Google startet Bezahl- und Schnäppchendienst

Google startet Bezahl- und Schnäppchendienst

Google-CEO Larry Page.

New York – Bezahlen und Schnäppchen finden mit dem Handy wird zur Realität: Google hat nach langer Wartezeit sein mobiles Bezahlsystem für Android-Smartphones gestartet. Die Idee von «Google Wallet» ist, dass Kunden an der Kasse lediglich ihr Handy vor ein Terminal zu halten brauchen, um ihren Einkauf zu bezahlen.

«Ihr Handy wird zum Portemonnaie», versprach die zuständige Managerin Stephanie Tilenius am Donnerstag in New York.

US-Start von «Google Offers» noch im Sommer
Gleichzeitig stellte sie erstmals im Detail den Dienst «Google Offers» vor, mit dem der Internetkonzern das boomende Schnäppchenportal Groupon angreift. Nutzer bekommen Sonderangebote direkt in ihr E-Mail-Postfach. «Google Offers» startet im Sommer in den US-Städten New York, San Francisco und Portland und soll dann weiter ausgebaut werden. «Google Wallet» beginnt in New York und San Francisco; der Rest der Vereinigten Staaten soll bis zum Sommer folgen. Dabei kann das Handy nicht nur Bezahlen, sondern gleichzeitig auch noch Punkte auf der Rabattkarte gutschreiben. Mittelfristig will Google mit dem Handy das Portemonnaie mehr und mehr überflüssig machen und auch Flug- oder Theatertickets hinterlegen.

Konkurrent PayPal klagt bereits
Kaum hat Google sein Handy-Bezahlsystem vorgestellt, schon hat der Internet-Konzern die Klage eines Konkurrenten am Hals. Die Ebay-Tochter PayPal, die ebenfalls an einem mobilen Bezahldienst arbeitet, geht gegen zwei ehemalige Mitarbeiter vor, die jetzt zentrale Rollen bei Googles Handy-Portemonnaie spielen. PayPal wirft Osama Bedier, der die Technologie an Handelsunternehmen vermarktet, Geheimnisverrat vor. Die zuständige Google-Managerin Stephanie Tilenius soll demnach geholfen haben, Bedier abzuwerben, obwohl ihr das vertraglich untersagt gewesen sei.

Signalwirkung
Dem Schritt von Google wird Signalwirkung beigemessen. Seit Jahren wird über das Handy-Bezahlen gesprochen, aber getan hatte sich bisher nicht viel. Noch immer dominieren Bargeld oder Bank- und Kreditkarten. Da Googles Android inzwischen das Smartphone- Betriebssystem mit dem grössten Marktanteil ist, wird dem Internetkonzern eine starke Position in dem entstehenden Markt vorhergesagt. Die PayPal-Klage zeigt zugleich, wie hart der Konkurrenzkampf wird. Auch Mobilfunkanbieter, Banken – und angeblich auch Apple mit seinem iPhone – arbeiten an eigenen Diensten. «Bedier und Google haben sich widerrechtlich PayPals Geschäftsgeheimnisse angeeignet, indem sie sie innerhalb von Google und mit grossen Handelsunternehmen geteilt haben», heisst es in der Klage. Bedier wechselte im Januar zu Google, Tilenius bereits 2009, wie unter anderem die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtete.

Vorerst kleine Zielgruppe
Vorerst kommt aber nur eine kleine Gruppe von Menschen in den Genuss des neuen Dienstes: die Besitzer einer Mastercard-Kreditkarte der Citibank und eines Google-Smartphones «Nexus S» aus dem Netz des drittgrössten US-Mobilfunkanbieters Sprint. Google-Managerin Tilenius rechnet jedoch damit, dass das Bezahlen per Handy sich rasch ausbreitet und 2014 die Hälfte aller Smartphones die nötige Technik besitzen. Google setzt auf die Funktechnik NFC (Near Field Communication), mit der Geräte miteinander auf kurze Entfernung kommunizieren können. «Es ist viel sicherer als Ihre Kreditkarte, die sie in der Tasche haben», versicherte Tilenius. Passwörter sowie die Verschlüsselung der Daten sollen verhindern, dass Unbefugte mit dem Handy zahlen.

Offenes System
Tilenius versprach, dass «Google Wallet» ein offenes System sei. Nach Angaben des Unternehmens müssen die Partner keinerlei Gebühren für die Nutzung zahlen. Es werde auch keine Bevorzugung Einzelner geben. «Jeder Partner kann mitmachen.» Zu den ersten beteiligten Händlern zählen die US-Kaufhauskette Macy’s, die amerikanischen Fastfood-Läden von Subways und die Wallgreens-Drogeriemärkte. Dem Schritt von Google wird Signalwirkung beigemessen. Seit Jahren wird über das Handy-Bezahlen gesprochen, aber getan hat sich nicht viel. Noch immer dominieren Bargeld oder die Bank- und Kreditkarten. Da Googles Android inzwischen das Smartphone-Betriebssystem mit dem grössten Marktanteil ist, wird dem Internetkonzern eine starke Position in dem entstehenden Markt vorhergesagt. (awp/mc/upd/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert