EU-Schluss: Libyen und Ölpreise im Fokus

EU-Schluss: Libyen und Ölpreise im Fokus

London – Die europäischen Aktienmärkte haben ihre Talfahrt am Mittwoch fortgesetzt und den dritten Tag in Folge Verluste eingefahren. Börsianer begründeten das mit den Unruhen in Libyen und der damit zusammenhängenden Sorge um weiter steigende Ölpreise. Das wiederum könnte das weltweite Wirtschaftswachstum gefährden, hiess es.

Ein Marktteilnehmer sagte, alle Augen seien auf Nordafrika und den Nahen Osten gerichtet. Insbesondere die Rede des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi habe den Markt beunruhigt und wirke noch nach.

Der EuroStoxx 50 schloss mit einem Minus von 0,95 Prozent bei 2.954,92 Punkten, nachdem er am Vortag bereits um 0,96 Prozent und zum Wochenauftakt sogar um 1,81 Prozent nachgegeben hatte. Für den französischen Leitindex Cac 40 ging es in Paris am Mittwoch um 0,92 Prozent auf 4.013,12 Punkte nach unten, der FTSE 100 in London sank um 1,22 Prozent auf 5.923,53 Punkte.

Unter Druck waren nach wie vor die Werte von in Libyen engagierten Ölfirmen. Repsol-YPF büssten in Madrid 0,61 Prozent auf 23,500 Euro ein, Eni verloren in Mailand 1,16 Prozent auf 17,080 Euro. Bei den Aktien von OMV in Wien betrug der Abschlag sogar 5,75 Prozent auf 30,08 Euro. Der österreichische Konzern denkt Berichten zufolge darüber nach, die Produktion in Libyen komplett zu stoppen.

Dies überschattete die Zahlenvorlage von OMV, bei der das Unternehmen immerhin einen kräftigen Gewinnanstieg für das Jahr 2010 ausgewiesen hatte.

Am stärksten unter Druck gerieten Autowerte. Der Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts verlor 3,20 Prozent. Zu den schwächsten Werten im EuroStoxx 50 zählten entsprechend BMW mit minus 3,52 Prozent auf 58,300 Euro und Daimler mit minus 3,32 Prozent auf 51,290 Euro. In Paris sackten Renault-Papiere um 3,63 Prozent auf 43,255 Euro ab, PSA Peugeot Citroen rutschten um 2,56 Prozent auf 28,145 Euro ab. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen im ganzen Sektor.

Unter den hohen Ölpreisen litten auch Rohstoffwerte. In London ging es für Antofagasta um 5,06 Prozent auf 1.314,57 Pence nach unten, Xstrata verloren 4,40 Prozent auf 1.355,05 Pence und BHP Billiton sanken um 3,13 Prozent auf 2.348,78 Pence. Belastend wirkte zudem, dass sich die Preise für Kupfer und weitere Metalle etwas von ihren jüngsten Hochs entfernt hatten.

Derweil ist Europas grösster Hotelkonzern Accor in die Gewinnzone zurückgekehrt. Nach einem Verlust von 282 Millionen Euro 2009 hatte die Gruppe im vergangenen Geschäftsjahr einen Gewinn von 3,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Papiere verloren dennoch 3,68 Prozent auf 33,905 Euro. Börsianer zeigten sich von der angekündigten Dividende in Höhe von 62 Cent pro Aktie enttäuscht.

Kursgewinne fuhren Bankenwerte ein, nachdem sie am Vortag im Zuge wieder wachsender Sorgen um die europäische Schuldenkrise noch zu den grössten Verlierern gezählt hatten. An der EuroStoxx-Spitze legten Credit Agricole 1,25 Prozent auf 11,775 Euro zu, gefolgt von den Papieren der italienischen Intesa SanPaolo mit plus 0,85 Prozent auf 2,382 Euro.

Gegen den Trend im Plus zeigten sich auch die Aktien von Vivendi . Sie verteuerten sich um 0,27 Prozent auf 20,295 Euro. Der französische Medienkonzern hatte am Vorabend vor einem US-Gericht einen Sieg errungen und eine bedeutende Reduzierung einer milliardenschweren Sammelklage von Aktionären erwirkt. Vivendi hatte daraufhin «einen signifikanten Abbau» der zuvor vorgenommenen Rückstellungen angekündigt. (awp/mc/gh)

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