Japans Wirtschaft geschrumpft – Talsohle scheint erreicht

Japans Wirtschaft geschrumpft – Talsohle scheint erreicht

Japans Premierminister Shinzo Abe.

Tokio – Die japanische Wirtschaft ist überraschend im dritten Quartal in Folge geschrumpft, doch die Talsohle scheint erreicht. Wie die Regierung am Donnerstag bekanntgab, sank das Bruttoinlandsprodukt der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt zwischen Oktober und Dezember um eine hochgerechnete Jahresrate von 0,4 Prozent. Ökonomen hatten mit einem leichten Wachstum gerechnet. Ihrer Ansicht nach dürfte die Wirtschaft im laufenden Vierteljahr jedoch wieder auf den Wachstumspfad zurückgefunden haben. Auch die japanische Zentralbank hob ihre Einschätzung der Lage an und befand, dass sich die Wirtschaft offenbar nicht mehr weiter abschwäche.

Im Vergleich zum Vorquartal schrumpfte Japans Wirtschaft in den letzten drei Monaten 2012 um 0,1 Prozent. Dies lag vor allem an den schwachen Exporten, die um annualisiert 3,7 Prozent sanken, sowie an den Unternehmensinvestitionen. Die Firmen drosselten ihre Ausgaben um 2,6 Prozent und damit im vierten Quartal in Folge, wie die Regierung auf vorläufiger Basis weiter bekanntgab. Dagegen überraschte der private Konsum, der in Japan 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung beiträgt. Die Ausgaben stiegen zum Vorquartal um 0,4 Prozent.

Rezession überwunden?
Die Ökonomen von Morgan Stanley MUFG Research in Tokio sehen die Rezession inzwischen überwunden. Trotz der enttäuschenden BIP-Zahlen gehe man weiterhin von einer wirtschaftlichen Erholung aus, schrieben sie am Donnerstag. Die Produktionsdaten und andere Indikatoren legten den Schluss nahe, dass die Talsohle bereits im November erreicht worden sei und Japan in eine frühe Wachstumsphase eingetreten sei. Der scheidende Zentralbank-Gouverneur Masaaki Shirakawa begründete die verbesserte Wirtschaftseinschätzung zum Teil mit einem Aufschwung in den USA und China, Japans wichtigste Handelspartner. Zudem hilft der stark abgeschwächte Yen den Unternehmen, ihre Gewinne zu erhöhen.

Gewaltige Konjunkturpakete
Der japanische Staat will den Aufschwung mit massiven Ausgaben anfeuern. Das Unterhaus des Parlaments segnete zur Finanzierung der gewaltigen Konjunkturpakete am Donnerstag einen Nachtragshaushalt über 13,1 Billionen Yen (103 Milliarden Euro) ab. Nachdem die Bank von Japan kürzlich auf massiven Druck der neuen Regierung hin einen unbefristeten Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren beschlossen und ihr Inflationsziel von 1 auf 2 Prozent angehoben hatte, entschied sie am Donnerstag, vorerst keine weitere Lockerung der geldpolitischen Zügel vorzunehmen. Die Leitzinsen beliessen die japanischen Notenbanker zudem erwartungsgemäss bei weiter nahe Null.

Regierung hebt Wachstumsprognose an
Die neue japanische Regierung hob kürzlich ihre Wachstumsprognose für das am 1. April beginnende Steuerjahr 2013/2014 kräftig auf real 2,5 Prozent an. Die Vorgängerregierung war im August noch von 1,7 Prozent ausgegangen. Der neue Ministerpräsident Shinzo Abe hat mit seinen massiven Staatsausgaben die Wahlen zum Oberhaus des Parlaments im Sommer im Blick. Abe, dessen Wirtschaftspolitik aus einer Mischung aus Stimulus und extrem lockerer Geldpolitik auch «Abenomics» genannt wird, hatte ungeachtet einer riesigen Staatsverschuldung von 235 Prozent des BIP ein Konjunkturpaket über 20 Billionen Yen aufgelegt. (awp/mc/ps)

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