EU-Schluss: Kursrutsch – Wirtschaftssorgen belasten

EU-Schluss: Kursrutsch – Wirtschaftssorgen belasten

London – Die europäischen Börsen haben ihren freien Fall auch am Dienstag fortgesetzt. Enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA stimmten die Anleger noch kritischer zu den Aussichten für die Weltwirtschaft und auch die Unsicherheit um die Schuldenkrise sorgte weiterhin für Nervosität. Der am Vortag schon deutlich abgesackte EuroStoxx 50 rutschte am Ende um weitere 1,87 Prozent auf 2.544,89 Punkte ab.

Damit baute der Leitindex seine Verlustserie auf sieben Handelstage aus und schloss auf dem tiefsten Stand seit über einem Jahr. Der CAC 40 in Paris verlor 1,82 Prozent auf 3.522,79 Punkte und der Londoner FTSE 100 gab um 0,97 Prozent auf 5.718,39 Punkte nach.

Anleger zogen sich massiv aus den riskanteren Anlagen zurück und favorisierten etwa das auf Rekordhöhen befindliche Gold oder den Schweizer Franken. Steigende Risikoaufschläge bei südeuropäischen Staatsanleihen waren ebenfalls Ausdruck der angespannten Lage. «Schwache Konjunkturdaten haben die Sorge um das Weltwirtschaftswachstum wieder in den Vordergrund gerückt», sagte Marktbeobachterin Anita Paluch von ETX Capital. Nach der unerwartet deutlich eingetrübten Stimmung der US-Einkaufsmanager vom Vortag fielen am Dienstag auch die Ausgaben und Einnahmen der privaten Haushalte im Juni schwächer aus als erwartet. «Das überschattet auch die in den USA in letzter Minute abgewendete Staatspleite», so Paluch.

Am Ende konnte sich kein Sektor der schwachen Marktstimmung entziehen. Relativ stabil hielten sich Versorgertitel, deren Sektorindex Stoxx 600 Utilities die Branchenübersicht mit moderaten Abschlägen anführte. Besonders deutlich nach unten ging es dagegen für die besonders konjunktursensiblen Werte aus der Baubranche sowie den Automobil- und Rohstoffsektoren . Der Stoxx 600 Automobiles + Parts etwa büsste als schwächster Branchenindex 3,67 Prozent ein.

Bankenwerte blieben auch am Dienstag wegen der anhaltenden Schuldenkrise unter Druck. Die Risikoaversion an den Märkten hatte die Aufschläge für italienische und spanische Staatsanleihen weiter nach oben getrieben. Unicredit sackten im Sog dessen um 5,77 Prozent auf 1,127 Euro ab und waren der schwächste Wert im EuroStoxx. Die am Vortag schon eingebrochenen Aktien des Konkurrenten Intesa SanPaolo verloren weitere 5,24 Prozent. Banco Santander und BBVA büssten jeweils fast 3 Prozent ein.

Auch in Paris kamen Bankenwerte unter Druck. Credit Agricole und Societe Generale verloren 3,45 respektive 2,4 Prozent. Aktien der BNP Paribas schwankten nach Zahlen zwischen Gewinnen und Verlusten, gaben am Ende jedoch um 2,46 Prozent auf 42,60 Euro nach. Dabei hatte die französische Grossbank die Belastungen aus der Griechenland-Krise im zweiten Quartal mit einem starken Ergebnis im Privatkundengeschäft wettgemacht.

Auch von der britischen Grossbank Barclays gab es Zahlen. Die Papiere konnten sich lange Zeit gegen das schwache Branchenumfeld stemmen, schlossen am Ende jedoch auch knapp mit 0,12 Prozent im Minus bei 227 Britischen Pence. Der Gewinn ist wegen eines schwachen Investmentbankings und Rechtsstreitigkeiten im ersten Halbjahr zwar deutlich gesunken. Analysten hatten allerdings mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet.

Auch Aktien von DSM rutschten erst im späten Geschäft knapp mit 0,22 Prozent ins Minus ab. Der weltgrösste Vitamin-Hersteller hatte im zweiten Quartal mit seinem Gewinn die Erwartungen übertroffen. Fiat-Papiere dagegen fielen in Mailand um 8,43 Prozent auf 6,085 Euro, nachdem sie wegen heftiger Kursausschläge zeitweise vom Handel ausgesetzt waren. Händler verwiesen neben dem europaweit unter Druck stehenden Automobilsektor auf schwache Autoabsatzzahlen aus Italien. (awp/mc/pg)

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