EU-Schluss: Verluste nach freundlichen Tagen

EU-Schluss: Verluste nach freundlichen Tagen

Paris – Nach dem Höhenflug der vergangenen Tage ist den europäischen Börsen am Freitag der Schwung ausgegangen. Im Kielwasser einer schwächelnden Wall Street, die ihre Rekordjagd nach enttäuschenden Daten und Unternehmenszahlen nicht fortsetzen konnte, schloss der EuroStoxx 50 mit einem Minus von 1,53 Prozent bei 2.633,47 Punkten. Auf Wochensicht behauptete der Leitindex der Eurozone allerdings Kursgewinne von knapp zwei Prozent. Der Cac 40 in Paris ging am Freitag 1,23 Prozent schwächer bei 3.729,30 Punkten aus dem Handel und der Londoner FTSE 100 fiel um 0,49 Prozent auf 6.384,39 Punkte.

Ein Marktbeobachter sah die im März überraschend gesunkenen US-Einzelhandelsumsätze als Warnsignal für ein schwaches zweites Quartal. Auch das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima hatte sich im April unerwartet eingetrübt. Die Anleger müssten sich mit den verhaltenen Konjunkturperspektiven in den USA arrangieren, so der Experte weiter. Dazu kämen die gestiegenen Risiken in der Eurozone, erinnerte er an die jüngsten Turbulenzen um das Rettungspaket für Zypern und die anhaltende Regierungssuche in Italien. Allerdings stütze die weltweit lockere Geldpolitik der Notenbanken die Aktienmärkte.

Im Stoxx Europe 600 hatten die Immobilientitel als einzige Gewinner die Nase vorn: Für den Sektorindex ging es um 1,04 Prozent hoch. Gut hielten sich dahinter noch die Telekomtitel mit einem knappen Minus von 0,01 Prozent. Dagegen büssten die konjunktursensiblen Auto- und Rohstofftitel am Ende der Übersicht 2,78 und 1,84 Prozent ein. Die Bankenaktien verloren nach negativ aufgenommenen Zahlen der US-Branchenvertreter JPMorgan und Wells Fargo 1,83 Prozent.

Die Telekommunikationsbranche profitierte von Fusions- und Übernahmefantasien. Telecom Italia prüft den Einstieg des Hongkonger Mischkonzerns Hutchinson Whampoa, der sich über seine Tochter H3G etwas weniger als 30 Prozent der Anteile an der italienischen Gesellschaft sichern will. Die Aktien gewannen daraufhin weitere 3,76 Prozent.

Derweil unternehmen Telefonica und KPN laut der «Financial Times» einen neuen Anlauf, um ihre Deutschlandsparten zusammenzuführen. Der spanischen Telefonica gehe es darum, die Netze der dritt- und viertgrössten deutschen Mobilfunker zu vereinen oder zumindest eine Kooperation herbeizuführen, hiess es unter Berufung auf informierte Personen. Ein erstes Treffen in dieser Sache habe bereits stattgefunden. Die KPN-Titel gewannen 1,12 Prozent, wogegen es für Telefonica um 0,51 Prozent nach unten ging.

Dass die deutsche Milliardärsfamilie Reimann den niederländischen Kaffeeröster und Senseo-Hersteller Master Blenders übernehmen will, überraschte Börsianer nicht. Die Papiere verloren 0,98 Prozent auf 12,110 Euro. Die Familien-Holding Joh. A. Benckiser (JAB) legte ein Angebot über 12,50 Euro je Aktie in bar oder insgesamt 7,5 Milliarden Euro vor, das der Aufsichtsrat unterstützt. «Gerüchte über eine bevorstehende Übernahme gab es schon länger und im Aktienkurs war dieser Schritt mit einem Plus von mehr als 25 Prozent am 28. März bereits vorweggenommen worden», sagte einer der Börsianer.  (awp/mc/pg)

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