US-Schluss: Nerven der Investoren liegen blank

US-Schluss: Nerven der Investoren liegen blank

New York – Die Anfang Mai begonnene Talfahrt an den US-Börsen hat sich am Donnerstag noch beschleunigt. Die Furcht der Anleger vor einer Verschärfung des Handelskriegs zwischen den USA und China drückte schwer auf die Kurse. Der Dow Jones Industrial fiel um 1,11 Prozent auf 25 490,47 Punkte. Erst in der letzten Handelsstunde konnte er die Verluste etwas eindämmen. Sollte der Dow am Freitag weiter fallen, droht der tiefste Stand seit Februar.

Investoren suchten ihr Heil stattdessen in als sicher geltenden Staatsanleihen: Zehnjährige US-Papiere stiegen auf den höchsten Stand seit Herbst 2017.

«Wir bewegen uns immer weiter weg von einem Handelsabkommen der USA mit China», sagte Analyst David Mericle von Goldman Sachs. An dessen Stelle trete nun «ein Mix aus Zöllen und nichttarifären Massnahmen». China könnte auf die Sanktionen der USA mit neuen Zöllen kontern und US-Unternehmen in China das Leben schwer machen. «Die Lage eskaliert immer mehr», sagte Mericle.

Der breit gefasste S&P 500 büsste am Donnerstag 1,19 Prozent auf 2822,24 Zähler ein. Der technologielastige Nasdaq 100 fiel auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten, er schloss 1,52 Prozent schwächer auf 7307,93 Punkten.

Erschwerend hinzu kam der immer schwächere Ölpreis: Ein Fass der US-Sorte WTI kostete am Donnerstag erstmals seit Ende März wieder weniger als 60 Dollar. Das drückte auf die Aktienkurse der Branche, deren Grosskonzerne in den Leitindizes schwer gewichtet sind. Aktien von Chevron , Exxon Mobil und Conoco Phillips fielen um 2,2 bis 5,6 Prozent. Der S&P Energiesektor war mit minus 3,1 Prozent der mit Abstand grösste Verlierer unter den Sektoren.

Wegen des sich zuspitzenden Handelskrieges zogen sich Investoren erneut aus dem Technologiesektor zurück. Im Dow zählte mit IBM ein Technologietitel zu den grössten Verlierern mit einem Abschlag von 2,9 Prozent. An der Nasdaq gerieten die Kurse von Chip-Herstellern wie Nvidia , Qualcomm , Micron Technology, Broadcom und Applied Materials wieder unter Druck.

Papiere von L Brands – nicht zuletzt bekannt durch die Dessous-Marke «Victoria’s Secrets» – schossen hingegen nach starken Quartalszahlen und Jahreszielen um fast 13 Prozent nach oben. Analyst Michael Binetti von der Credit Suisse lobte vor allem das unter der Marke Bath & Body Works firmierende Geschäft mit Körperpflegeprodukten.

Beim Kosmetikhersteller Avon Products ist die brasilianische Natura Cosmeticos mit ihrem Kaufangebot zum Zuge gekommen. Das liess Avon-Aktien um 3,2 Prozent zulegen, nachdem sie am Vortag bereits um fast 10 Prozent nach oben gesprungen waren. Inklusive Schulden beläuft sich das Volumen des Deals auf 3,7 Milliarden US-Dollar.

Aktien des Datenspeicher-Anbieters NetApp brachen nach einem enttäuschenden Gewinn im vierten Quartal um gut 8 Prozent ein. Anteile von Best Buy büssten 4,8 Prozent ein, nachdem der Elektronikhändler vor steigenden Preisen gewarnt hatte in Folge von Zöllen auf Importe aus China.

Der Eurokurs erholte sich im US-Devisenhandel etwas und notierte zuletzt mit 1,1180 US-Dollar. Zuvor war er auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1139 (Mittwoch: 1,1171) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8978 (0,8952) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen gewannen 20/32 Punkte auf 100 18/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,31 Prozent. (awp/mc/pg)

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