmt keine Angst machen?

Wir haben im zweiten Coronajahr (2021) gelernt, effizient damit umzugehen. Die Produktivitätseinbussen infolge der diversen Hygienemassnahmen konnten so grösstenteils aufgefangen werden. Zu Denken gäbe mir, wenn in vereinzelten Kantonen erneut Baustellen geschlossen werden würden. Dies wäre für Burkhalter nur schwierig zu kompensieren. Aber bleiben wir in Bezug auf die Pandemie vorsichtig optimistisch.

«Die Produktivitätseinbussen infolge der diversen Hygienemassnahmen konnten grösstenteils aufgefangen werden.»

Die sich abzeichnende Energiekrise dürfte zudem eine Steilvorlage sein…

Die Energiestrategie 2050 des Bundes sieht vor, den heutigen Energiebedarf des Schweizer Gebäudeparks bis 2050 zu halbieren. Dies lässt sich nur durch die Installation von energieeffizienten Gesamtlösungen für moderne, gewerkübergreifende Gebäudetechnik erreichen. Insofern versuchen wir, den Auftrag des Bundes zusammen mit den Eigentümerinnen und Eigentümern umzusetzen.

Wo liegen neben der Energieersparnis die weiteren Schwerpunkte zeitgemässer Gebäudetechnik?

Die Schwerpunkte liegen in der Steuerung der Raumwärme, der Betriebsoptimierung der bestehenden Gebäude und im Einsatz von intelligenter Gebäudeautomation.

Bereits vor der geplanten Fusion besteht Ihr Unternehmen aus 49 Gruppengesellschaften an 108 Standorten im ganzen Land. Die rund 3200 Mitarbeitenden, davon 700 Lernende, werden auf 4600 Mitarbeitende an rund 150 Standorten anwachsen. Wie behält man da den Überblick?

Unsere Tochtergesellschaften werden ja eigenständig durch einen Geschäftsführer respektive eine Geschäftsführerin oder eine Geschäftsleitung geleitet. Die unternehmerische Verantwortung ist somit vor Ort. Durch einen permanenten Austausch mit unseren Unternehmerinnen und Unternehmern und durch ein engmaschiges, finanzielles Controlling lässt sich das grösste KMU der Schweiz ganz gut führen und leiten.

Welche digitalen Tools erleichtern Ihnen die Arbeit?

Wir arbeiten seit einiger Zeit daran, sämtliche administrativen Prozesse zu digitalisieren. Dazu setzen wir diverse digitale Tools ein – teilweise als «Out-of-the-Box-Lösung», teilweise als Eigenentwicklung. Je nach Disziplin vernetzen wir die besten Tools ihrer Klasse. Unsere Kernapplikation Volta haben wir selbst mit unserem Partner Karakun nach den Bedürfnissen unserer Benutzer entwickelt. Die Software wird von Karakun vertrieben und steht somit auch anderen Elektroinstallationsunternehmen zur Verfügung.

Seit dem Börsengang im Jahr 2008 wurden 30 Akquisitionen getätigt. In Prozent der Bilanzsumme liegt die Eigenkapitalquote jetzt noch bei 31,8. Zeit für eine Marschverlangsamung?

Im Gegenteil. Durch die Fusion mit Poenina wird uns dies’ weitere Wachstumsmöglichkeiten im angestammten Geschäft bringen. Wir planen, noch näher an unsere Kunden zu gehen. Und zwar in jenen Gebieten in der Schweiz, in denen wir noch nicht präsent sind.

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