Aktienfokus UBS: Bestürzung weiter gross

Aktienfokus UBS: Bestürzung weiter gross

Zürich – Die UBS-Aktien notieren im bisherigen Freitagshandel grösstenteils deutlich im Plus und machen damit zumindest einen Teil ihrer gestrigen Kursverluste wieder wett. Am Markt zeigt man sich aber auch zum Wochenschluss weiter bestürzt über den riesigen Handelsverlust in der Investment Bank. Verschiedene Analysten erwarten als Folge davon eine wohl tiefgreifendere und beschleunigtere Redimensionierung der Investment Bank. Personelle Konsequenzen im Top-Management werden zudem ebenfalls nicht ausgeschlossen.

Alle grossen Ratingen-Agenturen gehen als Folge des Verlustes über die Bücher und erwägen eine Senkung des Ratings der Bank.

UBS notieren kurz vor 16.00 Uhr bei sehr hohem Handelsvolumen und recht volatilem Kursverlauf 5,5% höher auf 10,29 CHF. Das bisherige Tageshöchst liegt bei 10,34 CHF, das Tagestiefst auf knapp über dem Vortagsschluss von 9,75 CHF.

Der SMI steht zur Berichtszeit 1,1% höher. Mit den heutigen Gewinnen machen die Titel einen guten Teil des gestrigen Kursverlustes von beinahe 11% wieder wett.

Vertrauen in Bank deutlich beschädigt
Für verschiedene Marktexperten kommt der heutige Kursanstieg nicht überraschend, wird das gestrige Minus doch als fundamental eher übertrieben eingeschätzt. Nichtsdestotrotz sehen die Analysten das Vertrauen in die Bank und somit auch in die Aktien deutlich beschädigt. Befürchtungen, dass Fehler in der Investment Bank erneut auch den Ruf des Wealth-Management Geschäftes beeinträchtigen werden, könnten nach Einschätzungen von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) die UBS-Titel kurzfristig weiter belasten und eine unterdurchschnittliche Performance zur Folge haben. Nach dem Subprime-Debakel habe sich die Bank grosse Mühe gegeben, den erlittenen Reputationsschaden schrittweise zu beheben, was ihr teilweise auch gelungen sei. Die Handelsverluste würden die UBS diesbezüglich nun wieder zurückwerfen, kommentiert die ZKB.

Interne Risikokontrolle in schlechtem Licht
Sollten sich zudem die Informationen verschiedener Medien bewahrheiten, wonach der fehlbare Trader seine Vorgesetzten zumindest zum Teil selbst über seine nicht-autorisierten Transaktionen informiert hatte, würde das die interne Risikokontrolle in einem noch schlechteren Licht erscheinen lassen, so der Tenor am Markt. Solange die Bank Ablauf und Ursache des Verlustes nicht im Detail erklärt habe und aufzeige, wie die vorhandenen Probleme gelöst werden sollen, bleibe das Vertrauen beeinträchtigt, konstatiert die ZKB.

Umbau der Investment Bank dürfte sich beschleunigen
Die Analysten-Gemeinde zeigt sich zudem ziemlich einig in der Einschätzung, dass die Ereignisse in London den ohnehin fälligen Umbau der Investment Bank beschleunigen und verstärken werden. Der Ausstieg aus nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten innerhalb der Investment Bank könnte an Tempo gewinnen, meint beispielsweise Vontobel. Eine Vollständige Abspaltung der Investment Bank erachten indes die meisten Analysten als wenig wahrscheinlich.

Wackelt Grübels Stuhl?
Nach Ansicht von Vontobel könnten die Ereignisse auch zu personellen Konsequenzen auf der gehobenen Managementebene führen. Entsprechende Forderungen werden heute auch in verschiedenen Zeitungen erhoben. Gemäss verschiedenen Quellen hat bis dato erst John Hughes, als Leiter der britischen Delta-One Abteilung der UBS-Investment Bank, sein Amt abgegeben. In seiner Abteilung sind gemäss den bisherigen, von der UBS indes nicht bestätigten Informationen die Handelsverluste angefallen. Bitter sind die erneuten Probleme in der Investment Bank nicht zuletzt aber auch für die Mitarbeiter in den anderen Bereichen des Instituts. Die Frustration in der Belegschaft sei gross, die Stimmung schlecht, ist an der Zürcher Bahnhofstrasse weitverbreitet zu hören.

S&P rechnet mit Quartalsverlust von 400 Mio CHF
Als Folge des Verlustes rechnet das Aktienresearch von Standard&Poor’s (S&P) für das dritte Quartal mit einem Quartalsverlust der UBS von 400 Mio CHF. Die Kernkapitalquote dürfte zudem mit rund 40 Basispunkten belastet werden. Helvea prognostiziert für das laufende Quartal gar ein Minus von 475 Mio CHF. Vontobel, JPMorgan, S&P sowie KBW senken am Berichtstag alle ihre Kursziele für die UBS-Aktien. Weitere Schätzungs- und Kurszielanpassungen dürften folgen, so die Einschätzung am Markt. Ungemach droht der Bank zudem von den drei grossen Ratingagenturen.S&P, Moody’s und Fitch. Alle drei prüfen eine mögliche Senkung ihres Kreditratings für die UBS. (awp/mc/upd/ps)

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