EU-Schluss: Moderate Verluste – Fehlende US-Einigung belastet

EU-Schluss: Moderate Verluste – Fehlende US-Einigung belastet

Paris – Die zunächst ausgebliebene Einigung im US-Haushaltsstreit hat am Freitag auch Europas Börsen belastet. Die Pattsituation erhöhe nicht gerade die Wahrscheinlichkeit einer Lösung noch vor Jahresende, kommentierte ein Marktexperte. Mit einer Abstufung der Kreditwürdigkeit Zyperns rückte außerdem die Schuldenkrise in der Eurozone wieder auf die Tagesordnung. Im Fokus stand obendrein der grosse Verfall an den Terminmärkten, der sogenannte «Hexensabbat».

Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Minus von 0,27 Prozent bei 2.651,09 Punkten, womit er aber weniger einbüsste als die schwache Wall Street. Auf Wochensicht behauptete der Leitindex der Eurozone ein Plus von 0,78 Prozent. In Paris fiel der Cac 40 am Freitag um 0,15 Prozent auf 3.661,40 Zähler, und der Londoner FTSE 100 verlor 0,31 Prozent auf 5.939,99 Punkte. Lediglich der Madrider IBEX-35-Index tanzte mit einem Anstieg um 0,32 Prozent auf 8.291,00 Punkte aus der Reihe. Allerdings steht er als einziger unter den grossen europäischen Indizes auf Jahressicht im Minus und hat dementsprechend Aufholpotenzial.

US-Präsident Barack Obama und die Republikaner müssen bis zum 31. Dezember einen Kompromiss finden. Sonst droht im neuen Jahr die Fiskalklippe: Steuererhöhungen gepaart mit automatischen Ausgabenkürzungen. Der republikanische Verhandlungsführer John Boehner wollte im Abgeordnetenhaus über einen eigenen Plan zu Steuererhöhungen für Reiche abstimmen lassen, hatte das aber abblasen müssen, weil er im eigenen Lager keine Mehrheit dafür gefunden hätte. Die republikanischen Abgeordneten gingen in die Weihnachtsferien. Boehner sagte, sie würden aber zurückkehren, wenn es nötig sei. Die Republikaner würden den Dialog mit Obama und den Demokraten im Kongress fortsetzen, um eine Lösung zu finden.

Vor allem die Bankenwerte litten unter dem Stillstand im US-Haushaltsstreit: Im Stoxx Europe 600 gab der Sektorindex als zweitgrösster Verlierer um knapp ein Prozent nach. Sie hatten Händlern zuletzt besonders von der Hoffnung auf eine Einigung profitiert. Noch mehr büssten indes die Technologietitel ein, die um über ein Prozent sanken.

Unter den grössten Verlierern im EuroStoxx waren die Aktien von ArcelorMittal zu finden: Dass der Stahlkonzern wegen des schwachen Marktumfelds eine Milliardensumme auf sein Europageschäft abschreiben muss, drückte die Titel mit knapp zweieinhalb Prozent ins Minus. Ein Analyst wertete es als enttäuschend, dass im Zuge dessen kein Herunterfahren weiterer Werke angekündigt worden sei. «Betriebsschliessungen sind die einzig wahre Lösung für die strukturellen Probleme im europäischen Stahlmarkt», so der Experte.

Abschläge von über dreieinhalb Prozent erlitten die Nokia-Aktien, womit sie Schlusslicht im Leitindex waren. Sie profitierten somit nicht von der Beilegung eines Patentstreits und einer zugleich abgeschlossenen Lizenzvereinbarung mit dem kanadischen Smartphone-Hersteller Research In Motion (RIM) . Neben einer Einmalzahlung erhält Nokia von dem Blackberry-Produzenten auch fortlaufende Vergütungen. (awp/mc/upd/ps)

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