US-Schluss: Nervöse Investoren beruhigen sich wieder etwas

US-Schluss: Nervöse Investoren beruhigen sich wieder etwas

New York – Die wegen des Konflikts zwischen den USA und China zuletzt nervös gewordenen Anleger haben sich am Freitag wieder etwas entspannt. War der Dow Jones Industrial im Tagestief noch um 1,4 Prozent gefallen und drohte unter 25’000 Punkte zu rutschen, so stand am Ende des Handels nur noch ein Minus von 0,07 Prozent auf 25’383,11 Punkte zu Buche. Zwar will US-Präsident Donald Trump angesichts der Einmischung Chinas im eigentlich autonomen Hongkong die vorteilhafte Behandlung der Metropole weitgehend beenden. Die Befürchtung noch drastischerer Massnahmen der USA bewahrheitete sich vorerst jedoch nicht.

Experten hatten verschiedentlich nicht ausgeschlossen, dass die zunehmenden Spannungen zwischen den beiden Ländern deren ohnehin fragiles Handelsabkommen ins Wanken bringen könnten. «Dann würde handelspolitisch der Protektionismus wohl wieder die Oberhand gewinnen», hatten die Analysten der Commerzbank im Vorfeld der Rede Trumps argumentiert. Das scheint zunächst einmal jedoch nicht der Fall zu sein.

Der marktbreite S&P 500 legte um 0,48 Prozent auf 3044,31 Zähler zu. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg sogar um 1,47 Prozent auf 9555,53 Punkte. Ein Wiederaufflammen des Handelsstreits zwischen den USA und China hätte voraussichtlich weite Teile der US-Technologiebranche in Mitleidenschaft gezogen.

«Die Risikoneigung der Anleger bleibt intakt», resümierte Analyst Edward Moya vom Broker Oanda. Präsident Trump habe China keine neuen Strafzölle angedroht oder das Handelsabkommen in Frage gestellt. Darauf hätten die Finanzmärkte positiv reagiert.

Für den Dow war es eine erfreuliche Börsenwoche mit einem Zugewinn von 3,8 Prozent. Im Monat Mai hat der Leitindex um 4,3 Prozent zugelegt.

Trump sagte derweil Twitter und Co. mitten im Wahlkampf ums Weisse Haus den Kampf an. Der US-Präsident will per Verfügung die Freiheit der Online-Plattformen einschränken, gegen einzelne Nutzer und Inhalte vorzugehen. Auslöser war der Faktencheck eines Tweets, in dem Trump behauptet hatte, Briefwahl erhöhe das Risiko von Fälschungen.

Twitter versah kurz darauf einen weiteren Tweet von Trump mit einem Warnhinweis, weil der Beitrag gegen das Verbot von Gewaltverherrlichung bei dem Dienst verstosse. Im Zuge des Streits hatten die Twitter-Aktien in den vergangenen beiden Tagen mehr als 7 Prozent eingebüsst und gaben nun um weitere 2 Prozent nach.

Aktien von Salesforce büssten 3,5 Prozent ein. Der Kontrahent von SAP enttäuschte Anleger mit gekürzten Prognosen für für den Umsatz und das Ergebnis im laufenden Jahr. Die vom Coronavirus ausgelöste Rezession hat auf die Nachfrage nach Cloud-basierten Software-Angeboten gedrückt.

Papiere von Dell Technologies stiegen um 8,9 Prozent auf den höchsten Stand seit drei Monaten. Der Technologiekonzern schnitt im ersten Geschäftsquartal deutlich besser ab als erwartet. Analysten prognostizieren, dass der Hersteller von Einzelplatz- und Grossrechnern in der Corona-Krise Wettbewerbern Marktanteile abtrotzen könnte.

Die starke Aufwärtsbewegung des Euro der vergangenen Tage liess nach, zum Handelsschluss an der Wall Street kostete er 1,11 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1136 (Donnerstag: 1,1016) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8980 (0,9078) Euro gekostet. Am US-Rentenmarkt gaben richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 11/32 Punkte auf 99 23/32 Punkte nach und rentierten mit 0,65 Prozent. (awp/ mc/ps)

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