Yahoo versilbert Alibaba-Anteil für gut 7 Mrd Dollar

Yahoo versilbert Alibaba-Anteil für gut 7 Mrd Dollar
Yahoo-Hauptsitz in Sunnyvale.

Yahoo-Firmensitz in Sunnyvale.

Hangzhou/Sunnyvale – Der kriselnde Internet-Konzern Yahoo bekommt 7,1 Milliarden Dollar für die Hälfte seiner Beteiligung an der grössten chinesischen Internet-Handelsplattform Alibaba. Käufer ist das chinesische Unternehmen selbst. Yahoo hielt bisher 40 Prozent an Alibaba. Der Anteil galt zuletzt als der wertvollste Posten im Portfolio von Yahoo.

Die Chinesen wollten ihn schon lange zurückkaufen, um an die Börse gehen zu können. Der Weg dafür ist jetzt frei. Yahoo erhalte mindestens 6,3 Milliarden Dollar in bar sowie Alibaba-Aktien für rund 800 Millionen Dollar, teilten die beiden Unternehmen am Montag mit. Nach Abzug der Steuern dürften rund vier Milliarden übrigbleiben, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf informierte Personen.

Yahoo will das Geld aus dem Verkauf des Alibaba-Anteils in den Rückkauf eigener Aktien stecken. Mit dem Deal wurde ein laufendes Aktienrückkauf-Programm um fünf Milliarden Dollar aufgestockt. Im bisherigen Preis der Yahoo-Aktie war der Wert des Alibaba-Anteils eingerechnet. Ein Aktienrückkauf könnte mögliche Kursverluste abfedern. Der Konzern hatte sich 2005 mit rund einer Milliarde Dollar beteiligt und die eigenen chinesischen Aktivitäten eingebracht. Der Internet-Pionier war in den vergangenen Jahren immer wieder in Gesprächen über die Alibaba-Beteiligung gewesen, ein Deal kam aber nie zustande.

Alibaba zuletzt mit starkem Wachstum
Gemessen an dem von Yahoo erhaltenen Preis wird Alibaba derzeit mit 35 Milliarden Dollar (rund 27,4 Mrd Euro) bewertet. Die chinesische Handelsplattform hat zwar noch keine offiziellen Börsenpläne angekündigt, ihre Absicht ist jedoch schon lange bekannt. Yahoo kann weitere zehn Prozent zum Ausgabepreis des Papiers beim Börsengang an Alibaba oder bei der Aktienplatzierung verkaufen. Nach Informationen des «Wall Street Journal» ist diese Option bis Dezember 2015 befristet, was einen Hinweis auf den Zeitplan gebe. Die letzten zehn Prozent kann Yahoo nach einem Börsengang am Markt verkaufen.

Alibaba steigerte den Umsatz im vergangenen Jahr um drei Viertel auf 2,34 Milliarden Dollar und erzielte dabei einen Gewinn. Zusammen mit dem erwarteten starken Wachstum des Internethandels in China macht dies Alibaba für Investoren besonders interessant. Dazu kommt noch das zuletzt wieder stark gestiegene Interesse von Anlegern an Internet-Aktien wie Facebook , LinkedIn oder Groupon . Dieses hatte allerdings mit dem enttäuschenden Börsengang von Facebook einen Dämpfer erhalten.

Experte: Alibaba ist attraktives Investment
Dennoch könnte das Marktumfeld für Internetunternehmen Experteneinschätzungen zufolge weiter freundlich bleiben. Dies könnte jetzt der Alibaba-Chef Jack Ma nutzen, um einen Teil seines Aktienpakets zu versilbern. Ma hält nach letzten offiziellen Angaben 7,4 Prozent an dem Unternehmen – das Paket wäre gemessen an der Yahoo-Transaktion rund 2,6 Milliarden Dollar wert. Nach der Transaktion mit Yahoo sei es jetzt möglich, Alibaba weiterzuentwickeln und die nächste Stufe zu erreichen, wird Ma in der Mitteilung zitiert. Grösster Anteilseigner an Alibaba ist jetzt das japanische Beteiligungsunternehmen Softbank mit rund 30 Prozent. Softbank hält auch einen Anteil am japanischen Geschäft von Yahoo. Der Verkauf der dortigen Beteiligung gilt als nächster wahrscheinlicher Schritt des Yahoo-Managements.

Duncan Clark vom Technologieberater BDA sieht Alibaba nun auch in einer besseren Position, um an die Börse zu gehen. «Da in China das Geschäft im Internet weiter kräftig wächst, ist Alibaba ein sehr attraktives Investment», sagte er der Nachrichtenagentur Bloomberg. «Für Alibaba wäre ein Börsengang der nächste logische Schritt, da der Wettbewerb zunimmt und das Unternehmen zunehmend um neue Mitarbeiter werben und sich auch nach Übernahmezielen umschauen muss.» Sollte Alibaba an die Börse gehen, darf Yahoo einen Viertel der noch gehaltenen 20 Prozent an das chinesische Unternehmen verkaufen oder es beim Börsengang selbst platzieren.

Alibaba der einzige Lichtblick bei Yahoo
Für Yahoo ist die Beteiligung an Alibaba eine der wenigen Erfolgsgeschichten in den vergangenen Jahren. Der Konzern hatte sich 2005 mit rund einer Milliarde Dollar beteiligt und die eigenen chinesischen Aktivitäten eingebracht. Jetzt ist der Anteil an dem chinesischen Unternehmen das Kronjuwel der einstigen Ikone des Internet-Zeitalters und machte zuletzt den Grossteil des Börsenwerts von 19 Milliarden Dollar aus. Zum Zeitpunkt des Einstiegs bei Alibaba war Yahoo an der Börse noch zirka 49 Milliarden Dollar wert.

Ansonsten fiel der einstige Branchenpionier, der 1995 als Web-Verzeichnis gegründet wurde, in den vergangenen Jahren nur dadurch auf, dass es zahlreiche Entwicklungen im Internet verschlief und anders als die meisten Konkurrenten deutliche Umsatzeinbussen hinnehmen musste. Zuletzt trübten zudem zahlreiche Machtkämpfe an der Führungsspitze das Bild des Anfang des Jahrtausends noch so glänzenden Unternehmens. So musste Mitte Mai der nur wenige Monate an der Spitze stehende Scott Thompson wegen eines gefälschten akademischen Titels gehen.

Deal noch von Thompson eingefädelt
Den Deal mit Alibaba soll laut US-Medienberichten noch von Thompson eingefädelt worden sein. Der Investor Dan Loeb, der diese Affäre ins Rollen brachte und jetzt mit Vertrauten in den Verwaltungsrat einziehen wird, machte schon länger Druck, die Beteiligung zu versilbern. (awp/mc/upd/ps)

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