CH-Schluss: Wenig verändert vor US-Preisdaten – Richemont gefragt

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag wenig verändert geschlossen. Der Handel sei in weiten Strecken ruhig und richtungslos verlaufen, sagten Händler. Nach einem freundlichen Start schmolzen die Gewinne rasch wieder ab und erst am frühen Nachmittag konnte sich der Leitindex wieder fangen und von den Tiefstwerten lösen. Danach ging es in engen Spannen mehr oder weniger seitwärts weiter. Die Anleger seien verunsichert und hätten sich zurückgehalten, hiess es am Markt. Es gebe viele politische und wirtschaftliche Risikofaktoren. Dazu zählten unter anderem auch US-Konjunkturdaten.
Dabei dürften am Freitag die PCE-Preisdaten bezüglich der Inflationsentwicklung sehr genau unter die Lupe genommen werden. Dies vor allem, weil am Markt inzwischen fest mit einer Zinssenkung durch die US-Notenbank im September gerechnet wird. Fed-Chef Jerome Powell hatte kürzlich die Möglichkeit einer lockereren Geldpolitik angedeutet. Die im Laufe des Handels veröffentlichten US-BIP-Daten und die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe fielen zwar leicht besser aus als erwartet, beeinflussten das Geschehen aber kaum. Auch das mit Spannung erwartete Ergebnis des US-Techkonzerns Nvidia bewegte die Märkte eher wenig.
Der Leitindex SMI schloss nach einem Tageshoch bei 12’254 Punkten um 0,10 Prozent höher bei 12’219,20 Punkten. Der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind, war mit 2014,23 Zählern (-0,01%) praktisch unverändert. Derweil legte der breite SPI um 0,08 Prozent zu auf 16’957,74 Zähler. 13 SLI-Titel rückten vor und 18 gaben nach.
An die Spitze der Bluechips setzten sich die Aktien von Richemont (+1,7%). Allerdings schmolz hier der Gewinn zum Schluss noch etwas ab. Swatch (-1,8%), die am Vortag markant zugelegt hatten, gaben dagegen klar nach. Beide Aktien waren am Vortag stark gestiegen, nachdem am Mittwoch Swatch-CEO Nick Hayek spontan zu einem Analysten-Call geladen und sich dabei sehr optimistisch geäussert hatte. Er sprach dabei von robusten Verkäufen in den USA im Juli und August sowie weiteren geplanten Preiserhöhungen, um die US-Zölle aufzufangen. Darauf hatte der Broker Octavian hat das Kursziel für Swatch auf 200 von 193 Franken erhöht und die Kaufempfehlung bestätigt.
Ansonsten waren vor allem konjunktursensitive Titel wie Logitech, ABB, Holcim, Sika und Adecco mit Gewinnen zwischen 1,2 und 0,4 Prozent gefragt. Bei letzterem, dem Personaldienstleiter, hatten zu Wochenbeginn die politischen Turbulenzen im Kernmarkt Frankreich für Abgaben gesorgt.
Neben Richemont waren auch Nestlé (+1,0%) eine Stütze des Marktes. Sie hätten ihren zuletzt erfreulich guten Lauf fortgesetzt, hiess es. Der Westschweizer Nahrungsmittelkonzern könnte zumindest kurzfristig von der Grossübernahme im Kaffee-Bereich – der US-Konzern Keurig Dr Pepper will den niederländischen Jacobs-Mutterkonzern JDE Peets übernehmen – profitieren, hiess es ausserdem in Analystenkreisen.
Grösster Verlierer waren Swisscom (-2,9%). Händler sprachen von Gewinnmitnahmen nach dem jüngsten guten Lauf. Ein Marktbeobachter verwies auch auf die Zahlen von Rivale Salt, dessen Aktien aber nicht gehandelt werden. Die Aktien des anderen Rivalen Sunrise (+0,6%) legten dagegen zu.
Verkauft wurden zudem auch Alcon (-2,7%), Kühne+Nagel (-1,3%) und Geberit (-0,8%) sowie die Pharmawerte Roche (-0,6%) und Novartis (-0,4%). Letztere konnten die Abschläge aber im Späthandel noch eingrenzen.
Grössere Ausschläge gab es auf den hinteren Reihen bei Arbonia (+6,4%) nach einer Kaufempfehlung von Kepler Cheuvreux und bei Huber+Suhner (+8,6%) nach einer solchen der ZKB. Die Aktien der Jungfraubahnen (+4,5%) und von Pierer (+2,0%) stiegen nach Zahlen.
DocMorris (-6,3%) folgten Redcare Pharma (-8,9%) nach unten. Ihnen drohe bei einer Liberalisierung beim Vertrieb von Medikamenten neue Konkurrenz etwa durch DM, hiess es. Bei SoftwareOne (-4,3%) kam das Ergebnis nicht gut an. (awp/mc/ps)