CH-Verlauf: SMI ringt mit Gewinnschwelle

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch über den Vormittag seine frühen Verluste abgeschüttelt und sich zeitweise sogar knapp in die Gewinnzone vorgearbeitet. Anleger hoffen auf baldige Klarheit im Zoll-Streit mit den USA, «soweit es die mit einem Präsidenten Trump überhaupt geben kann», kommentierte ein Händler. Kreisen zufolge bedarf eine Absichtserklärung für die Schweiz, wonach keine Erhöhung der Zölle und sogar eine Ausnahme von Zöllen für die heimische Pharmaindustrie zugesichert würden, nur noch der Zustimmung von Trump. Insgesamt sei die Ruhe allerdings trügerisch und könne den Markt auch durchaus auf dem falschen Fuss erwischen, so Börsianer.
Im Tagesverlauf sind bis auf die zu erwartenden Briefe aus Washington wenig Impulse zu erwarten. Lediglich am Abend dürfte dann das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed in den Fokus rücken. Denn die «Dot Plots», also die Erwartungen der FOMC-Mitglieder für den Leitzins, schienen zuletzt stärker auseinander zu driften, heisst es bei der Commerzbank. Gleichzeitig forderte Trump erneut den Rücktritt von Fed-Chef Jerome Powell.
Der SMI ringt gegen 10.55 Uhr mit der Gewinnschwelle und hält sich mit +0,03 Prozent knapp im Plus bei 11’974,10 Punkten. Der aktuell 31 Titel umfassende SLI steigt um 0,14 Prozent auf 1973,86, während der breite SPI mit +0,02 Prozent auf 16’639,83 Punkte ebenfalls ein knappes Plus aufweist. Gewinner und Verlierer halten sich in etwa die Waage.
An der Indexspitze stehen die UBS (+1,7%) nach einer positiven Studie von Goldman Sachs. Die Analysten erwarten für das zweite Quartal eine Verbesserung der Rentabilität, sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch dem Vorjahr. Sie erhöhen ihr Kursziel und raten unverändert zum Kauf. Generell zählen Finanzwerte europaweit zu den stärksten Titeln, auch Versicherer wie Zurich (+0,4%), Swiss Life (+0,4%) oder Swiss Re (+0,9%) liegen im grünen Bereich.
Nach oben geht es auch für Holcim (+1,1%). Die UBS erhöhte ihr Kursziel für den Zementkonzern, bleibt aber angesichts der erwarteten Belastung durch Wechselkurse im zweiten Quartal für die Zahlen zurückhaltend. Längerfristig wiederum sollte Holcim von Regulierungen zur Dekarbonisierung sowie von einer langfristigen Erholung in Europa profitieren, so die Analysten.
Am Indexende verlieren Schindler (-0,9%). Als Belastung treten am heutigen Handelstag zwei US-Häuser in Erscheinung. Goldman Sachs wie auch Morgan Stanley sind mit «Sell» bzw. «Underweight» weiterhin zurückhaltend und senken zudem die Kursziele etwas. «Bereits 2021 hatten die Aktien vor Kursen über 300 Franken zurückgescheut. Es scheint, dass auch für einen Aufzugbauer die Luft hier etwas dünn wird», sagte ein Börsianer mit einem leichten Augenzwinkern. Seit dem Mehrjahres-Hoch Mitte Mai bei 306,80 Franken bröckeln die Kurse.
Bei den Pharma-Aktien von Roche (GS -0,5%) und Novartis (-0,8%) ist noch keine Erleichterung zu spüren. Zwar wäre eine Ausklammerung von Zöllen ein grosser Befreiungsschlag, noch sei es aber nicht so weit, kommentierten Börsianer. Zumal Trump andernorts mit allgemeinen Zöllen in Höhe von 200 Prozent auf die Einfuhr von Medikamenten drohte.
Die Titel der SIG Group (+0,9% auf 14,87 Fr.) bekommen von einer Octavian-Studie etwas Rückenwind. Zwar senken die Experten ihr Kursziel auf 22 Franken, liegen damit aber immer noch klar über dem aktuellen Kursniveau und halten entsprechend an der Kaufempfehlung fest.
In der zweiten Reihe geht es für Also (+2,1%) dank einer Studie nach oben. Research Partners sieht den IT-Grosshändler an einem spannenden Wendepunkt und empfiehlt die Titel entsprechend neu zum Kauf. Mit der Übernahme von Westcoast habe sich das Unternehmen nicht nur einen massiven Umsatzzuwachs gesichert, sondern auch seine Marktstellung in Europa strategisch erheblich verbessert. (awp/mc/pg)