US-Schluss: Einzelhändler und Techwerte im Abwärtssog

US-Schluss: Einzelhändler und Techwerte im Abwärtssog
(Adobe Stock)

New York – Unter dem Eindruck sehr hoher Kursverluste von Einzelhändlern haben die Anleger am New Yorker Aktienmarkt am Mittwoch das Weite gesucht. Die Indizes rutschten deutlich ab, die jüngste Kurserholung ist somit dahin. Börsianer verwiesen auf erneut aufgekommene Sorgen, dass eine zu straffe Gangart der US-Notenbank Fed die Konjunktur ausbremsen könnte.

Zum Handelsschluss sank der US-Leitindex Dow Jones Industrial um 3,57 Prozent auf 31’490,07 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 4,04 Prozent auf 3923,68 Punkte abwärts – dies war sein höchster Tagesverlust seit Juni 2020.

Noch schlimmer sah es am Mittwoch für den technologielastigen Nasdaq 100 aus, der mit einem Minus von 5,06 Prozent auf 11’928,31 Punkte wieder unter die runde Marke von 12’000 Zählern rutschte. Der in der Vorwoche erreichte tiefste Stand seit November 2020 kam damit wieder näher. Hoch verschuldete Technologie-Unternehmen leiden unter steigenden Zinsen besonders.

Ausserdem kamen von der US-Bauwirtschaft zur Wochenmitte schwache Signale. Die Zahl neu begonnener Häuser und die Anzahl der Baugenehmigungen gingen zurück. Auch der Baubranche machen steigende Hypothekenzinsen und gestiegene Materialkosten aufgrund von Lieferengpässen zu schaffen.

US-Einzelhändler schockieren derzeit die Anleger mit Kürzungen ihrer Prognosen. Nach Walmart am Vortag war am Mittwoch Target an der Reihe. Dessen Papiere fielen auf den tiefsten Stand seit November 2020. Der Börsenwert brach um ein Viertel ein. Der Einzelhändler verwies auf den deutlichen Kostenanstieg im ersten Quartal, wodurch man in diesem Jahr weniger profitabel wirtschaften dürfte als zunächst angepeilt. Mit Herausforderungen für Target im ersten Quartal habe er gerechnet, jedoch nicht mit einem Kostendruck in diesem Ausmass oder mit einer Senkung der Prognose, schrieb Analyst Steven Shemes von der kanadischen Bank RBC.

Die Nachrichten von Target zogen die gesamte Branche nach unten. Die Walmart-Aktien verloren nach ihrem Vortagesverlust von mehr als elf Prozent weitere 6,8 Prozent. Walgreens Boots Alliance sackten um 8,4 Prozent ab. Costco, Kohl’s, Best Buy, Dollar General, Dollar Tree und Macy’s verzeichneten allesamt Kursverluste im zweistelligen Prozentbereich.

Die Gewinnmargen der Einzelhändler gerieten durch die hohe Inflation und die steigenden Transport- und Lohnkosten gehörig unter Druck, erläuterte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. «Die Teuerung zwingt die Verbraucher dazu, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, womit ihnen entsprechend weniger für die Produkte zur Verfügung steht, die für die Unternehmen aufgrund höherer Margen profitabler sind», schrieb der Experte.

Auch der Baumarktkonzern Lowe’s enttäuschte am Mittwoch mit seiner Umsatzentwicklung auf vergleichbarer Fläche die Anleger. Die Aktien sanken um 5,3 Prozent. Im Gegensatz zu Lowe’s hatte der Wettbewerber Home Depot am Vortag ein positives Ausrufezeichen gesetzt. Zur Wochenmitte aber verloren die Home-Depot-Aktien ähnlich deutlich wie Lowe’s.

Ein Lichtblick im ausverkauften Einzelhandelssektor waren indes die Titel von TJX, die nach Quartalszahlen 7,1 Prozent gewannen. Anleger hätten damit die stärkere Margenentwicklung im Vergleich zu Walmart und Target honoriert, hiess es von Marktteilnehmern.

Der Elektroautobauer Tesla wurde aus dem Aktienindex S&P 500 ESG für nachhaltige Investments gestrichen – sehr zum Missfallen von Firmenchef Elon Musk. ESG steht für Environmental, Social and Governance. Unter dieser Abkürzung werden von der Finanzindustrie Geldanlagen angeboten, bei denen Kriterien wie Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung stärker berücksichtigt werden sollen. Die Tesla-Aktien fielen am Mittwoch um 6,8 Prozent.

Der Euro fiel unter 1,05 US-Dollar. Nach Börsenschluss in New York wurden 1,0464 Dollar dafür bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs vorher auf 1,0523 (Dienstag: 1,0541) US-Dollar festgesetzt, damit hatte der Dollar 0,9503 (0,9487) Euro gekostet.

Am Rentenmarkt drehten die Kurse angesichts der schlechten Stimmung am Aktienmarkt und der Flucht der Investoren in als sicher empfundene Anlagen ins Plus. So stieg der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) zuletzt um 0,51 Prozent auf 119,47 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen sank im Gegenzug mit 2,88 Prozent wieder unter die Drei-Prozent-Marke. (awp/mc/ps)

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