EU-Schluss: Kursfeuerwerk

EU-Schluss: Kursfeuerwerk

Paris – Die Ankündigung unbegrenzter Anleihekäufe durch die EZB hat am Donnerstag die europäischen Börsen beflügelt. Auch überraschend gute US-Konjunkturdaten trugen zu dem Kursfeuerwerk bei. Zum Handelsschluss stand der Eurostoxx 50 3,40 Prozent höher bei 2.524,95 Punkten. Damit ist er nur noch etwa 90 Punkte von seinem im März erreichten Jahreshoch bei 2.611,42 Punkten entfernt. Der CAC 40 zog um 3,06 Prozent auf 3.509,88 Punkte an, und in London ging es für den FTSE 100 um 2,11 Prozent auf 5.777,34 Punkte hoch. Die spanischen und italienischen Leitindizes sprangen um mehr als 4 Prozent an.

Die Europäischen Zentralbank (EZB) steht im Kampf gegen die Staatsschuldenkrise vor einer zweiten Runde von Anleihekäufen finanzschwacher Euroländer. Nach der Ratssitzung kündigte Notenbankchef Mario Draghi ein entsprechendes Kaufprogramm mit einem unbegrenzten Volumen an. Damit hebt es sich in einem wesentlichen Punkt von den ersten Anleihekäufen der EZB seit dem Frühjahr 2010 ab, das Draghi selbst als im Umfang begrenzt umschrieben hatte.

Unter dem neuen Anleihekaufprogramm will die Notenbank nur Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren in ihre Bücher nehmen. Voraussetzung sei allerdings, dass sich die jeweiligen Länder zunächst an den Euro-Rettungsfonds wendeten. Die Marktstrategen des Brokers IG Markets schrieben dazu in einem Kommentar: «Nun ist ein koordiniertes Vorgehen von EZB und nationalen Regierungen möglich, das die Märkte längerfristig beruhigen könnte.» Es liege jetzt an den krisengeplagten Länder wie Spanien, das Angebot der Europäischen Zentralbank anzunehmen.

Ein Händler meinte, der Markt habe von EZB-Chef Mario Draghi alles bekommen, was er sich gewünscht habe. Auch wenn die Einzelheiten nach den vortags durchgesickerten Informationen nicht mehr überrascht hätten, sei dies ein grosser Schritt nach vorn. Zudem rechnet der Börsianer beim morgigen US-Arbeitsmarktbericht nicht mit einer Enttäuschung, nachdem die Beschäftigung des Privatsektors im August deutlich stärker als erwartet gestiegen und die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche unerwartet stark gesunken war. Ferner hatte sich in den USA die Stimmung der Dienstleister im August spürbar aufgehellt.

Auf Unternehmensseite erholten sich Minentitel von ihrem jüngsten Kursknick und legten im europäischen Branchenvergleich mit durchschnittlich plus 3,89 Prozent deutlich zu. Die stärktsen Aufschläge von im Schnitt bis zu 4,39 Prozent verbuchten die Banken- und die Automobilwerte. Beide Sektoren reagieren in der Regel sensibel auf Konjunkturnachrichten.

Im Eurostoxx schnellten dementsprechend die Papiere der italienischen Bank Unicredit um 8,14 Prozent auf 3,5060 Euro in die Höhe. Die Aktien der Societe Generale gewannen dahinter 7,76 Prozent.

Ansonsten standen Easyjet im Fokus. Die Aktien legten nach Verkehrszahlen um 3,40 Prozent zu. Der britische Billigflieger hatte im Ferienmonat August seinen Wachstumskurs fortgesetzt.

Die Titel des britischen Einzelhändlers Dixons verteuerten sich um 3,93 Prozent und die Papiere der Supermarktkette William Morrison zogen um 4,28 Prozent an. Beide Unternehmen hatten zuvor besser als erwartet ausgefallene Bilanzen präsentiert. (awp/mc/pg)

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