US-Schluss: Iran und Zollstreit verdrängen Zinsfantasien

US-Schluss: Iran und Zollstreit verdrängen Zinsfantasien

New York – Nach der zuletzt schon lustlosen Entwicklung an der Wall Street haben am Dienstag die Pessimisten die Oberhand gewonnen. Der Dow Jones Industrial weitete seine Anfangsverluste aus und schloss 0,67 Prozent im Minus bei 26 548,22 Punkten. Bereits seit Freitag hatte der US-Leitindex einer starken Woche Tribut gezollt, in der die Anleger Signale der grossen Notenbanken für eine noch lockerere Geldpolitik gefeiert hatten.

Auch bei den anderen Indizes zeigte sich die zunehmende Angst der Anleger angesichts schon hoher Bewertungen und politischer Konflikte: Der marktbreite S&P 500 , der es erst am Freitag im Tagesverlauf auf ein Rekordhoch geschafft hatte, verabschiedete sich 0,95 Prozent tiefer bei 2917,38 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 verlor am Ende sogar 1,70 Prozent auf 7591,54 Punkte.

Neben den amerikanisch-iranischen Spannungen rückt der nahende G20-Gipfel in den Fokus, auf dem Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischer Amtskollege Xi Jinping über den Handelskonflikt beider Länder stattfinden sollen. Anthony Chan, Leiter Kapitalmarktstrategie Asien der schweizerischen Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), hat für das Gipfeltreffen keine allzu grossen Erwartungen. «Wir sehen das wahrscheinlichste Ergebnis des G20-Gipfels in einer verlängerten Waffenruhe (zwischen den USA und China), während die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, aber alle bestehenden Zölle beibehalten werden», so der Experte.

Auch schwache Daten zur Stimmung der amerikanischen Verbraucher und vom Immobilienmarkt, die die Hoffnungen auf sinkende Zinsen unterstützen dürften, sorgten am Dienstag nicht für neue Kaufimpulse. Ähnliches galt für eine Rede des US-Notenbankvorsitzenden Jerome Powell, in der er erneut seine grundsätzliche Offenheit für Zinssenkungen äusserte – danach nahm der Verkaufsdruck sogar noch etwas zu. Offenbar rückt zunehmend die Konjunkturunsicherheit, die für die neuen Töne der Notenbank verantwortlich ist, in den Fokus der Anleger.

Im an Unternehmensnachrichten armen Handel sorgte eine Milliardenübernahme im Pharmabereich für Aufsehen. Die Aktien des Botox-Herstellers Allergan sprangen dank einer Offerte von Abbvie um gut ein Viertel ihres Werts auf 162,43 US-Dollar hoch. Der Pharmakonzern will sich Allergan für insgesamt 63 Milliarden US-Dollar einverleiben und zahlt je Allergan-Papier insgesamt 188,24 US-Dollar – einen Baranteil von 120,30 Dollar und 0,8660 eigene Aktien. Titel des Branchenkollegen Teva legten im Sog dieser Nachricht um knapp sieben Prozent zu. Dagegen sackten Abbvie-Papiere um über 16 Prozent ab.

Der Euro zollte nach nach anfänglichen Gewinnen seinem jüngsten Höhenflug Tribut und kostete im New Yorker Handel zuletzt 1,1372 Dollar. Damit notierte die Gemeinschaftswährung unter dem Referenzkurs, den die Europäische Zentralbank (EZB) auf 1,1388 (Montag: 1,1394) Dollar festgelegt hatte. Der Dollar hatte damit 0,8781 (0,8777) Euro gekostet. Davor hatte sich der Euro bei 1,1412 Dollar so stark gezeigt wie zuletzt vor über drei Monaten.

Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen legten um 7/32 Punkte auf 103 14/32 Punkte zu. Sie rentierten mit 1,99 Prozent wie schon vergangene Woche unter der Zwei-Prozent-Marke. (awp/mc/pg)

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