Devisen: Euro nach Scheitern von Jamaika-Verhandlung auf Berg- und Talfahrt

Devisen: Euro nach Scheitern von Jamaika-Verhandlung auf Berg- und Talfahrt
(Bild: © Niffylux - www.niffylux.com)

Frankfurt – Nach dem Scheitern der Jamaika-Verhandlungen hat der Euro am Montag eine Berg- und Talfahrt hingelegt. In der vergangenen Nacht war die Gemeinschaftswährung zunächst um etwa einen halben Cent bis auf 1,1722 USD gefallen, stieg dann im Vormittagshandel aber wieder bis auf 1,1812 USD. Zuletzt gab der Euro dann aber wieder nach und notiert am späten Nachmittag bei 1,1745 USD.

Gegenüber dem Schweizer Franken zeigte die Währung eine ähnliche Bewegung. Zunächst gab der Kurs deutlich nach und fiel gar unter die Marke von 1,16 CHF, erholte sich dann aber wieder und stieg bis kurz vor 14.00 Uhr auf 1,1684 CHF. Am späten Nachmittag notiert der Euro wieder etwas tiefer bei 1,1651 CHF. Der Dollar legte im Verlauf des Nachmittags gegenüber dem Franken zu und weist beim Stand von 0,9920 CHF ein Plus auf von 0,3% gegenüber Schlusskurs der letzten Woche.

Zu den anderen wichtigen Währungen legt die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,88940 (0,89385) GBP und 132,10 (132,82) JPY fest.

Auswirkungen von Jamaika-Aus auf Finanzmärkte begrenzt
Am späten Sonntagabend hatte sich die FDP aus den Sondierungsgesprächen mit Union und Grünen verabschiedet. Die wochenlangen Bemühungen um eine konservativ-linksliberale Koalition scheinen damit gescheitert zu sein. Die SPD lehnte den Eintritt in eine grosse Koalition weiterhin ab. Die politischen Verhältnisse in der grössten Volkswirtschaft der Eurozone sind somit unübersichtlich geworden.

«Die Finanzmärkte gehen jedoch offenbar nur von einer Unsicherheitsphase aus», erklärte Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba, die insgesamt verhaltenen Kursausschläge. Schliesslich gebe es in Deutschland nicht die Gefahr, dass eine antieuropäische Partei an Einfluss gewinne. Zudem stehe die deutsche Wirtschaft gut da.

Am Nachmittag stützten zudem starke Konjunkturdaten aus den USA den Dollar. Der Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren war im Oktober stärker als erwartet gestiegen. Er hatte laut dem privaten Forschungsinstitut Conference Board um 1,2% zum Vormonat zugelegt. Volkswirte hatten nur einen Zuwachs um 0,8% erwartet.

Helaba sieht EUR/CHF-Kurs nach Anstieg 2017 im kommenden Jahr um 1,15 CHF
Die Helaba zählt den Schweizer Franken zu den grossen Verlieren 2017. Dies, nachdem der Euro zuletzt gegenüber Schweizer Franken wie auch zu vielen anderen Währungen deutlich habe zulegen können. Einfach zu erklären sei diese Entwicklung jedoch nicht. So unterscheide sich die fundamentale Entwicklung in der Schweiz kaum von der in der Eurozone. Auch die Zinspolitik erkläre die jüngste Franken-Abwertung nicht, sondern diene derzeit eher als Argument für einen stärkeren Franken. Auch ein Intervenieren der Schweizer Nationalbank (SNB) diene nicht als Begründung, da sich der Anstieg des Devisenbestandes grösstenteils mit Bewertungseffekten erklären lasse.

Entsprechend seien nicht kurzfristige Einflussfaktoren am Werk, wenn es darum gehe, den diesjährigen Anstieg des Euro-Franken-Kurses zu begründen. Langfristige Indikatoren wie Kaufkraftparitäten oder reale Wechselkursindizes hingegen zeigten seit vielen Jahren eine Überbewertung des Frankens an. Entsprechend erachtet die Helaba die langfristigen Unterbewertung des Euros und dem allgemeinen Euro-Optimismus als mögliche Ursachen. Ausserdem habe sich an den Finanzmärkten sukzessive die Risikoneigung erhört, und folglich werde der Franken als sicherer Anlagehafen weniger benötigt.

Dass der Franken überbewertet sei, hält die Helaba grundsätzlich auch weiterhin für gültig, das Argument verliere aber an Kraft. Denn der Franken sei bei weitem nicht mehr so teuer wie zuvor, was auch die SNB bei ihrer letzen geldpolitischen Lagebeurteilung anerkannt habe. Eine weitergehende Franken-Schwäche erachten die Helaba-Experten denn auch keineswegs als vorbestimmt, da ungeachtet der Überbewertung die Schweizer Leistungsbilanz kontinuierlich Überschüsse von mehr als 10% am BIP aufweise.

Auch das Argument des allgemeinen Euro-Optimismus könne sich in den nächsten Monaten ins Gegenteil verkehren – auch in Abhängigkeit von der Entwicklung in den USA. Falls zudem an den globalen Finanzmärkten die aktuell vorherrschende Risikofreude deutlich abnehme, dürfte dies dem Franken als sicherem Anlagehafen in die Hände spielen. Die Helaba geht daher davon aus, dass der Euro-Franken-Kurs seinen Aufwärtstrend nicht einfach fortsetzen wird, sondern sich 2018 ein neues Gleichgewichtsniveau um 1,15 CHF einpendelt, welches Kursausschläge bis 1,12 oder 1,18 CHF beinhaltet.

Die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1286,20 (1284,35) USD gefixt. (awp/mc/ps)

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