Buchtipp: Oliver Fiechter – «Die Wirtschaft sind wir!»

Buchtipp: Oliver Fiechter – «Die Wirtschaft sind wir!»

Von Philippe Löpfe

Bücher über das Internet und seine Auswirkungen gibt es wie Sand am Meer. Thomas Friedman hat uns gelehrt, wie die Welt flach und der Wettbewerb mörderisch geworden ist. Chris Anderson hat erkannt, dass dank der Long-Tail-Ökonomie nun auch Nischenplayer eine Chance auf den globalen Märkten erhalten, und Sherry Turkle hat uns darüber aufgeklärt, dass sozial Medien Menschen auch sehr einsam machen können. Das sind nur drei prominente Beispiels aus einer Flut von Büchern, die in den letzten Jahren zu diesem Thema erschienen sind. Dazu kommen Filme, Reportagen in Magazinen und Leitartikel in Tageszeitungen, die sich mit den Auswirkungen von Facebook und Twitter auf den arabischen Frühling befassen, die den Verlust der Privatsphäre beklagen, vor der neuen Allmacht von Apple, Amazon und Google warnen oder einen bevorstehenden Cyberwar beschwören. Es hat alles, und für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Nie fehlt in den Berichten über das digitale Zeitalter der Begriff der Revolution. Wer sich auf das Internet einlässt, realisiert rasch, dass das, was sich in Cyberspace abspielt, nicht einfach mehr vom Gleichen ist. Wir leben in einer Wendezeit. Quer durch alle Schichten und Parteien breitet sich das Gefühl einer Endspielsituation aus. Dafür gibt es auch wahrlich genügend gute Gründe: Die Bevölkerung explodiert, das Klima spielt verrückt, die Finanzmärkte geraten ausser Kontrolle, eine neue Massenarbeitslosigkeit zeichnet sich ab, und die Politik wird immer hilfloser. Es sind längst nicht mehr bloss die Fachidioten, die Nerds, Geeks oder wie immer sie genannt werden, die sich für das Internet interessieren. Soziologen, Ökonomen, Politologen und Psychologen haben sich darauf gestürzt. Sie haben erkannt, dass Diskussionen über Kapitalismus gegen Kommunismus irgendwie sinnlos geworden sind und wir einen neuen Weg brauchen. Aber welchen?

Für die einen sind Google, Facebook & Co. im besten Fall Agenten einer generellen Verblödung der Menschheit geworden, im schlimmsten Fall die Vorboten auf dem Weg zu einer schönen neuen Welt im Sinne von Aldous Huxley. Für die anderen ist IT zum Hoffnungsträger schlechthin aufgestiegen, vor allem in Kombination mit anderen Technologien: Ein Smartgrid und nachhaltige Energie werden uns von den fossilen Brennstoffen befreien. Gemeinsam werden IT und Biotech das Welternährungsproblem lösen. Die Kombination von Nanotech und IT wird via 3D-Printing die ausgelagerten Arbeitsplätze wieder zurückbringen. Künstliche Intelligenz und Roboter werden Kriege führen und Alte pflegen. Nichts ist unmöglich, um es mit einem Werbeslogan zu sagen. Selbst das Unmöglich wird in Aussicht gestellt. Ray Kurzweil, der Guru der künstlichen Intelligenz, rechnet damit, dass es 2040 zur Singularity kommt. Die Verschmelzung von menschlicher und künstlicher Intelligenz wird die Menschen unsterblich machen.

Oliver Fiechters Buch heisst «Die Wirtschaft sind wir!» und macht damit klar, dass es ihm weder um eine Verdammung noch um eine Verherrlichung der neuen Technologien geht. Es geht vielmehr darum, die technische Entwicklung, die wirtschaftlichen Interessen und die sozialen Trends aufzuzeigen und miteinander zu verbinden, um an Ende zu einer Ökonomie 3.0 zu gelangen. Auf diese Weise wird allmählich deutlich, dass es tatsächlich eine Alternative zum bestehenden System gibt. Fiechter hat damit nicht einfach ein Buch mehr geschrieben, sondern ein wichtiges.

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