US-Schluss: Dow rückt 1,0% auf 24’893 Punkte vor

US-Schluss: Dow rückt 1,0% auf 24’893 Punkte vor

New York – Anleger haben am Mittwoch in New York die Angst vor schnellen Zinserhöhungen verdrängt. Die Aufbruchstimmung nach dem Kursrutsch der beiden Vorwochen überwog zur Wochenmitte die erneuerten Sorgen vor einer möglicherweise steileren Zinskurve, die von unerwartet deutlich gestiegenen Verbraucherpreisen untermauert wurden.

Nach einem schwächeren Start rückte der Dow Jones Industrial schnell ins Plus vor und baute seine Gewinne dann stetig aus. Zur Schlussglocke stand er 1,03 Prozent höher bei 24’893,49 Punkten. Er verbuchte so den vierten Gewinntag in Folge – ein Zeichen, dass der Markt allmählich wieder zur Normalität zurückkehrt. Erkennbar ist dies auch an einem deutlichen Rückgang der Schwankungsbreite: Der als «Angstbarometer» angesehene Volatilitätsindex VIX fiel erstmals seit Tagen wieder unter der Marke von 20 Punkten. In der Regel entwickelt er sich entgegengesetzt zur Kursentwicklung am Aktienmarkt.

Der marktbreite S&P 500 legte sogar um 1,34 Prozent auf 2698,63 Punkte zu. Über allem thronte der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 mit einem Kursgewinn von 1,85 Prozent auf 6675,03 Punkte.

Die US-Inflation hatte im Januar bei 2,1 Prozent gelegen, während viele Experten mit einer abgeschwächten Teuerung gerechnet hatten. Eine hohe Inflation erhöht grundsätzlich den Druck auf die US-Notenbank Fed, mit steigenden Zinsen gegenzusteuern. Genau diese «Zinsangst» hatte zuletzt als Hauptgrund für die Turbulenzen an den Aktienbörsen gegolten. Die Tendenz bei Experten geht mittlerweile zu vier Zinserhöhungen in diesem Jahr. Die Fed hat bisher nur drei in Aussicht gestellt.

Bei näherer Betrachtung wollten einige Experten die Inflationszahlen aber nicht überbewerten. Commerzbank-Experte Christoph Balz etwa warnt davor, dass «der Januar den Trend überzeichnen könnte», weil zu Jahresbeginn viele Unternehmen ihre Preise änderten. Auch Analyst Omair Sharif von der Societe Generale rechnet damit, dass die US-Inflation einige Antreiber enthalte, die in dieser Form nicht nachhaltig sein dürften. Er rechnet vor allem im zweiten Halbjahr mit einem nachlassenden Preisdruck.

In den Augen von Martin Hüfner vom Vermögensverwalter Assenagon sind die Ängste, die zuletzt zu einer spürbaren «Hysterie» an den Aktienmärkten geführt hätten, mittelfristig ohnehin übertrieben. «Historisch gesehen gehen Phasen steigender Zinsen auch mit steigenden Aktienkursen einher», so der Chefvolkswirt. Allerdings sollten Anleger in Zeiten immer noch hoher Volatilität weiter vorsichtig bleiben, so sein Rat.

Auf Unternehmensseite waren Finanzwerte gefragt, wie Kursanstiege von 2,76 beziehungsweise 2,31 Prozent bei den im Dow gelisteten Aktien von Goldman Sachs und JPMorgan zeigten. Vor dem Hintergrund möglicher Zinssteigerungen und steigender Renditen am Anleihemarkt gelten Banken sogar als Profiteure. Die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen erreichte am Mittwoch nach den Inflationszahlen ihren höchsten Stand seit vier Jahren.

Nicht hoch im Kurs standen derweil Konsumwerte wie Johnson & Johnson, Coca-Cola, Procter & Gamble sowie McDonalds mit Abgaben zwischen 0,2 und 1,5 Prozent. Hier dürfte es seine Spuren hinterlassen haben, dass die Umsätze im US-Einzelhandel im Januar überraschend um 0,3 Prozent gesunken waren. Dies war der stärkste Rückgang seit Februar 2017.

Ansonsten spielte die Musik vor allem bei den Nebenwerten, von denen einige mit Zahlen für Aufsehen sorgen. Dies traf vor allem auf die Aktien von Fossil zu, die nach einer jahrelangen Talfahrt um fast 88 Prozent in die Höhe schossen. Besser als erwartete Umsätze im vierten Quartal machte hier den leidgeplagten Anlegern Hoffnung auf besser Zeiten.

Ein deutlicher Gewinner waren ausserdem die Aktien des IT-Konzerns und Geldautomaten-Herstellers Diebold Nixdorf . Sie machten einen Satz nach oben um mehr als 8 Prozent, nachdem die Resultate für das vierte Quartal die Erwartungen übertroffen hatten. Die Aktien von Groupon dagegen sackten um fast 9,5 Prozent ab. Das Schnäppchenportal hatte die Erwartungen der Anleger beim Ausblick auf das bereinigte operative Ergebnis enttäuscht.

Stahlwerte wie AK Steel oder US Steel profitierten derweil laut Händlern mit Aufschlägen von 7 beziehungsweise 5 Prozent davon, dass US-Präsident Donald Trump Medienberichten zufolge über restriktive Massnahmen gegen billige Stahleinfuhren aus Ländern wie China nachdenkt.

Der Eurokurs stieg trotz der Inflationsangst über die Marke von 1,24 US-Dollar. In New York wurden zuletzt 1,2454 Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor noch auf 1,2348 (Dienstag: 1,2333) Dollar festgesetzt. Am US-Rentenmarkt fielen richtungweisende zehnjährige Papiere um 24/32 Punkte auf 98 18/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,92 Prozent. (awp/mc/ps)

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