US-Schluss: Hoffnung im Ukraine-Krieg treibt Erholung voran

US-Schluss: Hoffnung im Ukraine-Krieg treibt Erholung voran
(Adobe Stock)

New York – Die Wall Street ist am Freitag trotz des Ukraine-Kriegs mit deutlichen Gewinnen auf Erholungskurs geblieben. Eine Spur der Hoffnung in dem Konflikt lockte auf dem ermässigten Kursniveau die Schnäppchenjäger an. Nachdem am Vortag die Technologiewerte mit ihrer Rally dominierten, waren nun die Standardwerte stärker gefragt. Ungeachtet des weiteren Vorrückens von Streitkräften bis in die Hauptstadt Kiew zeigte sich Russland nach Kremlangaben bereit zu Friedensverhandlungen.

Nach verhaltenem Start legte der Dow Jones Industrial bis Handelsschluss um 2,51 Prozent auf 34 058,75 Punkte zu. Am Vortag hatte er die Erholung nach dem ersten Schock wegen des Einmarschs in der Ukraine schon begonnen. Vom tiefsten Stand seit elf Monaten hat er nun in kürzester Zeit wieder um 5,5 Prozent zugelegt. Das bisherige Wochenminus hat er fast noch ausgeglichen.

Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 2,24 Prozent auf 4384,65 Punkte nach oben. Im Vortags schon stark gestiegenen Tech-Sektor gab es ebenfalls Gewinne, die aber an den Dow nicht heran reichten. Der von diesen Unternehmen dominierte Index Nasdaq 100 schloss 1,53 Prozent höher bei 14 189,16 Zählern.

Moskau sei bereit, eine russische Delegation zu Gesprächen in die belarussische Hauptstadt Minsk zu schicken, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. «Angesichts der Äusserungen Putins in dieser Woche erscheint dies höchst merkwürdig, aber es hat die Märkte nicht davon abgehalten, darauf zu hoffen, dass da etwas dran sein könnte», sagte Marktbeobachter Michael Hewson vom Broker CMC Markets.

Die westlichen Länder zeigten sich von alldem aber unbeeindruckt: Die EU und Grossbritannien haben mittlerweile auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin und Russlands Aussenminister Sergej Lawrow auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Auch die US-Regierung vermeldete solche Pläne. Dies hat zur Folge, dass möglicherweise vorhandene Vermögen der beiden Politiker eingefroren werden.

Unter den Dow-Werten erholten sich unter anderem die Finanztitel von ihren deutlichen Vortagsverlusten, darunter die Aktien von Goldman Sachs mit einem Anstieg um 2,9 Prozent. Die Spitze im Leitindex eroberten allerdings einige Aktien aus anderen Sektoren wie etwa Gesundheit und Konsum. Die Titel der beiden Mischkonzerne Johnson & Johnson sowie 3M waren mit Anstiegen von bis zu fünf Prozent die grössten Gewinner.

Die wenigen Unternehmensnachrichten stiessen jedoch meist auf ein sehr negatives Echo. Die Aktionäre von Foot Locker mussten nach der Zahlenvorlage einen Kurseinbruch um fast 30 Prozent verkraften. Von dem Sportartikelhändler kam ein enttäuschender Ausblick, der mit dem forcierten Direktverkauf des wichtigsten Partners Nike in Zusammenhang gebracht wurde. Die Titel von Foot Locker fielen zeitweise auf den tiefsten Stand seit Mai 2020. Nike konnten der Erholungsrally des Gesamtmarkts mit einem Anstieg um 1,2 Prozent nur gemässigt folgen.

Ein weiterer grosser Verlierer wegen Aussagen zum Ausblick war der Computerkonzern Dell , dessen Aktien um 7,8 Prozent absackten. Laut dem Experten Tim Long von der Barclays-Bank verfehlte auch der Gewinn je Aktie im vierten Quartal die Erwartungen. Mit 9,2 Prozent ebenfalls sehr gross waren die Kursverluste beim Fleischersatzhersteller Beyond Meat nach enttäuschenden Zahlen.

Ein grosser Gewinner im Nebenwertebereich waren die Papiere des TV-Satellitenbetreibers Dish Network mit einem Kurssprung um 11,3 Prozent. Als Treiber galten hier die Experten von JPMorgan , die ihr Votum um gleich zwei Stufen auf «Overweight» erhöhten. Durch die zurückliegende Kursschwäche seien die Perspektiven für Anleger nun besser. Analyst Philip Cusick rechnet mit positiven Kurstreibern, die die Stimmung bessern sollten.

Der Euro erholte sich von seinen deutlichen Vortagsverlusten. Zuletzt wurde mit 1,1269 US-Dollar etwa ein Cent mehr bezahlt als im Tagestief. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1216 (Donnerstag: 1,1163) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8916 (0,8958) Euro.

US-Staatsanleihen waren angesichts der steigenden Risikobereitschaft nicht gefragt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries gab um 0,05 Prozent auf 126,41 Punkte nach. Die Rendite für Staatspapiere mit dieser Laufzeit erreichte 1,965 Prozent. (awp/mc/pg)

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