CH-Schluss: Konsolidierung zum Hexensabbat

CH-Schluss: Konsolidierung zum Hexensabbat

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag im Minus beendet. Nach zwei sehr starken Tagen und eher schwachen Vorgaben aus den USA am Donnerstag waren die Märkte bereits von Beginn an etwas unter Druck. Schlussendlich erholte sich der Leitindex SMI allerdings von den Tagestiefstständen wieder etwas, so dass die Verluste sich per Saldo in Grenzen hielten. Die Zentralbanken-Euphorie vom Vortag sei aber bereits wieder einer gewissen Ernüchterung gewichen, hiess es am Markt. «Die Marktteilnehmer sorgen sich bereits wieder mehr um Inflation, Konjunktur und die steigenden Coronavirus-Infektionszahlen», sagte ein Händler.

Zusätzlich gedämpft wurde die Stimmung durch enttäuschende Ifo-Zahlen aus Deutschland. Demnach hat sich die Stimmung in den deutschen Chefetagen den sechsten Monat in Folge verschlechtert. Auch habe sich der grosse Eurex-Verfall etwas belastend auf die Aktienkurse ausgewirkt. Am dritten Freitag des letzten Monats im Quartal ist jeweils der sogenannte Hexensabbat, bei dem Futures- und Optionskontrakte auf Indizes und Einzelwerte auslaufen. Dabei kommt es jeweils zu erhöhter Volatilität bzw. zu mehr oder weniger grossen Kursausschlägen. Dies sei zum Teil auch heute der Fall gewesen, hiess es bei Händlern.

Der SMI schloss den Tag um 0,59 Prozent tiefer bei 12’715,48 Punkten, dies bei einem Tagestief von 12’652 bzw. einem Tageshoch ganz zu Beginn der Sitzung bei 12’788 Zählern. Trotz den Verlusten zum Wochenschluss war es eine weitere positive Woche an der Schweizer Aktienbörse. Insgesamt gewann der SMI im Wochenvergleich 0,9 Prozent, dies nach +3,6 Prozent in der Woche davor. Gegenüber dem neuen Jahreshoch am Donnerstagnachmittag bei 12’823 Punkten schloss der SMI allerdings um 0,8 Prozent tiefer.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und bei dem die Schwergewichte gekappt sind, verlor am Freitag 0,96 Prozent auf 2029,85 Punkte und der breite SPI um 0,56 Prozent auf 16’183,81 Zähler. Von den 30 Blue Chips schlossen 20 tiefer und 10 höher.

Die stärksten Abschläge gab es vor allem bei den Werten mit einem satten Jahresplus. Die grössten Verlierer waren denn auch Kühne+Nagel (-4,0%), Richemont (-4,0%), Sika (-3,3%), Straumann (-2,5%) oder UBS (-0,5%). Vor allem Titel wie Straumann, Richemont oder Sika seien mit Avancen bisher im 2021 von rund 80, 70 bzw. 60 Prozent anfällig für zwischenzeitliche Gewinnmitnahmen, sagte ein Händler. Allerdings fänden die Titel meist auch schnell wieder Käufer auf den tieferen Niveaus, so dass die Jahresgewinne kaum abschmelzen würden.

Gut hielten sich – wie meist an Tagen mit Abgaben – die defensiven Titel. So haben Nestlé am Freitag kurz vor Schluss erneut ein Jahreshoch erzielt bei 127,70 Franken. Zuletzt schloss der Titel, der seit der Ankündigung eines neuen bzw. vergrösserten Aktienrückkaufs letzte Woche kursmässig praktisch nur noch eine Richtung – nämlich nach oben – kennt, dann bei 127,34 Franken (+0,2%).

Der Grund für die gute Performance bei Novartis (+0,6%) waren laut Händlern ebenfalls Aktienrückkäufe. Der Basler Pharmakonzern hatte am Vortag einen Aktienrückkauf über 15 Milliarden US-Dollar angekündigt, war der Aktie einen Schub von 6 Prozent gegeben hatte. Trotzdem stehen die Novartis-Papiere auf Jahressicht weiterhin klar im Minus (-5%). Es sei denn auch nicht sicher, ob Novartis mit dem Rückkauf den Aktienkurs längerfristig positiv beeinflussen könne, hiess es im Handel. Schliesslich hätten die längerfristigen Investoren vor allem die Strategie und die Pipeline im Kopf.

Gut hielten sich auch nachrichtenlos AMS (+1,6%), Swiss Re (+0,4%) oder Sonova (+0,3%). Swisscom (-0,4%) fielen erst zum Schluss ins Minus. Sie hätten zum Teil von 5G-News profitiert, hiess es im Handel. So will der Bundesrat mehr Rechtssicherheit beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes schaffen, wie er heute mitteilte. Konkret geht es um den Korrekturfaktor für die maximale Sendeleistung bei 5G-Antennen.

Nicht nur bei den Blue Chips gab es kaum Firmennews, auch im breiten Markt war das so. Unter den grössten Verlierern waren zum Schluss Blackstone (-6,5%), Schlatter (-5,6%) und Aevis (-4,6%), zuoberst bei den Gewinnern waren IGEA (+16%), Aluflexpack (+11%) und Montana (+6,5%) zu finden. (awp/mc/pg)

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