US-Schluss: Trump und Draghi locken Anleger aus der Deckung

US-Schluss: Trump und Draghi locken Anleger aus der Deckung

New York – Lockere geldpolitische Signale aus Europa und neue Hoffnung im Handelsstreit haben die Wall Street am Dienstag aus ihrer jüngsten Lethargie befreit. Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 1,35 Prozent auf 26 465,54 Punkte und erreichte ein Sechs-Wochen-Hoch. Er begab sich damit wieder auf Tuchfühlung zu seinem bisherigen Rekord von 26 951 Punkten aus dem Oktober, der nun nur noch 1,8 Prozent entfernt liegt.

Rückenwind für die Börsen kam zuerst aus Europa von EZB-Präsident Mario Draghi, der auf der Notenbankkonferenz den Bedarf für eine Lockerung der Geldpolitik signalisierte, sollte sich der Wirtschaftsausblick nicht bessern. Weiteren Treibstoff lieferte dann US-Präsident Donald Trump, der kurz nach dem Handelsauftakt ein grösseres Treffen mit Chinas Amtskollegen Xi Jinping beim kommenden G20-Gipfel ankündigte.

Beides sorgte marktbreit für Rückenwind, wie der 0,97 Prozent festere S&P 500 mit seinen 2917,75 Punkten am Ende zeigte. Wie schon am Vortag waren aber Technologiewerte besonders stark gefragt: ihr Auswahlindex Nasdaq 100 zog um 1,45 Prozent auf 7635,40 Zähler an.

Billiges Notenbankgeld taugt im bisherigen Juni-Verlauf allgemein wieder als Antreiber für die Aktienmärkte. Mit Spannung wird nun am Mittwoch auf den Zinsentscheid der Fed und die begleitenden Aussagen der US-Währungshüter geblickt. Experten erwarten zwar noch keinen Zinsschritt, halten es aber für möglich, dass die Währungshüter die Anleger argumentativ auf Zinssenkungen vorbereiten werden.

Die Aussagen von Trump erweckten derweil unter Anlegern wieder etwas mehr den Glauben daran, dass sich die Streitnationen USA und China in ihrem konjunkturbelastenden Handelskonflikt doch noch einigen können. Die Hoffnung zeigte sich insbesondere bei Aktien aus dem Chipwertebereich, deren Geschäft als besonders eng verflochten mit Fernost gilt. Intel rückten im Dow um 2,7 Prozent vor und an der Nasdaq führte Xilinx die Hausse mit fast 7 Prozent an.

Schlagzeilen machte im Technologiebereich auch Facebook , nachdem das Online-Netzwerk wie erwartet die Pläne für eigene Digitalwährung vorgestellt hat. Auf einem Hoch seit sechs Wochen angekommen, galt dies im Kurs aber schon als vorweg genommen. Der frühe Anstieg mit einer Annäherung an die 200-Dollar-Marke verflachte und am Ende drehte die Aktie sogar knapp mit 0,3 Prozent in die Verlustzone.

Im Dow knüpfte Boeing anlässlich der Luftfahrtmesse in Le Bourget als Spitzenreiter an seinen starken Wochenauftakt an. Die Aktie rückte um 5,4 Prozent vor, nachdem auf der Pariser Luftfahrtmesse trotz der Krise mit dem 737 Max grosse Aufträge vermeldet wurden. Der British-Airways-Mutterkonzern IAG schenkt dem Flugzeugbauer sein Vertrauen und will auf einen Schlag 200 Jet aus der 737-Reihe bestellen.

Mit Moneygram sorgte ein Nebenwert mit einem deutlich mehr als verdoppelten Kurs für Aufsehen. Statt der 1,45 Dollar vom Vortag war die Aktie des Geldtransfer-Dienstleisters plötzlich 3,90 Dollar wert. Anleger feierten hier die Tatsache, dass er eine Partnerschaft mit dem Fintech-Unternehmen Ripple eingeht.

Allergan-Aktien bauten ihre Gewinne bis auf 4,2 Prozent aus. Als Treiber dafür galt ein Analystenkommentar von Evercore ISI. Darin hält es Umer Raffat für möglich, dass sich der Pharmakonzern aufspalten könnte. Er fügte hinzu, Details dazu könnte es in den nächsten Monaten geben.

Ansonsten sorgte der Börsenneuling Beyond Meat am Dienstag wieder mit Ausschlägen für Furore. Nachdem das zwischenzeitlich verblasste Kursfeuerwerk in den vergangenen Tagen neu entfacht wurde, schaffte es die Aktie des Fleischersatz-Spezialisten mit einem erneuten Kurssprung zunächst erstmals über die Marke von 200 Dollar, dann aber ging der Schwung verloren. Am Ende schloss sie mit 169,89 Euro in etwa auf Vortagsniveau.

Die Aussicht auf eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik hat am Dienstag den Euro belastet. Der Kurs rutschte unter die Marke von 1,12 US-Dollar, zuletzt wurden in New York 1,1195 Dollar gezahlt. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,1187 (Montag: 1,1234) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte so 0,8939 (0,8902) Euro gekostet. US-Staatsanleihen waren gefragt, richtungsweisende Zehnjährige kletterten um 10/32 Punkte auf 102 26/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,06 Prozent. (awp/mc/pg)

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