CH-Schluss: Schwächer – US-Budgetstreit überschattet Konjunkturdaten

CH-Schluss: Schwächer – US-Budgetstreit überschattet Konjunkturdaten

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat in seiner letzten Sitzung vor dem langen Weihnachtswochenende schwächer geschlossen. Der Leitindex SMI profitierte in der Eröffnungsphase von den festeren Pharmaschwergewichten, büsste die Gewinne aber rasch ein. Der Grund: die stockenden Haushaltsverhandlungen in den USA. Das Lager der Republikaner hat sich offenbar zerstritten, denn Republikanerführer John Boehner musste überraschend eine von ihm angesetzte Abstimmung über Steuererhöhungen für Superreiche absagen. Zuletzt nahmen die US-Republikaner Präsident Barack Obama in die Pflicht. Es sei jetzt an ihm, einen Plan vorzulegen, der für beide Seiten akzeptabel sei, hiess es.

Den Leitindex SMI bewegten die grösstenteils besser als erwartet ausgefallen US-Konjunkturdaten kaum, was einem Marktexperten zufolge die Priorität zeige, die derzeit dem US-Haushaltsstreit im Handel eingeräumt werde. Zudem machte die erneute Abstufung der Kreditwürdigkeit Zyperns durch die Ratingagentur Standard & Poor’s deutlich, dass Schuldenkrise in Europa längst nicht ausgestanden ist. Für den SMI ergibt sich mit minus 0,2% wie in der Vorwoche eine leicht negative Wochenperformance.

Der Blue Chip-Index SMI verlor am Freitag 0,34% auf 6’889,54 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,72% auf 1’047,56 Punkte ein, während der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,38% auf 6’344,62 Punkte nachgab. Unter den 30 wichtigsten Titeln standen zum Schluss zwanzig Gewinner neun Verlierern gegenüber, ein Titel schloss unverändert.

Die grossen Verlierer waren Finanzpapiere und die meisten Zykliker. Vor allem die Bankwerte büssten an Terrain ein: Julius Bär und UBS sanken um je 3,0%, CS verloren mit minus 2,2% moderater. Vor allem die UBS-Papiere brachten turbulente Tage hinter sich, nachdem bereits am vergangenen Wochenende über die Höhe der am Mittwoch ausgesprochenen Libor-Busse von 1,4 Mrd CHF spekuliert wurde. Die Papiere dürften auch weiterhin im Fokus liegen, da der Präsident des UBS-Verwaltungsrats Axel Weber erklärte, die Aufräumarbeiten würden sich noch lange hinziehen.

Ganz oben auf der Verliererliste finden sich auch Clariant (-2,2%), Syngenta (-1,9%) und Actelion (-1,4%). Letztere präsentierte zwar Fortschritte in der Phase-III-Entwicklung der neuen Antibiotika-Klasse Cadazolid, letztlich überwogen aber die Titel-Verkäufe. Der schwergewichtige Branchennachbar Novartis (Aktien -0,2%) erhielt für das Medikament Exjade die EU-Zulassung, dies habe aber nicht überrascht, da bereits im November eine vorberatende Kommission eine Empfehlung ausgesprochen hatte.

Bei den Zyklikern verzeichneten Richemont (-1,7%), Sika (-1,4%), Adecco (-1,3%) und Swatch (-1,1%) die grössten Verluste. Holcim (Aktien -1,0%) verkauft im Rahmen der laufenden Restrukturierung seine Beteiligung an Cementos Progreso in Guatemala. Jene an der thailändischen Siam City Cement wird reduziert, was im Handel für ein wenig Verstimmung sorgte, da das Thailand-Geschäft eigentlich ein wichtiger und äusserst rentabler Vermögenswert für Holcim gewesen sei.

Bei den wenigen Gewinnern ragten Geberit mit Aufschlägen von 1,3% heraus, unternehmensrelevante News lagen allerdings nicht vor. Ein grosse Stütze gaben dem SMI vor allem Roche GS (+0,9%). Wie es im Handel hiess, sei es schwer einzuschätzen, wie die einem Medienbericht zufolge wiederaufgenommen Übernahmeverhandlungen mit Illumina einzuordnen seien. Zudem bestätigte Roche-CFO Alan Hippe gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg die bisherige Akquisitionspolitik. Demnach setzt der Pharma-Konzern weiterhin auf Ergänzungsakquisitionen bzw. auf Übernahmen im Volumen von 6-7 Mrd USD statt auf Aktienrückkäufe. Nestlé (+0,1%) zeigten sich wenig bewegt.

Im breiten Markt büssten Panalpina 3,4% ein, nachdem der Logistikkonzern angekündigt hatte, dass wahrscheinlich eine Abschreibung auf der Goodwillposition der im Jahr 2011 erworbenen norwegischen Grieg Logistics im Umfang von 29 Mio CHF durchgeführt werden muss.

Barry Callebaut (-1,1%) schlossen nach einer Ratingabstufung durch den Broker Kepler auf «Hold» ebenfalls tiefer. Schlusslicht bei den Nebenwerten waren ohne News Burckhardt Compression (-4,7%).

Auf der Gegenseite schlossen Swisslog 3,7% fester, nachdem das Unternehmen eine Straffung der Führungsstruktur bekannt gab. (awp/mc/upd/ps)

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