«20 Minuten» feiert zehnten Geburtstag

Gratiszeitungen hielten Einzug. Um den Starttermin gab es ein Gerangel. Sowohl der norwegische Verlag Schibsted als auch die schwedische Modern Times Group wollten eine der hierzulande neuartigen Zeitungen lancieren. Die Frage war: Wer kommt zuerst?


Vorgezogener Start
Es war «20 Minuten» aus dem Hause Schibsted. Angekündigt war ihr Erscheinen auf Februar 2000. Kurzfristig wurde der Start auf den 13. Dezember 1999 vorgezogen. Das Konkurrenzblatt «Metropol» folgte am 30. Januar – da hatte «20 Minuten» sich der Leserschaft bereits bekannt gemacht. Nach zwei Jahren gab «Metropol» auf. Projektleiter und Mitbegründer von «20 Minuten», Sacha Wigdorovits, prophezeite damals: «Die etablierten Zeitungen werden wohl am meisten leiden». Er behielt Recht.


Am Schluss waren’s nur noch «20 Minuten» und «Blick am Abend»
Die Auflagen der grossen Blätter sanken, während «20 Minuten» stetig wuchs. Im Laufe der Jahre erschienen und verschwanden mehrere Gratiszeitungen. Verblieben sind «20 Minuten» in der Deutsch- und Westschweiz sowie «Blick am Abend». Zum Start von «20 Minuten» warf Schibsted 100’000 Exemplare auf den Markt. Das Vertriebsgebiet umspannte die Region um Zürich bis Aarau, Zug, Rapperswil und Frauenfeld.


Grösste Tageszeitung der Schweiz
Heute erscheint die Pendlerzeitung gemäss WEMF-Zahlen von 2009 in einer Auflage von 536’473 Exemplaren in Zürich, Bern, Basel, Luzern und St. Gallen. Seit 2005 gehört sie dem Zürcher Medienkonzern Tamedia. Am ersten Erscheinungstag von «20 Minuten» liess freilich wenig auf den späteren Höhenflug schliessen. Die flächendeckende Versorgung im Verbreitungsgebiet fiel teilweise ins Wasser. Viele Pendler bekamen das werbewirksam lancierte Blatt nicht zu Gesicht.


Harziger Start
Grund war eine Verkettung von Pech und Pannen: Die Redaktion hatte zu spät abgeschlossen, bei der Übermittlung in die Druckerei sowie beim Druck gab es Probleme und obendrein blieb der Transporter mit den druckfrischen Zeitungen in einem Stau auf der Autobahn stecken. In den ersten Jahren wechselten die Chefredaktoren in rascher Folge. Der erste war Urs Weber, der schon bei der Lancierung des neuen Medienprodukts dabei war. Weber starb im Dezember 2000 überraschend im Alter von 44 Jahren. Interimistisch übernahm Hanspeter Eggenberger die Leitung. Stellvertreter war Rico Brazerol.


Unfrewilliges Sesselrücken
Als Nachfolger Webers wurde Danni Härry gewählt, damals stellvertretender Chefredaktor der «Berner Zeitung». Am Abend vor seinem Amtsantritt Anfang März 2001 wurde er aber kurzerhand vom «20 Minuten»-Verwaltungsrat ausgebootet und Rico Brazerol als interimistischer Chefredaktor eingesetzt. Schon nach wenigen Monaten verliess Brazerol die Pendlerzeitung und Markus Eisenhut übernahm das Steuer. Der heutige Co-Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» wurde im November 2003 entlassen. Als Chefredaktor ist seither Marco Boselli tätig. (awp/mc/ps/02)

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