EU-Schluss: Sehr fest

EU-Schluss: Sehr fest

London – Die wichtigsten europäischen Aktienindizes haben am Mittwoch beflügelt von positiv aufgenommen US-Konjunkturdaten deutlich höher geschlossen. So hatte sich die Stimmung der Einkaufsmanager in der Region Chicago weniger stark als erwartet abgeschwächt. Zudem war der Auftragseingang der Industrie überraschend deutlich gestiegen.

Der Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing hatte zwar einen etwas schwächeren Anstieg der Beschäftigung im US-Privatsektor ermittelt als erhofft. «Nach den jüngsten massiven Enttäuschungen vom US-Arbeitsmarkt wird die leichte Abweichung aber schon mit Wohlwollen aufgenommen», kommentierte ein Börsianer. Zudem hatten sich auf der letzten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank mehrere Mitglieder für ein entschlosseneres Vorgehen zur Stützung der Konjunktur ausgesprochen.

Der EuroStoxx 50 kletterte um 2,81 Prozent auf 2.302,08 Punkte. Wegen der weltweiten Schuldenkrise hat der Index damit aber trotzdem den schlechtesten Monat seit Oktober 2008, als er um fast 15 Prozent abgesackt war, erlebt. Das Minus im August 2011 beläuft sich auf knapp 14 Prozent. In Paris stieg der CAC 40 am Mittwoch um 3,07 Prozent auf 3.256,76 Punkte. Der Londoner FTSE 100 rückte um 2,39 Prozent auf 5.394,53 Punkte vor.

Sämtliche Sektorenindizes beendeten den Handel im Plus. Am besten schnitten dabei Bauwerte ab. Beflügelt wurde die Stimmung hier von Bouygues . Die Titel des französischen Konzerns gewannen auf einem einsamen Spitzenplatz im CAC 40 15,77 Prozent auf 26,725 Euro. Bouygues hatte mit Blick auf die Erholung der Baubranche die Umsatzziele für das laufende Jahr leicht angehoben. Zudem will der Konzern seinen gesunkenen Aktienkurs für ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm nutzen.

Am schlechtesten entwickelte sich der Telekomsektor. Hier drückte vor allem die Deutsche Telekom auf die Stimmung. Deren Titel brachen am Eurostoxx50-Ende um 7,64 Prozent auf 8,806 Euro ein, nachdem US-Regulierungsbehörden Klage gegen die geplante Übernahme von T-Mobile USA durch den Wettbewerber AT&T eingereicht hatten.

Abseits der Sektorbetrachtung entwickelten sich Einzeltitel vor allem aufgrund von Quartalszahlen. So fielen die Titel von Carrefour als einer der wenigen Verlierer im EuroStoxx 50 um 0,46 Prozent auf 18,56 Euro. Europas grösster Handelskonzern hatte wegen eines schwachen Europa-Geschäfts im ersten Halbjahr operativ weniger verdient und erwartet jetzt auch im Gesamtjahr einen Gewinnrückgang, und zwar in Höhe von etwa 15 Prozent. Mit dieser Prognose verfehlte das Unternehmen die Erwartungen der Analysten.

Noch tiefer runter ging es für L’Oreal mit einem Abschlag von 1,58 Prozent auf 75,79 Euro. Analysten hatten die Zahlen überwiegend skeptisch beurteilt. So habe der Gewinn vor Zinsen und Steuern die Erwartungen in erster Linie wegen überraschend hoher Marketing- und Entwicklungskosten verfehlt, schrieb der Experte Guillaume Delmas vom japanischen Finanzinstitut Nomura. Das sei ein Grund zur Sorge, da der weltgrösste Kosmetikhersteller dennoch keine Marktanteile in grösserem Umfang gewonnen habe.

Einer der Favoriten im EuroStoxx 50 hingegen waren die Titel von Vivendi , die um 4,88 Prozent auf 16,965 Euro nach oben kletterten. Der französische Medien- und Telekomkonzern hatte im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Vivendi habe die Markterwartungen beim Umsatz erfüllt und beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgüter übertroffen, kommentierte Analyst Richard Houbron von der Investmentbank Cheuvreux.

In London gehörten die die konjunktursensiblen Minenwerte zu den grössten Gewinnern. So stiegen Antofagasta um 5,23 Prozent auf 1.316,85 Britische Pence. Xstrata legten um 5,22 Prozent auf 1.067,95 Pence zu.

In Zürich gewannen Nestle als einer der schwächsten Werte im Swiss-Market-Index (SMI) lediglich 0,85 Prozent auf 49,91 Schweizer Franken. Händler verwiesen auf die schwache Entwicklung bei L’Oreal. Der schweizerische Nahrungsmittelkonzern ist mit rund 30 Prozent an den Franzosen beteiligt. (awp/mc/pg)

Euronext

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