US-Schluss: Moderate Verluste – Dynamik fehlt weiterhin

New York – Die US-Börsen haben nach der jüngsten Erholung am Dienstag weitere Ermüdungszeichen gezeigt. Der Leitindex Dow Jones Industrial ging 0,27 Prozent tiefer mit 42.677,24 Punkten aus dem Handel. Der marktbreite S&P 500 schloss 0,39 Prozent schwächer mit 5.940,46 Punkten. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,37 Prozent auf 21.367,37 Punkte.
Nach der starken Vorwoche hatten die Indizes am Montag zwar nicht dauerhaft unter der US-Bonitätsabstufung durch die Ratingagentur Moody’s gelitten, es letztlich aber nur knapp ins Plus geschafft. Anleger sollten auch künftig auf die schon seit Jahresbeginn besser gelaufenen europäischen Dividendenpapiere setzen, rät Elise Badoy, Leiterin Aktienresearch für die Emea-Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) bei der US-Bank Citigroup.
Aussagen von US-Notenbankern deuten darauf hin, dass sich die Währungshüter bei Zinssenkungen wohl weiter Zeit lassen dürften. Hohe Zinsen schmälern tendenziell die Attraktivität eher riskanter Anlagen wie Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren wie Anleihen.
Die Auswirkungen der Handelspolitik der US-Regierung seien noch nicht abzuschätzen, hatte der Präsident der regionalen Notenbank von Atlanta, Raphael Bostic, am Montag gesagt. Am Dienstag sagte Alberto Musalem, sein Kollege von der regionalen Notenbank von St. Louis, dass die US-Zölle zulasten des Wirtschaftswachstums sowie des Arbeitsmarktes gehen dürften.
Damit könnten die US-Handelsplätze etwas weiter hinter den europäischen Börsen zurückfallen. Letztere dürften durch strukturelle Veränderungen wie etwa höhere Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur angetrieben werden, so Citigroup-Analystin Badoy.
Unter den Einzelwerten in den USA sanken Home Depot nach anfangs deutlichen Gewinnen um 0,6 Prozent. Die weltgrösste Baumarktkette hat weiter an der gesunkenen Ausgabefreudigkeit ihrer Kundschaft zu knabbern. Sie bestätigte aber das Jahresziel für den Umsatz auf vergleichbarer Basis.
Für die Papiere von Pfizer ging es um 2,3 Prozent hoch. Der Pharmakonzern wird eine Milliardensumme für die Lizenzierung eines experimentellen Krebsmedikaments aus China zahlen. Diese Transaktion unterstreicht die wachsende Begeisterung der internationalen Arzneimittelhersteller für chinesische Biotech-Innovationen.
Die Titel des Elektroautobauers Tesla retteten nach ihrem Rücksetzer vom Wochenstart nur ein Plus von 0,5 Prozent ins Ziel. Zeitweise erreichten sie ein Dreimonatshoch. Konzernchef Elon Musk liess in einem Gespräch auf Nachfrage erkennen, dass er keine Pläne hat, seinen Posten bei Tesla aufzugeben. Zudem legte der chinesische Tesla-Akkulieferant Catl in Hongkong ein starkes Handelsdebüt hin – es ist der bislang weltweit grösste Börsengang im laufenden Jahr.
Dagegen belegten die Aktien von Nvidia mit minus 0,9 Prozent einen der hinteren Plätze in Dow. Der Chipkonzern schätzt das entgangene Geschäft durch die verschärften Ausfuhr-Beschränkungen der US-Regierung auf 15 Milliarden US-Dollar. Dieser Umsatzausfall komme zusätzlich zu den bereits gemeldeten Abschreibungen von 5,5 Milliarden Dollar für Lagerbestände hinzu, sagte Nvidia-Chef Jensen Huang im Podcast «Stratechery». Die vom deutschen Branchenkollegen Infineon gemeldete Zusammenarbeit gab nur dessen Aktienkurs einen positiven Impuls .
Die Papiere von Alphabet drehten nach Beginn der Entwicklerkonferenz Google I/O ins Minus und verloren am Ende 1,5 Prozent. Seit Jahresbeginn steht ein Kursrückgang um mehr als 13 Prozent zu Buche. Konzernchef Sundar Pichai kündigte an, eigene Produkte schneller auf den Markt zu bringen, um mit der neuen Konkurrenz im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) Schritt zu halten. Nach einer jahrzehntelangen Dominanz gerät das wichtige Suchmaschinengeschäft des Tech-Giganten zunehmend unter Druck. Allerdings behauptet er hier immer noch einen Marktanteil von rund 90 Prozent – und rüstet seine Suchmaschine mit KI-Funktionen auf. (awp/mc/pg)