CH-Schluss: SMI setzt seinen Anstieg fort

Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt hat der Leitindex SMI am Donnerstag weiter zugelegt und damit bereits den fünften Handelstag in Folge fester geschlossen. Während die Investoren den Regierungsstillstand in den USA weitgehend ausblendeten, schoben vor allem Erwartungen an eine weitere Lockerung der US-Geldpolitik die Börsen an. Einige Händler sprachen bereits von einem bevorstehenden Jahresendrally.
Die Erwartungen einer weiteren Zinssenkung durch das Fed per Ende Oktober wurden zuletzt durch die am Mittwoch vorgelegten unerwartet schwachen Arbeitsmarktdaten der US-Privatwirtschaft befeuert. Weitere Konjunkturdaten aus den USA gab es am Donnerstag allerdings wegen des «Shutdowns» der Administration nicht, und auch der US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag dürfte ausfallen. Damit drohe der «Nebel makroökonomischer Unsicherheit» noch dichter zu werden, meinte ein Beobachter.
Der Leitindex SMI schloss um 0,54 Prozent höher auf 12’427,18 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Titel enthalten sind, rückte derweil um 0,69 Prozent auf 2014,18 vor, und der breite SPI gewann 0,64 Prozent auf 17’117,19 Zähler. Im SLI schlossen 23 Titel im Plus, sechs im Minus und einer unverändert.
Die kräftigsten Avancen im SLI gab es für die Titel des Chipindustrie-Zulieferers VAT (+9,9%), die damit die Einbussen der vergangenen Woche wieder aufholten. Im Handel wurde auf die Euphorie um künstliche Intelligenz (KI) an der Nasdaq verwiesen. Die KI-Pläne der grossen US-Technologiekonzerne erforderten massive Investitionen entlang der ganzen Wertschöpfungskette, hiess es. Auch am breiten Markt legten Technologiewerte wie Inficon (+7,1%), Comet (+5,6%) oder AMS Osram (+2,8%) deutlich zu.
Boden gut machen konnten zudem die am Vortag noch zurückgefallenen Sandoz (+2,7%) und Galderma (+2,4%), Kursgewinne gab es auch für die Medtechtitel Straumann (+2,3%), Sonova (+1,4%) und Alcon (+0,9%). Swisscom (+1,2%) wurden von Exane BNP Paribas auf «Overweight» hochgestuft, was laut Händlern Umschichtungen aus anderen Telekommunikationsaktien nach sich zog.
Die Pharma-Schwergewichte entwickelten sich nach dem massiven Anstieg vom Vortag verhalten. Roche (GS +0,7%) wurden von einer Kaufempfehlung des HSBC-Aktienresearch gestützt, nachdem die Titel am Vortag einen Kurssprung von 8 Prozent vollzogen hatten. Novartis gingen unverändert aus dem Handel. Am Mittwoch waren die Kurse noch von den Hoffnungen auf Vereinbarungen der Pharmaunternehmen mit der US-Regierung über die Medikamentenpreise angetrieben worden.
Weiter nach oben ging es auch mit den Titeln des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé (+1,0%), die damit ihren Erholungskurs fortsetzten. Beim Nestlé-Glacé-Joint Venture Froneri gab die Beteiligungsgesellschaft PAI bekannt, dass sie für ihren 50 Prozent-Anteil am Gemeinschaftsunternehmen neue Investoren unter anderem aus Abu Dhabi an Bord genommen hat.
Schwächer zeigten sich dagegen die Versicherungstitel Zurich (-0,1%) und Swiss Life (-0,3%), während Swiss Re (+0,3%) leicht zulegten. Deutlichere Abschläge gab es für die UBS-Aktien (-0,7%). Laut einem Medienbericht ist ein Anlagefonds der Schweizer Grossbank von der Insolvenz eines grossen US-Autozulieferers betroffen, ihm drohe nun ein Wertverlust von 10 bis 20 Prozent.
Zu den weiteren Verlierern gehörten die Titel des US-Zementkonzerns Amrize (-0,2%) sowie des früheren Mutterkonzerns Holcim (-0,4%). Deutlich schwächer schlossen die Aktien des Uhrenkonzerns Swatch (-1,5%).
Am breiten Markt sackten Rieter (-31,9.%) um fast einen Drittel ab. Der Textilmaschinenbauer hatte am Vorabend den Abschluss der Kapitalerhöhung bekannt gegeben, demnach nahm er für eine Grossakquisition knapp 462 Millionen Franken auf. Die nicht im Rahmen der Bezugsrechtserhöhung bezogenen rund 1 Millionen Aktien sollen nun am Markt verkauft werden.
Die Mobilezone-Aktien (+1,8%) drehten am Nachmittag klar ins Plus. Auslöser war ein Medienbericht, wonach der Handy-Anbieter mit dem Telekomanbieter Freenet über den Verkauf seines schwächelnden Deutschlandgeschäfts verhandelt. (awp/mc/pg)