CH-Schluss: Getrübte Stimmung – SMI verliert klar

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Donnerstag deutlich im Minus beendet. Der Leitindex SMI verlor phasenweise fast 1,5 Prozent und streifte dabei die Marke von 12’200 Punkten, erholte sich gegen Handelsschluss aber wieder etwas und schloss klar über dem Tagestief. Die insgesamt aber ziemlich getrübte Stimmung an den Aktienmärkten wurde insbesondere mit der Zinsentwicklung in den USA begründet. Der jüngste Anstieg der Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen auf zuletzt deutlich über 5 Prozent und damit den höchsten Stand seit Oktober 2023 habe viele Investoren verschreckt, hiess es.
«Die Rendite hat angesichts der hohen US-Staatsverschuldung ein fast schon besorgniserregendes Niveau erreicht», sagte ein Händler. Zudem könnte das ohnehin schon hohe US-Haushaltsdefizit noch weiter steigen. Unterdessen passierte das von US-Präsident Donald Trump vorangetriebene Steuer- und Ausgabengesetz jedenfalls das Repräsentantenhaus. Auf die Stimmung drückten aber auch noch mässige Makrozahlen aus dem Euroraum. Dass sich die Unternehmensstimmung im Mai dort trotz erster Entspannungssignale in dem von den USA angezettelten Zollkonflikt überraschend weiter eingetrübt habe, sei sicher kein gutes Zeichen, hiess es.
Der SMI schloss um 0,89 Prozent tiefer auf 12’269,95 Punkten, im Tagestief war er bis 12’202 Zähler gefallen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,95 Prozent ein auf 2001,58 Punkte und der breite SPI 0,84 Prozent auf 16’855,80 Zähler. Bei Handelsschluss standen von den 30 SLI-Werte 27 im roten Bereich, zwei waren im Plus und einer unverändert.
Die grössten Verluste bei den Blue Chips verbuchten praktisch den ganzen Tag die Aktien der Hörgeräteherstellerin Sonova (-3,4% auf 268,60 Franken). Händler verwiesen darauf, dass der Broker Redburn das Rating auf «Sell» gesenkt habe mit einem Kursziel von 225 Franken. Mit Alcon (-2,1%) und Straumann (-1,9%) waren weitere Gesundheitswerte weit hinten zu finden.
Auch einige konjunktursensitive Werte wie Schindler (-2,0%) oder Holcim (-1,9%) standen weit oben auf der Verliererliste. Bei Schindler übte eine Rückstufung Druck aus: Octavian hat das Rating für den Lifthersteller auf «Hold» von «Buy» gesenkt.
Deutlich verkauft wurden auch Partners Group (-1,8%). Sie hätten unter dem US-Renditeanstieg gelitten, hiess es am Markt. Der Asset Manager bekomme die Zinsbewegungen jeweils stark zu spüren, finanziere er doch seine Beteiligungen auch mit Dollar-Krediten. Besser hielten sich bei den Finanztiteln UBS (-0,6%). Die Rating-Agentur Fitch hat den Ausblick für die Grossbank auf ‹positiv› von ’stabil› erhöht, begründet u.a. mit den Fortschritten bei der CS-Integration.
Auch alle drei Schwergewichte schlossen ebenfalls im Minus, wobei die Pharmawerte Roche GS (-1,3%) und Novartis (-0,8%) deutlich stärker unter Druck waren als Nestlé (-0,4%). Nestlé-CEO Laurent Freixe hat nach dem Interview am Vortag in der NZZ nun auch in der «Financial Times» seinen Kurs verteidigt.
Nachdem phasenweise alle 30 Blue Chips im Minus figuriert hatten, schafften es zum Schluss mit Swiss Re und Swisscom (je +0,2%) doch noch zwei in den grünen Bereich, Lindt schlossen immerhin unverändert.
Im breiten Markt fielen vor allem Relief Therapeutics (+50%) auf. Grund dafür war, dass die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Produktkandidaten RLF-TD011 den Status einer seltenen pädiatrischen Erkrankung verliehen hatte.
Deutlich unter Druck standen derweil Pierer (-12%), obwohl der Mehrheitseigner Bajaj die erforderlichen Mittel zur Sanierung zur Verfügung gestellt hat.
Galenica (-0,3%) büssten trotz guter Ergebnisse an Wert ein. Dabei hat der Apothekenzulieferer in den ersten vier Monaten 2025 den Umsatz um 4,7 Prozent auf 1,31 Milliarden Franken gesteigert.
Gefragt waren derweil Clariant (+2,1%). Ein Konkurrent hat einen Geschäftsbereich, in dem Clariant ebenfalls aktiv ist, zu einem unerwartet guten Preis verkauft. Dies habe bei Clariant Bewertungshoffnungen geweckt, hiess es am Markt.
Bachem (-4,0%) waren laut Händlern unter stärkerem Abgabedruck, da in den USA politische Bestrebungen im Gang seien, die Preise für Schlankheitsmittel zu begrenzen. (awp/mc/ps)