US-Schluss: Erholung lässt im Späthandel merklich nach

US-Schluss: Erholung lässt im Späthandel merklich nach

New York – Die Aussicht auf weltweite Lockerungen in der Coronakrise hat die US-Börsen am Dienstag auf Erholungskurs gehalten. Gemeinsam mit dem wieder anspringenden Ölpreis sorgte sie dafür, dass der Dow Jones Industrial mit 23 883,09 Punkten ein Plus von 0,56 Prozent über die Ziellinie brachte. Allerdings hatte er dabei im Späthandel merklich an Schwung verloren. Noch eine Stunde vor Schluss hatte er etwa eineinhalb Prozent im Plus gestanden.

Am Dienstag hob es erst merklich die Stimmung, dass immer mehr Länder ihre seit Wochen bestehenden rigiden Isolationsmassnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus lockern. In den USA zum Beispiel will Kalifornien die strengen Auflagen für Geschäfte schrittweise zurücknehmen. Dass der Rückenwind jedoch nachliess, begründeten Händler mit den zuletzt wieder aufgeflammten Sorgen um den US-chinesischen Handelsstreit. Diese hätten am Dienstag nochmals neue Nahrung davon erhalten, dass US-Präsident Donald Trump einmal mehr China die Schuld an der Viruskrise zugeschoben habe.

Der marktbreite S&P 500 stand am Ende 0,90 Prozent höher bei 2868,44 Zählern. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 1,09 Prozent auf 8930,62 Punkte vor. Aktuelle Wirtschaftsdaten blieben dabei am Dienstag nicht zum eindeutigen Kurstreiber. Die Stimmung der US-Dienstleister hat sich im April geprägt vom Coronavirus stark eingetrübt, allerdings weniger stark als befürchtet.

Ein weiteres zentrales Thema an den US-Börsen war der anspringende Ölpreis, was Händler mit Berichten begründeten, wonach die Rohölschwemme an den Märkten abebben könnte. Dies sorgte bei einigen Ölwerten für steigende Kurse, im Dow letztlich vor allem bei Chevron mit einem Anstieg um 1,6 Prozent. Anderswo wie bei ExxonMobil liess der frühe Rückenwind jedoch mit dem Gesamtmarkt stark nach. Sie schlossen sogar mit 0,1 Prozent im Minus.

Spitzenreiter im Dow waren am Ende die Aktien von Pfizer mit einem Anstieg um 2,4 Prozent, während die in den USA gehandelten Hinterlegungsscheine des Mainzer Kooperationspartners Biontech sogar um 9 Prozent anzogen. Hier stieg unter den Anlegern die Hoffnung auf einen Impfstoff zur Prävention von Covid-19-Infektionen. Der US-Pharmakonzern und sein deutscher Partner gaben bekannt, erste Probanden in den USA behandelt zu haben.

Gute Stimmung im Chemiesektor konnte das Unternehmen Dupont mit besser als befürchteten Quartalszahlen nur zeitweise verbreiten, am Ende schlossen die Aktien hier knapp mit 0,1 Prozent im Minus. Nachbörslich wurden gespannt die Zahlen von Walt Disney erwartet. Anleger traten hier im Vorfeld auf die Bremse, die Aktien büssten im Dow etwa zwei Prozent ein.

Der US-Industriekonzern General Electric (GE) kündigte wegen der Corona-Krise einen massiven Stellenabbau in seiner Flugzeugsparte an. Ein früher Anstieg verblasste, am Ende tendierten die GE-Aktien nur wenig verändert. Das Interesse der Anleger an den Boeing -Aktien wurde derweil einmal mehr gehemmt, sie waren im Dow mit 4,6 Prozent der grösste Verlierer.

An der Nasdaq schwappte bei Halbleitern nach Zahlen des deutschen Infineon -Konzerns eine gute Branchenstimmung aus Europa über. Aktien der Branchenausrüster Lam Research und Applied Materials stiegen im Nasdaq 100 um bis zu 3,5 Prozent und gehörten so zur Spitzengruppe unter den dort versammelten Technologiewerten.

Bei Hertz hingegen sorgen sich die Anleger neuerdings vor einer Zahlungsunfähigkeit des Autovermieters. Die Papiere sackten vor diesem Hintergrund um 16 Prozent ab. Am Dienstag wurde immerhin bekannt, dass Gläubiger des Autovermieters diesem in letzter Minute durch Stundungen und Verzichte einige Tage mehr Zeit geben, um einen Rettungsplan zu erarbeiten.

Der Kurs des Euro geriet unter Druck. Die europäische Gemeinschaftswährung fiel zwischenzeitlich auf 1,0826 US-Dollar und konnte sich bis zuletzt nur leicht auf 1,0842 Dollar erholen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0843 (Montag: 1,0942) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9223 (0,9139) Euro.

Die Kurse von US-Staatsanleihen bewegten sich in kürzeren Laufzeiten kaum. Nur in längeren Laufzeiten fielen etwas die Kurse und stiegen umgekehrt die Renditen. Richtungweisende zehnjährige Anleihen verloren 9/32 Punkte auf 107 29/32 Punkte. Sie rentierten mit 0,662 Prozent. (awp/mc/pg)

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