US-Schluss: Dow Jones sackt fast 6 Prozent ab

US-Schluss: Dow Jones sackt fast 6 Prozent ab

New York – Nach einem Tag der Erholung hat sich zur Wochenmitte an den US-Börsen erneut Panik breit gemacht. Angesichts der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus trennten sich Anleger in grossem Stil von Aktien. Der Leitindex Dow Jones Industrial weitete im Tagesverlauf die Verluste immer mehr aus und schloss 5,86 Prozent niedriger bei 23 553,22 Punkten. In den vergangenen drei Wochen wurden somit die Kursgewinne mehr als eines Jahres zunichte gemacht.

Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Verbreitung des neuen Coronavirus mittlerweile als Pandemie ein. Das sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf. Tedros kritisierte fehlendes Handeln durch die Staaten weltweit. «Wir haben die Alarmglocken laut und deutlich geläutet», erklärte der WHO-Chef.

Stratege Francois Trahan von der Bank UBS sagte: «Die Unsicherheit mit Blick auf die Gewinne der Unternehmen ist derzeit so gross, dass die Aktienkurse kaum Chancen auf Erholung haben». Schon vor dem Ausbruch der Epidemie seien die Aktienmärkte hoch bewertet und anfällig für eine Korrektur gewesen. Wegen des Virus habe diese Korrektur nun dramatische Ausmasse angenommen.

Der marktbreite S&P 500 verlor 4,89 Prozent auf 2741,38 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 4,37 Prozent auf 8006,12 Zähler nach unten.

Am Abend will sich US-Präsident Donald Trump zu Massnahmen gegen die Folgen des Coronavirus äussern. Wie gross gegenwärtig die Verunsicherung ist, zeigt ein Blick auf den Volatilitäts-Index Vix. Der auch als «Angstbarometer» bekannte Index stieg am Mittwoch zwischenzeitlich auf über 60 Punkte. So hoch war die Nervosität an der Wall Street letztmals Ende 2008 auf dem Höhepunkt der Wirtschafts- und Finanzkrise.

Ob weitere geldpolitische Lockerungen der Notenbanken als Antwort auf die Epidemie taugen, wird am Markt angezweifelt. Die Bank of England hatte am Morgen den Leitzins gesenkt. Mit einem ähnlichen Schritt rechnet RBC-Analyst Mark Chandler auch seitens der Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Sitzung am Donnerstag. Die amerikanische Fed hatte bereits in der vergangenen Woche den Leitzins reduziert – dem Aktienmarkt damit aber keine Stabilität verliehen.

Die Investmentbank Goldman Sachs ist für die US-Aktien in den kommenden Monaten pessimistisch. Den S&P 500 sehen die Experten bis Mitte des Jahres bei 2450 Punkten. Das wären vom gegenwärtigen Niveau weitere gut zehn Prozent Abwärtspotenzial.

Boeing -Aktien setzten als grösster Verlierer im Dow Jones Index den freien Fall der vergangenen Wochen fort. Mit einem Verlust von mehr als 18 Prozent fielen sie erstmals seit Juli 2017 unter die 200-Dollar-Marke. Das Unternehmen ruft eine knapp 14 Milliarden US-Dollar schwere Kreditlinie bei Banken vollständig ab, um sich gegen die Belastungen durch das Coronavirus zu stemmen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen berichtete. Zudem stornieren immer mehr Airlines angesichts der Virusepidemie ihre Bestellungen bei Boeing.

Im Sog des erneut schwachen Ölpreises verlor der US-Energiesektor 5,5 Prozent. Aktien des Branchendienstleisters Halliburton sackten um fast zehn Prozent ab und die von Occidental Petroleum um fast 18 Prozent.

Gegen den allgemeinen Ausverkauf stiegen Aktien von T-Mobile US um 1,7 Prozent und die des Fusionspartners Sprint um 3,1 Prozent. Der US-Bundesstaat Kalifornien will nicht gegen die Fusion der beiden Mobilfunkanbieter angehen.

Am US-Rentenmarkt wieder nach. Richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen gaben um 11/32 Punkte auf 106 8/32 Punkte nach. Die Rendite legte entsprechend auf 0,84 Prozent zu.

Der Euro neigte zum Börsenschluss an der Wall Street weiter zur Schwäche und notierte zuletzt auf 1,1274 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1336 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8822 Euro gekostet. (awp/mc/pg)

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