US-Schluss: Virus und Ölpreis-Crash lösen Panikverkäufe aus

US-Schluss: Virus und Ölpreis-Crash lösen Panikverkäufe aus

New York – Das sich weiter ausbreitende Coronavirus und ein Crash an den internationalen Ölmärkten haben den US-Aktienmarkt am Montag einbrechen lassen. Der Dow Jones Industrial büsste mehr als 2000 Punkte oder 7,79 Prozent auf 23 851,02 Zähler ein. Er fiel auf den tiefsten Stand seit Anfang vergangenen Jahres. In den vergangenen zwei Wochen hatte der Dow bereits fast elf Prozent verloren, belastet vor allem von den drohenden Folgen des Coronavirus für die weltweite Wirtschaft.

Der marktbreite S&P 500 verlor 7,60 Prozent auf 2746,56 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 6,83 Prozent auf 7948,03 Zähler abwärts. Nach panikartigen Verkäufen unmittelbar nach der Startglocke wurde der Aktienhandel zunächst für 15 Minuten unterbrochen. Die Kursschwankungen waren in den ersten Handelsminuten so gross, dass die Börse den Handel vorübergehend stoppte.

Zu den Folgen des Coronavirus für die Weltwirtschaft kam ein Absturz der Ölpreise als zusätzliche Belastung hinzu. Nach gescheiterten Verhandlungen führender Ölstaaten über eine Drosselung der Fördermenge erlebte der Ölmarkt den stärksten Preiseinbruch seit fast 30 Jahren. Die Verhandlungspartner des Ölkartells Opec und mit ihm verbündete Staaten konnten sich auf keine neue Vereinbarung einigen. Saudi-Arabien will nun die Ölförderung erhöhen. «Auf eine schwache Ölnachfrage trifft jetzt ein Preiskampf der Produzenten», schrieb der Vermögensverwalter DWS in einem Marktkommentar.

Kurseinbrüche historischen Ausmasses mussten daraufhin die Aktien des US-Energiesektors hinnehmen. Für die Papiere von Branchengrössen wie Occidental Petroleum, Schlumberger und Halliburton ging es zwischen 27,4 und mehr als 50 Prozent abwärts auf Tiefstände seit vielen Jahren. Die im Leitindex Dow enthaltenen Aktien von ExxonMobil und Chevron büssten 12,2 beziehungsweise 15,4 Prozent ein. ConocoPhillips sackten um fast 25 Prozent ab.

Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank sprach von einem «schwarzen Montag am Ölmarkt». Saudi-Arabien habe mit der Ankündigung höherer Fördermengen und niedrigerer Preise einen neuen Preiskrieg um Marktanteile eröffnet. Dem Ölmarkt drohe damit im zweiten Quartal ein massives Überangebot, zumal die Nachfrage wegen der Covid-19-Pandemie noch für einige Zeit stark beeinträchtigt bleiben dürfte.

Überdurchschnittliche Verluste mussten auch Bankaktien hinnehmen. Unter den Schwergewichten im Dow brachen JPMorgan um 13,7 Prozent ein und Goldman Sachs um 10,4 Prozent. Börsianer begründeten das zum Einen mit den Verwerfungen an den Finanzmärkten, die die US-Finanzindustrie in Mitleidenschaft ziehe. Zum Anderen verwies Analyst Saul Martinez von der Bank UBS darauf, dass US-Banken grosse Kredite an die Ölindustrie vergeben hätten – mit nun stark steigenden Risiken.

Mit Blick auf das Covid-19-Virus legten Wirtschaftsdaten aus China Zeugnis ab für die wirtschaftlichen Folgen: Im Land des Ausbruchs, wo das neuartige Coronavirus seit Wochen das öffentliche Leben lahmlegt, brachen die Exporte im Januar und Februar im Vergleich zu den Vorjahresmonaten ein. Die US-Regierung arbeitet Kreisen zufolge an einem Hilfspaket für die US-Wirtschaft, um die wirtschaftlichen Auswirkungen abzufedern.

Anleger setzten auf Sicherheit: Am US-Rentenmarkt stiegen richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um einen ganzen Punkte und 28/32 Punkte auf 108 29/32 Punkte und rentierten mit 0,575 Prozent. Damit hat sich die Rendite der als weltweit wichtigste Schuldtitel geltenden Bonds seit Mitte Februar fast gedrittelt.

Der Euro gab im US-Handelsverlauf einen Teil seiner Gewinne wieder ab und kostete zum Börsenschluss an der Wall Street 1,1450 US-Dollar. Zuvor war die Gemeinschaftswährung bis auf fast 1,15 Dollar gestiegen auf den höchsten Stand seit Anfang vergangenen Jahres. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1456 (Freitag: 1,1336) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8729 (0,8821) Euro gekostet. (awp/mc/pg)

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