CH-Verlauf: Richtungslos bei ruhigem Geschäft – Warten auf US-Inflation

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstagvormittag keine klare Richtung gefunden. Bei meist geringen Kursänderungen hat der Leitindex mehrfach sein Vorzeichen gewechselt. Das Geschäft sei etwas lustlos und es fehlten kursbewegende Nachrichten, heisst es am Markt. Die Regierungskrise in Frankreich treibe einem zwar Sorgenfalten auf die Stirn, bewege aber letztlich den Markt trotzdem nicht, sagt ein Händler. Sollte es nun aber eine Hängepartie bis zu einer neuen Regierung geben, könnte sich dies durchaus noch belastend auswirken. «Gewisse Auswirkungen sieht man ja schon bei den gestiegenen Anleihespreads», sagt ein Händler.
Doch derzeit dominierten die Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank das Verhalten der Anleger. Die Zinserwartungen seien sehr hoch. «Zwar weniger, was den September betrifft, aber für danach», so ein Händler. Daher bestehe auch erhebliches Enttäuschungspotenzial. Einen ersten Hinweis bezüglich Reaktion auf die US-Preisdaten dürfte es am Mittwoch mit den Produzentenpreisen geben. Noch wichtiger sind die Inflationszahlen am Donnerstag. Analysten von JPMorgan warnten zudem auch davor, dass es zu einer möglichen «Sell-the-News»-Reaktion auf die bevorstehenden Zinssenkungen des Fed (am 17. September) kommen könnte. Heute stehen zudem die revidierten Daten vom US-Arbeitsmarkt an. Diese sind laut Experten nur schwer zu schätzen. Die US-Wirtschaft könnte 700’000 bis eine Million Stellen weniger geschaffen haben als ursprünglich gemeldet, könnte dies die Erwartungen schüren, dass das Fed gleich mehrmals an der Zinsschraube drehen sollte.
Der Leitindex SMI, der sich bislang in einer relativ engen Spanne bewegt hat, notiert um 11.00 Uhr um 0,26 Prozent tiefer auf 12’280,21 76 Punkten. Damit bewege sich der SMI weiterhin in einem von 11’800 bis gegen 12’500 Punkten reichenden Seitwärtskanal, meint ein Händler. «Derzeit fehlt einfach der Auslöser für einen Ausbruch», sagt ein Händler. Der SLI, in dem derzeit noch 31 Titel enthalten sind, ermässigt sich um 0,25 Prozent auf 2018,75 und der breite SPI um 0,27 Prozent auf 17’013,78 Zähler. Im SLI stehen 18 Verlierern 13 Gewinner gegenüber.
Im Fokus stehen die Aktien der UBS (-2,0%). Sie leiden nach den Entscheiden des Nationalrats vom Vorabend laut Händlern weiter unter der «leidigen Diskussion um die Kapitalausstattung» der Bank. «Die ganze Eigenkapital-Geschichte ist ein Hemmschuh für den Aktienkurs», meint ein Börsianer. Daher dürfte wohl auch die Kurszielerhöhung und bestätigte Kaufempfehlung durch JPMorgan am Aktienkurs abprallen.
Allerdings notieren auch Julius Bär (-0,4%) trotz Kurszielerhöhung und bestätigter Kaufempfehlung ebenfalls von JPMorgan im Minus, wenn auch etwas weniger stark.
Unter Abgaben leiden zudem die Schwergewichte Novartis (-0,4%), Roche GS (-0,5%) und Nestlé (-0,7%). Dies sei auch ein Grund dafür, dass der hiesige Markt nicht besser performe. «Bei Nestlé scheint derzeit grundsätzlich der Wurm drin zu sein und bei den Pharmas werden nach den jüngsten Anstiegen auch eher Gewinne mitgenommen», sagt ein Händler. Die von Novartis angekündigte Milliardenübernahme in den USA sei kein grosses Thema am Markt.
Auf den anderen Seite setzen Richemont (+1,4%) den Anfang August gestarteten Aufwärtstrend fort. Swatch (+0,4%) hinken einmal hinterher.
Gekauft wird zudem mit dem Versicherer Zurich (+0,6%), dem Aromenhersteller Givaudan (+0,9%), dem Techtitel VAT (+1,1%) und den Gesundheitswerten Sonova und Sandoz (je +0,6%) eine bunte Mischung aus verschiedenen Branchen.
Dabei dürften Sandoz davon profitieren, dass der Generikahersteller den Patentstreit mit dem US-Konzern Regeneron in den USA beigelegt hat und das Augen-Biosimilar Enzeevu nun in den USA bis Ende nächsten Jahres auf den Markt bringen kann.
Auf den hinteren Reihen setzen Temenos (+1,0%) die Erholung fort. (awp/mc/ps)