US-Schluss: Evergrande-Krise sorgt für deutliche Verluste

US-Schluss: Evergrande-Krise sorgt für deutliche Verluste

New York – Insbesondere die Angst der Anleger vor dem kriselnden chinesischen Immobiliensektor hat die Wall Street am Montag stark belastet. Darüber hinaus befürchten die Anleger aktuell auch eine baldige Abkehr von der lockeren US-Geldpolitik. Im späten Handel aber griffen einige Investoren auf niedrigem Kursniveau wieder zu und hielten so die Verluste in Grenzen.

Der Leitindex Dow Jones Industrial knickte am Ende um 1,78 Prozent auf 33 970,47 Punkte ein, nachdem er im Handelsverlauf kurz auf den tiefsten Stand seit Ende Juni abgesackt war. Der breiter gefasste S&P 500 büsste 1,70 Prozent auf 4357,73 Zähler ein. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 2,10 Prozent auf 15 012,19 Punkte.

Zu Wochenbeginn rückte die chinesische Immobilienbranche verstärkt in den Fokus der Anleger. Der angeschlagene Konzern Evergrande muss frisches Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger zu bezahlen. Anleger befürchten einen Zahlungsausfall. Die Probleme haben sich laut Beobachtern für Evergrande in den letzten Monaten verschärft, weil Peking strengere Regeln für den hoch verschuldeten Immobiliensektor des Landes durchsetzt. Wirtschaftliche Probleme im Reich der Mitte können sich über internationale Handels- und Finanzbeziehungen auf die Weltwirtschaft übertragen.

Zudem sehen sich Anleger auch mit Risiken konfrontiert, die sich aus der Ungewissheit über das Vier-Billionen-Dollar-Wirtschaftsprogramm von Präsident Joe Biden sowie aus der Notwendigkeit einer Anhebung oder Aussetzung der Schuldenobergrenze ergeben. Finanzministerin Janet Yellen sagte, dass der Regierung irgendwann im Oktober das Geld ausgehen wird, um ihre Rechnungen zu bezahlen, wenn die Schuldenobergrenze nicht angehoben wird, und warnte vor einer «wirtschaftlichen Katastrophe», wenn die Gesetzgeber nicht die notwendigen Schritte unternehmen.

Im Dow verzeichneten die als sehr konjunktursensibel geltenden Aktien des Baumaschinenherstellers Caterpillar mit einem Minus von 4,5 Prozent die höchsten Verluste. Die Aktien fanden sich damit auf dem Niveau von Anfang Februar wieder. Ferner mieden die Anleger angesichts der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren Aktien aus der Finanzbranche. Damit sackten die Papiere von Goldman Sachs um 3,4 und die von JPMorgan um 3,0 Prozent ab.

«Die Angst vor einer nächsten Immobilienkrise ist zurzeit gross», schrieb Marktexperte Christian Henke vom Handelshaus IG. Die chinesische Regierung scheine nicht bereit zu sein, Evergrande zu helfen. «Die Sorge ist nun, dass weitere Konzerne aus diesem Sektor in die Tiefe gerissen werden und sich daraus möglicherweise eine neue Immobilienkrise entwickelt. Erinnerungen an die Pleite der US-Bank Lehman Brothers im Jahr 2008 werden wach.» Henke verwies damit auf die aus dem Lehman-Debakel resultierende weltweite Finanzmarktkrise.

Aktien von Fluggesellschaften aber stemmten sich gegen den negativen Trend. Grund dafür war die Ankündigung des Corona-Koordinators des Weissen Hauses, dass Ausländer mit einer Corona-Impfung ab November wieder in die Vereinigten Staaten einreisen können. Damit gewannen die Papiere von American Airlines an der S&P-500-Spitze 3,0 Prozent. Für die Anteilsscheine von Delta Air Lines ging es dahinter um 1,7 Prozent nach oben.

US-Staatsanleihen waren angesichts des schwachen Aktienmarktes gefragt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Papiere (T-Note-Future) stieg um 0,33 Prozent auf 133,22 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Papiere betrug 1,31 Prozent. Der Euro litt unter der deutlich eingetrübten Stimmung an den internationalen Börsen und kostete zuletzt 1,1728 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1711 (Freitag: 1,1780) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8539 (0,8489) Euro. (awp/mc/pg)

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