US-Eröffnung: Klare Richtung fehlt
New York – Nach zwei Tagen mit deutlichen Verlusten hat die Wall Street am Freitag zunächst keine klare Richtung gefunden. Eine Dreiviertelstunde nach dem Börsenstart stand der Dow Jones Industrial angesichts der anhaltenden Konjunktursorgen 0,51 Prozent tiefer bei 10.679,22 Punkten. Am Vortag war der US-Leitindex im Handelsverlauf auf ein Zwölfmonatstief abgesackt, war aber auf Schlusskursbasis knapp an einem neuen Tief vorbeigeschrammt.
Die Wochenbilanz für das weltweit am meisten beachtete Börsenbarometer dürfte tiefrot ausfallen. Der breiter gefasste S&P 500 gab am Freitag um 0,15 Prozent auf 1.127,84 Punkte nach. An der Technologiebörse Nasdaq stieg der Composite-Index um 0,07 Prozent auf 2.457,35 Punkte, während der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,04 Prozent auf 2.183,65 Punkte nachgab.
Jüngste Aussagen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer konnten die Anleger nicht nachhaltig von der Stabilität der Weltwirtschaft überzeugen. Die sogenannten G20 wollen die Banken rund um den Globus notfalls mit ausreichend Geld versorgen. Die Zentralbanken würden die Institute mit der notwendigen Liquidität ausstatten, heisst es in der in Washington veröffentlichten Erklärung.
Auch die europäische Schuldenkrise bewegt Börsianern zufolge weiter die Gemüter. So schliesst der niederländische Notenbankchef Klaas Knot inzwischen eine Pleite Griechenlands nicht mehr aus. «Dies ist eines der Szenarien», sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem Interview mit der niederländischen Wirtschaftszeitung «Het Financieele Dagblad». Darüber hinaus soll Griechenlands Finanzminister Evangelos Venizelos erstmals über eine geordnete Umschuldung seines Landes mit einem Schuldenschnitt von 50 Prozent gesprochen haben.
Unter den Einzelwerten stachen die Aktien von Nike nach Quartalszahlen mit einem Plus von 5,25 Prozent auf 88,60 US-Dollar positiv hervor. Bei dem Sportartikelhersteller brummt das Geschäft besonders in den Schwellenländern inklusive China, am bedeutsamsten ist aber immer noch der Heimatmarkt Nordamerika. Zudem sei der Gewinn je Aktie unerwartet hoch ausgefallen, meinte Analyst Michael Binetti von der Schweizer Grossbank UBS.
Für die Titel von Caterpillar ging es um 0,92 Prozent auf 74,58 Dollar hoch. Der weltgrösste Baumaschinen-Hersteller hatte trotz der zunehmenden Sorgen der Anleger um den Fortgang der Konjunktur seine Jahresprognose bekräftigt. Dagegen litten die Notierungen der Ölkonzerne unter den wieder rückläufigen Priesen für das «schwarze Gold»: Chevron büssten 1,56 Prozent auf 88,76 Dollar ein und ExxonMobil verloren 1,03 Prozent auf 68,53 Dollar.
Die Titel von Hewlett-Packard (HP) sanken als Dow-Schlusslicht um 5,31 Prozent auf 21,59 Dollar. Nach nicht mal einem Jahr an der Spitze des weltgrössten Computerherstellers macht der glücklose deutsche Manager Leo Apotheker Platz für Meg Whitman. Die ehemalige Ebay-Chefin soll das verloren gegangene Vertrauen der Kunden und Aktionäre zurückgewinnen.
Ein Plus von 1,91 Prozent auf 21,37 Dollar erreichten indes die Papiere von Tibco Software, nachdem der Konkurrent der deutschen Software AG mit seinen Quartalszahlen positiv überrascht hatte.
In die Gewinnzone schafften es auch die zuletzt gebeutelten Bankentitel: Für Bank of America ging es an der Dow-Spitze um 2,31 Prozent auf 6,20 Dollar hoch und JPMorgan verteuerten sich um immerhin 0,17 Prozent auf 29,32 Dollar. (awp/mc/upd/ps)