US-Schluss: Dow Jones verliert am Donnerstag 10%

US-Schluss: Dow Jones verliert am Donnerstag 10%

New York – Die Aktienkurse an der Wall Street haben am Donnerstag den freien Fall nochmals beschleunigt. Das wegen des Coronavirus von US-Präsident Donald Trump verhängte Einreiseverbot für Europäer verschärfte die Talfahrt vom Vortag. Der Dow Jones Industrial büsste zehn Prozent auf 21 200,62 Zähler ein. Damit geht der Donnerstag als einer der schwärzesten Tage in die US-Börsengeschichte ein.

Schon nach der Startglocke war der Verkaufsdruck so hoch, dass der Handel wie schon zu Wochenbeginn vorübergehend unterbrochen werden musste. Der Dow fiel am Donnerstag auf das niedrigste Niveau seit Mitte 2017. Damit ist der sogenannte Bullenmarkt der vergangenen Jahre beendet. In den zurückliegenden drei Wochen hat das Börsenbarometer gut 8000 Punkte oder mehr als ein Viertel verloren. Auch die Ankündigung stützender Massnahmen gegen die Coronavirus-Krise durch die Europäische Zentralbank konnte den fortgesetzten Crash an den weltweiten Aktienmärkten nicht bremsen. Nach der Schlussglocke erklärte der New Yorker Bürger Bill de Blasio den Ausnahmezustand in seiner Stadt.

Der marktbreite S&P 500 verlor am Donnerstag 9,5 Prozent auf 2480,64 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 9,3 Prozent auf 7263,65 Zähler ebenfalls steil abwärts.

US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend angekündigt, die Grenzen für Reisende aus Europa für 30 Tage zu schliessen. Gleichzeitig warf er der EU vor, nicht genug gegen die Coronavirus-Krise getan zu haben. Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank nannte die Aussagen Trumps «verwirrend». An den Märkten habe man auf die Ankündigung stimulierender Impulse für die US-Wirtschaft gesetzt – vergeblich. Analyst Edward Moya vom Broker Oanda sprach von «grosser Frustration darüber, dass die Regierung keinen Plan zur Bekämpfung des Virus zu haben scheint». Die Wirtschaft des Landes steuere deshalb nun auf eine Rezession zu.

Im Dow mussten Aktien von IBM , American Express , Walt Disney und Goldman Sachs Verluste von jeweils mehr als zehn Prozent hinnehmen. Die Kurse fielen auf Tiefstände seit mehreren Jahren.

Die US-Einreiseverbote der US-Regierung treffen die ohnehin schon schwer kriselnde Reise- und Freizeitbranche noch härter. Aktien aus dem US-Luftfahrtsektor gerieten erneut in den Abwärtstaumel. American Airlines , Delta Air Lines und United Airlines verloren zwischen 17,7 und fast 25 Prozent. Aktien des Kreuzfahrtanbieters Carnival sackten um mehr als 30 Prozent ab. Carnival stellte den Betrieb der Marke Princess Cruises wegen des Coronavirus für 60 Tage ein.

Nach ihrem Vortagesrutsch von 18 Prozent setzten auch Boeing den freien Fall fort mit einem Minus von weiteren 18 Prozent. Analyst Seth Seifman von JPMorgan glaubt, dass die Coronavirus-Krise zu Auftragsverschiebungen und Stornierungen seitens der Fluggesellschaften führen werde. Zudem könnte der Flugzeugbauer die Dividende kürzen, schrieb er und strich die Kaufempfehlung für die Papiere.

An den Rohstoffmärkten brach der Ölpreis erneut um sechs Prozent ein. Das Coronavirus dürfte die globale Energienachfrage stark drosseln. Die Papiere von US-Branchengrössen wie ConocoPhillips , Halliburton und Schlumberger weiteten die Verluste der vergangenen Tage um 13,4 bis 18 Prozent aus. Experten zufolge drohen Unternehmen vor allem im Geschäft mit der Förderung von Schieferöl und -gas in den USA finanzielle Schieflagen wegen des niedrigen Ölpreises.

Der US-Paketdienst UPS holt mit Carol Tomé eine Frau an die Spitze des Konzerns. Die frühere Finanzchefin der US-Baumarktkette Home Depot übernimmt den Chefposten von David Abney. Im sehr schwachen Gesamtmarkt hielt sich die Aktie mit minus 2,1 Prozent noch recht gut.

Am US-Rentenmarkt büssten richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen anfängliche deutliche Gewinne komplett wieder ein. Sie stagnierten bei 105 31/32 Punkte und rentierten unverändert mit 0.87 Prozent.

Der Euro neigte zum Börsenschluss an der Wall Street weiter zur Schwäche und notierte zuletzt auf 1,1216 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1240 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8897 Euro gekostet. (awp/mc/pg)

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