CH-Verlauf: Schwache US-Vorgaben belasten – Richemont gefragt
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Freitagvormittag auf breiter Front schwächer. Grund dafür sind neue Konjunktursorgen und gestiegene Befürchtungen, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen im Dezember nun doch nicht wie erhofft senken könnte. Weil viele Konjunkturzahlen wegen des US-Shutdown nicht veröffentlicht wurden, fehlten den Anlegern und dem Fed die nötigen Informationen vor allem zu Arbeitsmarkt und Inflation. Und diese Daten dürften wohl auch nicht mehr vor der Fed-Sitzung im Dezember vorliegen. Fed-Vertreter hatten zudem wegen der anhaltenden Inflation und der Datenlücken zuletzt Vorsicht signalisiert. Daher seien die Zinssenkungserwartungen deutlich zurückgegangen, was die Aktienkurse belaste.
Derweil warten die Marktteilnehmer hierzulande weiter auf konkreten Neuigkeiten betreffend eines neuen Zollabkommens der Schweiz mit den USA. Zwar hat sich Wirtschaftsminister Guy Parmelin nach dem Besuch in Washington und den Gesprächen über die Zölle optimistisch gezeigt. Aber es seien noch nicht alle Punkte geklärt, sagte der Bundesrat. Sobald man diese endgültig geklärt habe, werde man weiter informieren. Auch dies veranlasse die Anleger zu Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende. Akzente setzt die Bilanzsaison, denn gleich drei Bluechips haben ihre Ergebnisse veröffentlicht.
Der Leitindex SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,62 Prozent tiefer auf 12’662,27 Punkten. Damit steuert der SMI auf einen Wochengewinn von rund drei Prozent zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,87 Prozent auf 2056,72 und der breite SPI um 0,65 Prozent auf 17’431,40 Zähler. Im SLI geben 28 Aktien nach und nur zwei (Richemont und Sika) gewinnen hinzu. Dass die Nervosität zugenommen hat, zeigt der Anstieg des Volatilitätsindex VSMI (+6,7%).
Einmal mehr zieht der Luxusgüterhersteller Richemont (+6,4%) die Anleger mit guten Zahlen in seinen Bann. Der starke Kursgewinn verleiht dem SMI eine gute Stütze. Der Genfer Konzern hat im ersten Halbjahr 2025/26 dank des starken Schmuckgeschäfts die Erwartungen übertroffen. Der wichtige Markt China sei dabei, sich zu stabilisieren und der Konzern habe auch Preiserhöhungen durchsetzen können, wird positiv vermerkt. Die Aktien von Konkurrentin Swatch (-1,4%) sind nach anfänglichen Gewinnen im Sog der Richemont-Zahlen nun klar ins Minus gerutscht.
Swiss Re (-3,5%) stehen nach Zahlen unter Druck. Der Rückversicherer hat in den ersten neun Monaten den Gewinn deutlich gesteigert und sieht sich damit auch «auf sehr gutem Weg», um sein Konzerngewinnziel für 2025 zu erreichen. Doch wurde das Gewinnziel im Bereich Leben und Gesundheit kassiert. Hier belastet eine Wertkorrektur das Ergebnis. Und dies dürfte den Konzern auch im letzten Jahresviertel beschäftigen.
Bergab geht es auch mit den Aktien von Sonova (-3,4%). Der Hörgerätehersteller hat zwar seine Jahresziele bestätigt. Aber das Unternehmen hat beim Gewinn die Erwartungen der Analysten verfehlt. Der Medizintechniksektor stehe schon einige Zeit im Gegenwind, sagt ein Händler und verweist auf die Aktien von Straumann (-0,3%) und Alcon (-1,5%), die alle eine klar negative Bilanz im laufenden Jahr aufweisen.
Die Schwergewichte Nestlé (-0,7%), Novartis (-0,9%) und Roche (-1,0%) geben dem SMI ebenfalls keine Stütze.
Unter Abgaben leiden ausserdem die Finanzwerte UBS (-2,1%) und Partners Group (-1,3%). Allerdings stehen die europäischen Mitbewerber ebenfalls im Minus. Zyklische Firmen wie ABB (-0,4%), Amrize (-3,4%) und Holcim (-2,1%) sowie Technologiewerte wie VAT (-0,2%) sowie AMS Osram, Comet und Inficon mit Einbussen von bis zu drei Prozent werden ebenfalls aus den Depots gekippt. (awp/mc/pg)