Bauboom und der Rohstoff Sand: UN warnen vor Umweltschäden

Bauboom und der Rohstoff Sand: UN warnen vor Umweltschäden
Sandgrube. (Foto: Unep)

Genf – Der weltweite Bauboom hat die Nachfrage nach Sand und Kies einer neuen Studie zufolge in 20 Jahren verdreifacht. Mit 40 bis 50 Milliarden Tonnen im Jahr sei Sand gemessen am Volumen nach Wasser der grösste gehandelte Rohstoff der Welt, teilte das UN-Umweltprogramms (Unep) am Dienstag in Genf mit. Der unregulierte Abbau sei für die Umwelt aber gefährlich, warnte Unep. «Flüsse, Deltas und Küsten werden ausgewaschen, Sand-Mafias blühen, und der Bedarf steigt.» Die UN-Organisation verlangt eine Regulierung und Bewirtschaftung der weltweiten Sandbestände.

Weil die Weltbevölkerung wächst und immer mehr Menschen in Städte ziehen, werde immer mehr gebaut. Der Sand- und Kiesbedarf für das Beton, mit dem Häuser, Strassen und andere Infrastrukturprojekte gebaut werden, steige nach Schätzungen jedes Jahr um 5,5 Prozent. Auch in der Elektronikproduktion und für Glas wird Sand verwendet. «Unsere Gesellschaft ist im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut», sagte der Projektleiter des Reports, Pascal Peduzzi.

Mancherorts werde der Sand knapp, auch wenn die Bestände weltweit enorm seien. Es werde aber weniger Sand geschaffen als abgebaut, warnte Unep. Fliessende Gletscher zerreiben etwa Gestein zu Sand, der als Sediment in Flüssen abfliesst. Wüstensand eignet sich dem Bericht zufolge für die meisten Bauvorhaben nicht, weil der Wind die Sandkörner abschleift und sie damit nicht mehr gut haften.

Schwerwiegende Folgen
Die Folgen des Abbaus können schwerwiegend sein, heisst es in dem Bericht. Wenn Strände geräumt werden, können Anlieger ihre Region kaum für den Tourismus entwickeln. In Flüssen und Mangrovenwäldern dezimiert das Sandabgraben die dort lebenden Krabben. Den Anwohnern fehlen Nahrung sowie eine Ressource, die sie verkaufen können. Flussufer können instabil werden, wenn Sand abgegraben wird. Das kann wie der Abbau von Dünen zu mehr Überschwemmungen führen.

In Marokko hätten Schmuggler den Sand an einem Küstenstreifen zwischen Safi und Essaouira so weit abgetragen, dass nur noch Steine übrig geblieben seien. Am Mekong in Asien mache sich der Sandabbau in Laos, Thailand und Kambodscha im Flussdelta in Vietnam durch Erosion bemerkbar. Der kleine, reiche Stadtstaat Singapur in Südostasien sei der grösste Sandimporteur der Welt, um seine ehrgeizigen Baupläne zu verwirklichen, so der Bericht. Singapur habe seine Landfläche in den vergangenen 40 Jahren um 20 Prozent oder 130 Quadratkilometer erweitert. Dazu seien allein in den vergangenen 20 Jahren nach Schätzungen mehr als 500 Millionen Tonnen Sand eingeführt worden.

Internationale Regeln gefordert
Unep wirbt für internationale Regeln, die festlegen, wie viel Sand wo schonend abgebaut werden kann. Auf Prestigebauten ohne echten Nutzen solle verzichtet werden. Sand könne in einigen Bauten teilweise ersetzt werden, etwa durch Sägemehl, und Unternehmer sollten Recycling-Material für den Bau entwickeln. (awp/mc/ps)

Unep

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