Sunrise mit durchzogenem Geschäftsjahr 2015

Olaf Swantee löst  Libor Voncina an der Spitze von Sunrise ab. (Foto: Sunrise)

Zürich – Der Telekomkonzern Sunrise fasst nach einem durchzogenen Jahr präzise Ziele ins Auge. Erreicht werden sollen diese von einem neuen CEO. Auch auf dem Posten des Verwaltungsratspräsidenten kommt es zu einem Wechsel.

Die Nummer zwei auf dem Schweizer Telekommarkt wechselt den CEO aus: Libor Voncina geht, Olaf Swantee kommt. Und der Übergang findet in Minne statt, wie alle Beteiligten am Donnerstag betonten. Voncinas Leistung wurde in den höchsten Tönen gelobt. Es brauche nun aber «frisches Blut für die nächste Entwicklungsphase», sagte Verwaltungsratspräsident Lorne Somerville. Und der abtretende CEO selber meinte: «Das bringt zusätzliches Momentum.»

Mit Olaf Swantee wechselt ein erfahrener Telekommanager zu Sunrise. Der 50-jährige holländisch-schweizerische Doppelbürger war bis zur kürzlichen Übernahme durch British Telecom während gut vier Jahren Chef des britischen Mobilfunkanbieters EE. Zuvor hatte er die Verantwortung für das Europa-Geschäft von Orange – und war damit auch verantwortlich für Orange Schweiz (heute Salt). Er kennt somit den Schweizer Markt.

Peter Kurer soll neuer VRP werden
Ausgewechselt wird auch der Verwaltungsratspräsident. Lorne Somerville, der die Aufgabe im letzten Jahr nach dem plötzlichen Tod von Dominik Koechlin übernommen hatte, will ins zweite Glied zurücktreten und wieder normaler Verwaltungsrat sein. Seine Nachfolge soll der ehemalige UBS-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer antreten. Ausserdem werden im Verwaltungsrat zwei Vertreter der Beteiligungsgesellschaft CVC, die bis zum Börsengang vor einem Jahr Sunrise-Besitzerin war, durch zwei Unabhängige ersetzt.

Mehr Kunden, weniger Umsatz
Die neuen Führungskräfte stossen zu einem Unternehmen, das ein durchzogenes Jahr hinter sich hat. Zufrieden ist das Management mit der Entwicklung der Kundenzahlen. «In den Bereichen, die uns wichtig sind, sind wir mit gutem Momentum unterwegs», sagte Marketingchef Timm Degenhardt. So sei Sunrise bei den Mobilfunk-Abokunden, den Internetbezügern und den TV-Kunden mit mehr Tempo gewachsen als Swisscom. Laut CFO André Krause sind auch die Kampfpreise von Salt mehr oder weniger spurlos am Unternehmen vorbei gegangen.

In Franken und Rappen zahlte sich dies nicht aus. Die Nummer zwei auf dem Schweizer Telekommarkt erzielte 2015 einen 4,8% tieferen Umsatz von 1,98 Mrd CHF, wobei im vierten Quartal sogar ein Minus von 7,3% resultierte. Begründet wurde dies unter anderem mit dem starken Franken, tieferen Roamingtarifen, dem Rückgang im Prepaidgeschäft sowie dem sogenannten «Freedom»-Effekt. Bei diesem Effekt führt die separate Verrechnung von Gerätekauf und Gesprächen beim Abomodell «Freedom» zu einer neuartigen Umsatzverteilung, solange die Wechselwelle auf das neue Modell anhält.

Das operative Ergebnis (adj. EBITDA) nahm gleichzeitig nur um 1,8% auf 627 Mio CHF ab, und die entsprechende Marge verbesserte sich auf 34,2% von 33,4%. Sunrise konnte 2015 die Kosten von Quartal zu Quartal senken. Als Gründe für die erzielten Reduktionen wurden tiefere Marketingausgaben sowie der Stellenabbau im dritten Quartal genannt.

Jahresverlust von 113 Mio Franken
Unter dem Strich steht ein Jahresverlust von 113 Mio CHF. Dieser war allerdings vor allem die Folge des Börsengangs und der darauf folgenden Refinanzierung. Bereinigt um diese Sondereffekte hätte ein Gewinn von 45 Mio CHF resultiert. Wie versprochen sollen die Aktionäre nun in den Genuss einer Dividende von 3,00 CHF kommen.

Diese sei trotz des Verlusts «bezahlbar», sagte CFO Krause. Denn die roten Zahlen seien teilweise buchhalterischer Natur. Das Unternehmen generiere Cash, schreibe beim statutarischen Abschluss schwarze Zahlen und bezahle somit auch Steuern.

Konkrete Ziele
Für 2016 nannte das Unternehmen detaillierte Ziele. Es wird ein Umsatz von 1,89 bis 1,93 Mrd CHF sowie ein adjustierter EBITDA von 600 bis 620 Mio CHF angepeilt. Die Faktoren, welche den Umsatz 2015 negativ beeinflussten, dürften in abgeschwächter Form anhalten, hiess es dazu. Ausserdem plant das Unternehmen Investitionen zwischen 220 und 230 Mio CHF. Werden die Ziele erreicht, soll den Aktionären eine Dividende von 3,24 bis 3,36 CHF je Aktie vorgeschlagen werden. Auch die mittelfristige Dividendenpolitik wurde bestätigt.  (awp/mc/upd/pg)

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