CH-Verlauf: Wenig verändert – Anleger halten sich zurück

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am späten Donnerstagvormittag knapp gehalten. Dabei hat sich der Leitindex SMI nach einer schwächeren Eröffnung wieder gefangen und die Einbussen nach und nach praktisch wettgemacht. Dabei verlaufe das Geschäft eher in ruhigen Bahnen, heisst es. Die Marktteilnehmer schwankten zwischen Vorsicht und der Angst, etwas zu verpassen. «Das Resultat ist, dass wir uns nach der raschen Erholung vom Zollschock nunmehr seit einiger Zeit seitwärts bewegen», sagte ein Händler. Aber eine Konsolidierung tue ja nur gut.
Nun wollten die Marktteilnehmer sehen, wie stark die Wirtschaft bereits unter der US-Zollpolitik gelitten habe. Daher blickten sie bei den Firmenabschlüssen auch darauf, wie diese die weiteren Aussichten beurteilten. Dabei würden gute Ergebnisse die Anleger auch zu Gewinnmitnahmen verleiten. Die Aufmerksamkeit gelte aber auch den Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA, die am Berichtstag reichlich veröffentlicht werden. Derweil ist die hiesige Wirtschaft laut einer ersten Schätzung des Seco im ersten Quartal überraschend stark (+0,7%) gewachsen. Am Nachmittag gilt der Fokus unter anderem den US-Detailhandelsumsätzen, den Produzentenpreisen, dem Philly-Fed-Index und den Industrieaufträgen.
Der Leitindex SMI notiert gegen 11.25 Uhr um 0,01 Prozent tiefer bei 12’130,50 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, tritt mit 1998,43 Zählern (-0,03%) ebenfalls mehr oder weniger auf der Stelle. Und der breite SPI steht mit 16’653,85 Zählern (+0,04%) minim im Plus. Im SLI geben 17 Werte nach und 13 legen zu.
Unter Abgaben leiden vor allem zyklische Werte wie Adecco, Sika, VAT, Holcim und ABB mit Einbussen von -1,6 bis -0,5 Prozent. Bei Richemont (-1,4%) würden am Tag vor der Bilanzpräsentation Gewinne mitgenommen, sagte ein Händler. In ihrem Sog neigten auch Swatch (-0,4%) zur Schwäche.
Nach wie vor wenig gefragt sind Medizintechnikwerte wie Sonova (-0,3%), Straumann (-0,2%) und Alcon (-0,3%). Letztere haben sich inzwischen von den Anfangsverlusten wieder gefangen. Der Augenheilmittelkonzern hatte in der Nacht auf Mittwoch den Quartalsbericht veröffentlicht und damit die Anleger schwer enttäuscht, so dass die Aktie 7,6 Prozent einbrach.
Fester sind SGS (+0,8%), Swisscom (+0,8%), Schindler PS (+0,7%) und Nestlé (+0,6%) und damit alles Aktien von Unternehmen mit einem eher defensiven Geschäftsmodell.
Dagegen verharrten die beiden Pharmawerte Roche GS (-0,1%) und Novartis (+0,04%) nahe der «Nulllinie». Die Branche leide weiter unter den Zolldrohungen von US-Präsident Trump. «Hier zeigt sich, dass aus einem defensiven Wert unter Umständen auch schnell ein risikoreicher werden kann», meinte ein Händler.
Bei den Finanzwerten sind die Anteile der UBS (+0,4%) fester. Swiss Re (+0,1%) legen am Tag vor dem Quartalsbericht leicht zu. Die Anleger rechnen mit einem Gewinnrückgang. Hier dürfte wohl das Ausmass der Schäden wegen der verheerenden Waldbrände in Kalifornien von Anfang Jahr im Mittelpunkt stehen.
Auf den hinteren Rängen stehen Avolta (-0,3%) im Fokus. Der Reisedetailhändler hat für das erste Quartal 2025 zwar gute Zahlen vorgelegt und sich auch trotz US-Zöllen und geopolitischen Unsicherheiten optimistisch für den weiteren Verlauf geäussert. Doch nähmen nun die Anleger den Bericht als Anlass für Gewinnmitnahmen, meinte ein Marktteilnehmer. Die Aktie war zuletzt stark gestiegen. Dies auch wegen Gerüchten, dass Finanzgesellschaften das Unternehmen kaufen könnten.
Gefragt sind dafür Lastminute (+6,5%). Der Onlinereiseanbieter hat im ersten Quartal Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert.
Bei den Aktien von Sunrise (-5,8% oder 2,62Fr.) belastet die Dividendenzahlung von 3,33 Franken je Aktie den Kurs. Auch bei Temenos (-1,1% oder 0,70 Fr.) drückt die Dividende (1,30 Fr.). Forbo (-5,6%) brechen nach einer Verkaufsempfehlung von Kepler Cheuvreux ein. (awp/mc/ps)